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Kohlenstaub (German Edition)

Kohlenstaub (German Edition)

Titel: Kohlenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Kathrin Koppetsch
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nicht.
    Unschlüssig sah
ich in die Runde. Rabenau und Frau Jankewicz sahen zu Boden.
    Kruse schüttelte
den Kopf und sagte: »Schwester Gerlach, heute will niemand Ihre Bibelarbeit
hören. Die Leute haben andere Sorgen.«
    »Aber gerade
deshalb …« Angesichts des Blicks von Schwester Käthe verstummte ich.
    »Lasst uns beten«,
bestimmte die Diakonisse und wartete, bis alle die Hände gefaltet hatten.
    »Breit aus die
Flügel beide, oh Jesu, meine Freude, und nimm dein Küchlein ein«, sagte sie mit
ihrer tiefen Stimme. »Will Satan mich verschlingen, so lass die Englein singen:
›Dies Kind soll unverletzet sein!‹ Hilf, Herr Jesus! Amen!«
    »Amen«,
bekräftigten die Versammelten.
    Unbehaglich
rutschte Rabenau auf seinem Stuhl herum.
    »Wer hat Manni
zuletzt gesehen?«, fragte Kruse in die Stille hinein.
    »War er die
letzten Tage in seinem Verein zum Kicken?«
    Frau Jankewicz
nickte. »Der Trainer hat ihn noch gelobt. Er hätte sich gut gemacht in letzter
Zeit.«
    »Und gestern bei
der Arbeit?«
    »Da war er auch«,
bestätigte Rabenau.
    »Was hat er danach
gemacht?«
    »Ich glaube, er
war mit seinen Kumpels unterwegs«, sagte Fräulein Kreuter. »Zum Abendbrot war
er nicht zu Hause.« Ihre Mutter saß stumm daneben.
    »Hat ihn danach
noch jemand gesehen?«
    Frau Jankewicz
schüttelte den Kopf.
    Fräulein Kreuter
erläuterte: »Er hatte einen eigenen Schlüssel, und wir haben nicht immer
kontrolliert, wann er kommt und geht.«
    »Vielleicht
sollten wir die Kumpels mal fragen«, überlegte Kruse.
    »Ich schau mal
nach, wer im Jugendkeller ist!«
    Kruse nickte
Rabenau zu. Die beiden Männer erhoben sich.
    »Was sagt
eigentlich der Kommissar?«, wollte ich wissen, nachdem sie den Raum verlassen
hatten.
    »Sie haben alles
durchsucht. Das Pfarrhaus, das Gemeindehaus, den Westpark …«, antwortete
Kaminski. »Wir sind alle mitgekommen, haben nach Manni gerufen. Keine Antwort.
Kein Lebenszeichen. Morgen geht es weiter. Alle Mann machen mit.«
    »Wann kommt
Idschdi zurück? Der kennt sich doch auf dem Gelände am besten aus.«
    Kaminski bemerkte:
»Merkwürdiger Zufall, dass der Junge gerade dann verschwindet, wenn der
Hausmeister weg ist.«
    Wieder breitete
sich das Schweigen aus. Ich dachte an das Gespräch zwischen Kruse und Rabenau,
das ich vor einigen Tagen zufällig belauscht hatte und in dem es eindeutig um
den Hausmeister ging. War Idschdi in die Ereignisse verwickelt?
    Wenig später kehrten
mein Kollege und der Presbyter zurück in den Gemeinderaum, gefolgt von Detlef
Rabenau und einem Mädchen mit dünnem Pferdeschwanz, das ich nicht kannte.
    Kruse schob Detlef
in die Runde: »So. Jetzt erzähl mal alles, was du weißt.«
    »Ich sag doch, ich
hab nichts damit zu tun! Ich weiß gar nichts!«, protestierte der Junge.
    »Wann hast du
Manni das letzte Mal gesehen?«
    »Ist schon ein
paar Tage her.«
    »Gestern also
nicht?«
    Detlef schob die
Unterlippe vor. »Nee«, nuschelte er.
    »Hast du dich
nicht gewundert, dass er nicht kam?«
    »Er ist doch jetzt
in der Lehre, da kommt er nicht mehr so oft.«
    »Ihr wart doch
neulich im Pfarrhaus von Hanning. Was habt ihr da gemacht?«
    »Gar nichts!«
    Kruse war
unerbittlich. »Das kann nicht sein. Ihr habt den Schlüssel genommen und seid unbefugt
eingedrungen. Habt ihr etwas gestohlen?«
    Detlef wand sich.
»Wir wollten nur wissen … was da los ist in dem Haus …«
    Das Mädchen, das
mit Detlef den Raum betreten hatte, schaltete sich ein. »Die Trudi sagt doch
immer, da spukt es.« Sie gestikulierte so lebhaft, dass ihr Pferdeschwanz
wippte.
    »Und da wolltet
ihr nachsehen, ob das stimmt?«, kam Rabenau seinem Sohn zu Hilfe.
    Der nickte.
    Kruse bohrte
weiter: »Wer war noch alles dabei?«
    »Manni. Und sein
Kumpel. Der Vanni.«
    »Vanni heißt er?«
    »Eigentlich
Giovanni.«
    »Und du.«
    »Ja«, sagte er
kleinlaut.
    »Keines von den
Mädchen?«
    »Ach was. Die
hatten Schiss!« Jetzt klang Detlef selbstbewusster.
    »Wir sind draußen
geblieben«, sagte das Mädchen. »Wir haben aufgepasst, dass keiner kommt.«
    »Wo im Haus wart
ihr?«
    Detlef zuckte mit
den Schultern. Ȇberall. Im Keller und im Wohnzimmer. Da, wo der tote Pastor
gelegen hat.«
    »Wie lange habt
ihr euch dort aufgehalten? Länger als eine Stunde?«
    Das Mädchen
schüttelte den Kopf, und wieder wippte ihr Pferdeschwanz. »Die haben auch
Schiss gehabt. Die sind ganz schnell wieder rausgekommen. Detlef war ganz grün
im Gesicht! So eine Angst hatten die.«
    »Seid ihr zufällig
über ein totes

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