Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
Gewinn würden das Bankkonto nicht schmerzhaft aus dem Gleichgewicht bringen. Jim könnte einen Schuldschein ausstellen und die Füße hochlegen. Eine steuerfreie Nebeneinnahme für den alten Gelehrten und ein geruhsames Leben für Jim. Gammon war als Diener recht kostspielig, also würde Jim sich einen eigenen Butler zulegen. Vielleicht auch ein Au-pair-Mädchen oder eine von diesen philippinischen Schönheiten, von denen man immer las. Oder zwei.
    Jim grinste und pfiff zugleich, während er nach seiner Hose kramte und sie über den Schlafanzug streifte.
    »Überflüssig, die ganze morgendliche Prozedur zu veranstalten«, sagte er zu sich selbst. »Falls der Professor meinem Angebot zustimmt, kann ich in zehn Minuten wieder im Bett liegen.«
     
    Professor Slocombe saß an seinem Schreibtisch und arbeitete. Er blickte nicht auf, als Jim das Studierzimmer betrat.
    »Schön, dich wieder gesund und putzmunter zu sehen«, sagte er, als Jim durch die Tür getänzelt kam. »Allerdings schätze ich, daß dir in der Pyjamahose bei der Arbeit ziemlich heiß werden wird.«
    Jim kaute auf der Unterlippe. »Ich habe nachgedacht«, sagte er.
    »Sehr gut, dann war deine Zeit also nicht vollkommen verschwendet«, entgegnete der Professor. »Ich vertraue darauf, daß die Schlußfolgerungen, zu denen du während deiner Kontemplation gelangt bist, von praktischem Nutzen für meinen Garten sind?«
    »Könnte ich vielleicht eine Tasse Kaffee haben?« erkundigte sich Jim, als er die türkische Kanne erspähte, die am Kamin vor sich hin dampfte.
    »Selbstverständlich, Jim. Wenn du so freundlich wärst, mir auch eine auszuschenken?«
    Pooley tat es. »Um noch einmal auf diese Rasengeschichte zu kommen«, sagte er, während er dem Professor die Tasse auf den Schreibtisch stellte, »unter den gegebenen Umständen denke ich, daß wir sie vielleicht vergessen sollten.«
    »Genau das gleiche denke ich auch«, sagte der Professor sehr zu Jims Überraschung und vorübergehender Erleichterung. »Unter den gegebenen Umständen.«
    »Oh, sehr gut! Das ist Musik in meinen Ohren.«
    »Ja, wir müssen das Rasenmähen ganz hinten anstellen und die Prioritäten ändern.«
    »Genau die«, sagte Jim.
    »Und jedes Quäntchen unserer Energie und unserer Kräfte einer Angelegenheit von weitaus größerer Bedeutung und dringlicherer Natur zuwenden.«
    »Müssen wir?« Der Tonfall des Professors gefiel Jim nicht im geringsten.
    »Müssen wir. Setz dich doch, Jim. Es wird dir nicht gefallen, was ich dir zu sagen habe.«
    Indem er den Professor wie immer beim Wort nahm, machte Jim es sich in einem der Sessel am Kamin gemütlich.
    »Was siehst du hier, Jim?« Der Professor hatte sich erhoben und zeigte Pooley seine Karte der Gemeinde Brentford. Jim überflog sie mit weniger als flüchtigem Interesse.
    »Sollte ich auf etwas Bestimmtes achten?« erkundigte er sich.
    »Das hier.« Der Gelehrte deutete auf die Umrisse des großen Stadions.
    »Das große Stadion?«
    »Ja. Was siehst du dort?«
    Jim reagierte wie immer verwirrt.
    »Einen großen Stern, was sonst?«
    »Einen fünfeckigen Stern.«
    »Ja, natürlich. Einen fünfeckigen Stern.«
    Der Professor nahm seinen Federkiel zur Hand und verband die fünf Spitzen des Sterns. »Und was siehst du nun?«
    »Ein Dingsbums, ein fünfeckiges Dingsbums.«
    »Pentagramm, Jim. Ein invertiertes Pentagramm.«
    »Ah!« machte Pooley. Er hatte keine Ahnung von okkulten Dingen, aber was ein Pentagramm war, das verstand jedes Kind. »Das ist nicht gut, oder?«
    »Nein, Jim, das ist alles andere als gut. Das invertierte Pentagramm ist das Symbol des Diabolischen, der negativen Energien und unnatürlichen Kräfte. Das Symbol von allem Bösen.«
    Jim war wenig beeindruckt. »Sie sehen ein invertiertes Pentagramm, Professor, wo der Rest der Welt ein Olympisches Stadion sieht.«
    »Meiner Meinung nach steckt eine Menge mehr dahinter als das.«
    »Nein«, widersprach Jim. »Schlagen Sie sich diese dunklen Gedanken ruhig aus dem Kopf. Das Ding ist eine geniale Meisterleistung. Das achte Weltwunder. Heute treffen die Athleten ein, und um ehrlich zu sein, dachte ich, daß ich vielleicht selbst hingehen und den Feierlichkeiten beiwohnen könnte. Warum kommen Sie nicht mit?«
    »Kommt dir denn an diesem Stadion nichts merkwürdig vor, Jim?«
    Pooley blies die Backen auf.
    »Nun, natürlich gibt es da die eine oder andere Sache … aber die Welt steckt voller Merkwürdigkeiten, was bedeutet da schon eine mehr oder weniger? Wir leben in

Weitere Kostenlose Bücher