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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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darauf, dass der Typ einen Polizisten als Mittel zum Zweck für seinen eigenen Selbstmord benutzte? Das hätte er auch einfacher durchziehen können, indem er sich selbst erschießt, mit dem Auto gegen einen Baum rast oder sich aufhängt.“ Petranko bleibt skeptisch.
    „Da hast du schon recht“, entgegnet Kokoschansky. „Aber den letzten Schritt selbst zu tun und sich endgültig aus dem Leben zu klinken, dazu gehört eine gehörige Portion Mut und den spreche ich ihm ab. Der wollte sich noch eine Hintertür offen lassen. Geht es gut und er schafft den Überfall, kann er mit dem erbeuteten Geld abhauen, ist zumindest vorläufig aus dem Schneider. Wird es ausweglos, dann bleibt ihm noch die andere Option.“
    „Darüber verfügen wir alle“, erwidert der Chefinspektor.
    „Auch richtig, aber dem war alles egal. Der ging aufs Ganze. Ohne Rü ck­sicht auf Verluste. Hätte er nur die Absicht gehabt, Geld zu rauben, wäre eine Spielzeugpistole oder eine Attrappe wahrscheinlich ausreichend gewesen. Im Falle, dass er geschnappt worden wäre, bekäme er vor Gericht deshalb auch Strafmilderung. Doch der stürmte herein, überlegte nicht lange, ging sofort auf den Sicherheitsmann los und ballerte beim geringsten Zwischen­ fall sofort los. Auch die Brutalität gegenüber der Alten, die er kurzerhand zu Boden stieß, zeugt von einer enormen kriminellen Energie. Entweder de r war total verzweifelt und wusste sich nicht mehr anders zu helfen oder war der absolute Scheißtyp.“
    „Wahrscheinlich beides.“ Petranko fährt sich über sein stacheliges Kinn, während ihm ein Kollege einen Zettel reicht. Der Kriminalbeamte überfliegt kurz die Information, um dann Kokoschansky mitzuteilen, was inzwischen über den erschossenen Täter herausgefunden werden konnte. Die Identität und das engere persönliche Umfeld zu klären, war sehr einfach. Ein achtunddreißigjähriger Mann aus Hollabrunn, einer niederöster­ reichischen Kleinstadt, nicht weit von Wien entfernt. Geschieden, eine fünf­jährige Tochter; das Mädchen lebt bei der Mutter. Wie es sich für einen ordentlichen österreichischen Staatsbürger gehört, führte er brav seinen Personalausweis und Führerschein in der Jacke mit sich, was Kokoschanskys Vermutung, es handele sich um einen dilettantischen Anfänger, bestätigt.
    Seit drei Monaten arbeitslos, da die Firma, bei der er als Elektriker gea rbeitet hatte, in die Insolvenz gegangen war. Ein weiterer Beweis war das Fluchtfahrzeug, sein eigenes Auto. Abgestellt mit laufendem Motor in zweiter Spur auf der stark frequentierten Brünnerstraße, was natürlich n icht lange ohne Folgen bleiben konnte. Wütenden Autofahrern und Passanten fiel die Karre auf, einige notierten sich das Kennzeichen und die Polizei wurde verständigt. Eine Funkstreife war bereits auf dem Weg, doch da war d er Todesschuss schon gefallen.
    Nachdem die Ex-Frau des toten Bankräubers telefonisch verständigt worden war, gab sie zu Protokoll, das er ein notorischer Automatenspieler war, was letztendlich zur Scheidung geführt habe, da seine Spielsucht die F amilie in den Ruin getrieben hatte.
    Unklar ist noch die Herkunft der Tatwaffe, einer Glock. Sie ist nirgends registriert und der Täter besaß weder Waffenschein noch Waffenbesitzkarte. Daher konnte er sie nur illegal erworben oder gestohlen haben. Abgesehen von den beiden Schwerverletzten und dem erschossenen Täter kamen die übrigen Angestellten und Kunden mit dem Schrecken davon.
    Nachdem sämtliche Befragungen erledigt und die Personalien registriert worden sind, dürfen die Leute ihrer Wege gehen, werden aber ersucht, sich für etwaige Fragen zur Verfügung zu halten. Mit hochrotem Kopf und ver sauter Kleidung, ohne jemanden eines Blickes zu würdigen, verschwindet der Anzugträger. Einige der Polizisten und Kriminalbeamten können sich ein verstohlenes, höhnisches Grinsen nicht verkneifen, manche sarkastisch e Bemerkung wird einander zugeraunt.
    Beinahe gleichzeitig mit den Einsatzkräften war auch die unvermeidliche Presse eingetroffen. Immer das Gleiche, denkt Kokoschansky. Egal, was passiert ist, es finden sich immer genug Leute, die zu allem ihren Senf dazugeben müssen. Einige sind richtig heiß darauf, endlich in die Zeitung oder ins Fernsehen zu kommen. Plötzlich ist die Todesangst, die sich noch vor wenigen Minuten in sie hineingefressen hatte, wie weggeblasen. Viel­ leicht ist es auch für viele nur ein Ventil, um auf diese Weise ihren Schock in den Griff zu bekommen. Nur

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