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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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sehr traurig, Sir. Soll ich vielleicht Mister Pooley informieren?«
    »Nein, Gammon, das mache ich selbst. Alles zu seiner Zeit.«
    »Wie Sie wünschen, Sir.«
    »Danke sehr, Gammon.«
    »Ich danke Ihnen, Sir.«

Kapitel 37
     
    Es war ein denkwürdiger Tag, der eine Inschrift im schönsten Kupferstich auf einer hübschen, sauberen weißen Seite in den Brentforder Annalen verdient gehabt hätte. Die Ankunft der Athleten aus allen vier Ecken der Welt, die offizielle Einweihung und Eröffnung des Stadions. Blaskapellen würden blasen, Tanzgruppen tanzen, und die größte Parade aller Zeiten würde durch die Gemeinde ziehen. Banner und Wimpel, Ballons und Reifen, Blumen und Kinkerlitzchen. Eine phantastische und unvergleichliche Schau.
    Die Handlanger der Stadtverwaltung hatten Überstunden eingelegt und die halbe Nacht gearbeitet, um Laternenmasten mit Wimpeln und Blumengirlanden zu schmücken. Pfadfinder und Mädchengruppen hatten seit Wochen für den Umzug geprobt. Überall standen Hot-Dog-Verkäufer, Souvenirprogrammstände, und Eiswagen bereit. Die Einwohner Brentfords hatten den Tag zu einem inoffiziellen Feiertag erklärt und versammelten sich an den Straßenrändern. Die Limousine des Bürgermeisters stand poliert vor dem Rathaus und wartete. Auf der glänzenden Kühlerhaube flatterte das Wappen Brentfords in der leichten Brise. Die Olympische Abordnung der Gemeinde beugte im Memorial Park zu den aufpeitschenden Rufen Vater Moitys die Knie, und die Sonne schien tapfer aus einem wolkenlosen, intensiv blauen Himmel. Das war der Große Tag, der größte Tag, den Brentford je erlebt hatte.
    Jim Pooley saß, komfortabel auf mehrere Kissen gestützt, in seinem Bett und überflog die neuesten Urlaubsprospekte, die mit der morgendlichen Post eingetroffen waren. Gammon räumte die letzten mageren Überreste von Jims reichhaltigem Frühstück ab.
    »Mögen Sir vielleicht noch etwas Kaffee?« erkundigte sich das Faktotum.
    »Selbstverständlich«, antwortete Jim. »Mit Zucker und Milch.«
    »Dann wissen Sir ja wohl, wo sich Kanne und Zuckerdose befinden und können sich selbst bedienen«, sagte das Faktotum und hob das Tablett auf. »Und bevor Sir nun etwas einzuwenden haben, schlägt der Professor vor, daß Sir sich daran machen, den Rasen zu mähen.«
    »Aber …«, wandte Jim ein, »… aber … aber …«
    »Der Professor meint, Sir überspanne den Bogen«, fuhr Gammon fort. »Er meint, er stelle meine Zeit mit zehn Pfund die Minute in Rechnung, und bittet zu erfahren, ob Sir meine Dienste für den Rest des Tages noch einmal zu beanspruchen wünschen.«
    »Nun komm schon, Gammon, alter Kumpel«, krächzte Jim heiser. »Ich kann jetzt noch nicht arbeiten. Ich befinde mich immer noch in einem Schockzustand.«
    Gammon zog seine Taschenuhr aus der Hose und beobachtete den Sekundenzeiger.
    »Wünschen Sir sonst noch etwas? Zeit ist Geld, wie Sir sicher wissen.«
    »Selbstverständlich nicht, Gammon. Du bist entlassen, beeil dich bitte. Ich möchte dich auf gar keinen Fall von deiner Arbeit abhalten.«
    »Sehr wohl, Sir.« Gammon wandte sich ab und ging, ohne sich die Mühe zu machen, die Schlafzimmertür hinter sich zu schließen. Sein unverhohlenes Kichern hallte noch einige Zeit durch den Flur.
    »Den Rasen mähen!« stöhnte Jim. »So ein verdammter Mist!« Er warf die Urlaubsprospekte beiseite und kletterte behutsam aus seinem behaglichen Bett. Er war nur noch ein paar Tage von einem Leben als Millionär entfernt, und trotzdem erwartete man von ihm, Rasen zu mähen! Das war überhaupt nicht fair. Der Professor machte sich allem Anschein nach über ihn lustig. Ganz ohne Zweifel trug Omally die Schuld daran.
    Jim suchte in dem unordentlichen Kleiderhaufen neben dem Bett nach seinem Hemd. Das war wieder einmal typisch Omally, ihn mit der ganzen Arbeit im Stich zu lassen. Der verdammte Ire würde über alle Backen grinsend antanzen und hunderttausend Entschuldigungen vorbringen, sobald Jim erst seinen Gewinn abgeholt hatte, das stand fest.
    Aber das, so überlegte Jim, war nun einmal das Los des Millionärs. Es gab immer irgendeinen Trittbrettfahrer, der sich einen Teil der Beute sichern wollte. Die Welt war voller Habsucht. Traurige Zeiten, wo alle immer nur hinter Geld her waren. Diese kosmische Wahrheit brachte das Gehirn des Burschen auf Hochtouren. Genaugenommen bezahlte der Professor ihn, damit Jim die Gärtnerarbeiten erledigte, also konnte man vielleicht einen Handel abschließen. Ein oder zwei Tausender aus dem

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