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Kohlenstaub (German Edition)

Kohlenstaub (German Edition)

Titel: Kohlenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Kathrin Koppetsch
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Kaninchen gestolpert?«, fragte ich und sah Detlef in die Augen.
»Eines, das womöglich erst da lag, nachdem ihr im Haus wart?«
    Detlef senkte
schuldbewusst den Kopf.
    »Wie geht es
Ihnen?« Wir waren auf dem Rückweg durch den Park. Im Schutz der Dunkelheit ließ
es sich leichter reden.
    »Nicht gut«, sagte
Frau Jankewicz.
    »Vermissen Sie
ihn?«, fragte ich.
    Sie antwortete
nicht. Wenige Schritte vor uns hatte Fräulein Kreuter den jungen Lehrer
untergehakt. Vielleicht wurde aus den beiden doch noch ein Paar.
    Frau Jankewicz
stolperte auf dem unbeleuchteten Weg. Ich stützte sie.
    »Wusste Ihr Mann
von dem Verhältnis?«
    Abrupt blieb sie
stehen. »Mein Mann hat mit der Sache nichts zu schaffen!«, sagte sie heftig.
»Er ist unschuldig. Das schwöre ich!«
    »Aber wusste er
denn, dass Sie und der Pastor …?«
    »Das ist die
Strafe Gottes«, murmelte sie. »Die Strafe für unsere Sünden.«
    »Was meinen Sie
damit?«
    Der junge Lehrer
und Fräulein Kreuter waren mittlerweile außer Hörweite.
    »Der Mann verliert
die Arbeit. Der Sohn ist weg. Die Strafe Gottes.«
    »Haben Sie Ihre
Schwester schon angerufen und gefragt, ob Manni dort ist?«
    »Er war so ein
feiner Mann. Er hat mir zugehört. So hat noch keiner mit mir geredet.« Ihre
Stimme klang trostlos. »Wir hätten das nicht tun dürfen. Es war gegen die
Gebote. Er musste sterben deshalb.«
    »Weshalb? Was
wissen Sie? Wer hat dem Pastor das angetan, wenn Ihr Mann nichts damit zu tun
hat?«
    »Wir haben die Ehe
gebrochen. Die Strafe Gottes«, wiederholte sie mit tonloser Stimme.
    Zwei Katzen in der
Nähe fauchten sich an.
    »Frau Jankewicz!«
Ich berührte ihre Schulter. Sie hielt den Kopf gesenkt. »Gott ist ein Gott der
Gnade«, sagte ich. »Er vergibt, wenn wir bereuen.«
    »Bereuen? Was
bereuen?« Sie dehnte die Worte. »Was denn bereuen?«
    »Ich dachte nur,
weil Sie gesagt haben …«
    Sie hörte mir gar
nicht zu.
    »Manni!«, heulte
sie laut auf. »Manni! Manni!«

VIERZEHN
    Am nächsten Morgen
war ich nicht die Erste im Gemeindesaal, obwohl die Glocke gerade erst sieben
Uhr geschlagen hatte.
    »Alle Mann los,
immer zu zweit«, kommandierte Kellmann. »Durchkämmt alles noch mal: den Park,
die Kirche, das Pfarrhaus, die ganze Umgebung.« Er hatte Verstärkung
mitgebracht. Drei Polizisten in Uniform und der Assistent mit der Nylonjacke
warteten auf ihren Einsatz. Dazu kamen Kruse, Rabenau, ein blass aussehender
Jankewicz und ein Mann aus der Siedlung, den ich nicht kannte. »Immer ein
Polizist und ein Bürger zusammen. Ich bleibe hier, leite den Einsatz und
bewache das Telefon.«
    Sein Blick fiel
auf mich. »Sie können derweil Kaffee kochen«, sagte er. »Und Schnittchen
schmieren. Die Männer sind hungrig, wenn sie wiederkommen.«
    Empört schnappte
ich nach Luft. Doch ein Blick auf Kruse ließ mich verstummen. Er wartete nur
darauf, dass ich mich mit dem Kommissar anlegte.
    Nachdem die Männer
den Raum verlassen hatten, griff ich demonstrativ zur Zeitung. Sollte Kellmann
sich seinen Kaffee doch selbst kochen.
    »Lehrling
vermisst«, las ich im Lokalteil der RuhrRundschau. »Wer hat Manfred Jankewicz
gesehen? Von dem fünfzehnjährigen Lehrling Manni fehlt seit gestern jede Spur.
Die Suche im Westpark verlief ergebnislos. Auch in dem Pfarrhaus, in dem vor
wenigen Wochen der Pastor unter ungeklärten Umständen starb, fand sich keine
Spur. Hinweise auf Mannis Aufenthaltsort nimmt die Polizei in Dortmund
entgegen.«
    Neben dem Artikel
war ein etwas unscharfes Foto von Manni abgebildet.
    »Aha. Deshalb
bewacht der Kommissar das Telefon«, murmelte ich halblaut. »Für die Hinweise.«
    »Was haben Sie
gesagt, Fräulein Gerlach?«, fragte Kellmann.
    »Nichts weiter.
Haben Sie schon herausgefunden, wer die Drohbriefe geschrieben hat?«
    »Jetzt geht es
erst einmal darum, den jungen Mann zu finden. Eine Sache von Leben und Tod!«,
belehrte Kellmann mich und steckte sich eine Zigarette an. Tief inhalierte er
den Rauch und stieß ihn dann wieder aus, genau in meine Richtung. »Hat sich
übrigens der Mörder bei Ihnen gemeldet?«
    »Wie bitte?«
    »In Ihrer feurigen
Ansprache auf der Beerdigung haben Sie ihn doch dazu aufgefordert. Da dachte
ich, er wäre vielleicht gekommen, um zu beichten«, stichelte er.
    Ich stemmte die
Hände in die Hüften und öffnete den Mund zu einer Erwiderung.
    Doch Kellmann kam
mir zuvor. »Gibt es nichts zu trinken hier?« In Ermangelung eines Aschenbechers
drückte er die Zigarette im Blumentopf aus.
    In diesem Moment
betrat

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