Kokoschanskys Freitag
Journalisten ist.“
„Einbruch bleibt Einbruch und somit eine Straftat. Und für meine Kollegen war das sicherlich eine ganz besondere Ausnahmesituation, in der sie vorher noch nie gewesen waren. Aber ich darf und will mir darüber kein Urteil anmaßen.“ Lena zündet sich eine Zigarette an. „Was stört dich eigent lich so an dem Banküberfall? Für mich ist das eine glasklare Sache. Haupt sache, dass du unverletzt davongekommen bist. Übrigens, wie geht es dein em Kreuz?“
Jetzt greift auch Kokoschansky zur Zigarettenpackung. „Geht so. Später dann ein bisschen einreiben mit Algesal-Salbe schadet bestimmt nicht.“ Koko macht einen tiefen Zug und denkt einen Augenblick nach. „Was mich stört? ... Beide haben mir zu gut geschossen. Mein Mitleid mit dem Bankräuber hält sich in Grenzen. Seine kleine Tochter tut mir leid. Was k ann die Kleine dafür, dass sie einen Scheißkerl-Vater hatte? Der Hundesohn hat direkt aus der Hüfte geballert, wie in einem Spaghettiwestern, ohne mit der Wimper zu zucken. Das war kein Zufallstreffer. Obwohl als Warns chuss gedacht, war es ihm letztlich scheißegal, ob er dabei jemanden trifft oder nicht. Und nicht zu vergessen seine Brutalität. Wie der aus purer Mordl ust auf den Security-Mann losgegangen ist, hat nichts mehr mit Verzweiflung, Angst oder, weiß der Teufel was, zu tun. Den Typ zu entwaffnen, hätte vollkommen ausgereicht. Deshalb musste er die arme Sau nicht zusammenschlagen. Aber er hat es getan und es interessierte ihn nicht, ob der Mann krepiert. Dann die alte Frau zu Boden zu stoßen, nein, dazu geh ört ein verdammt großes Potenzial an krimineller Energie und Gewaltbereits chaft. Lena, ich sage dir, der hat mehr auf dem Kerbholz , als wir ahnen. Das spüre ich im Urin.“
Kokoschansky beißt in sein Käsebrot und nimmt einen Schluck Cola, bevor er seinen Monolog fortsetzt. „Und dann stürmt der Bulle herein, brüllt ,Polizei’ und drückt im gleichen Atemzug ab. Ich sehe ein, dass er keine Zeit für einen Warnschuss hatte, da er sofort von dem Bankräuber mit den beiden Waffen bedroht wurde. Ich bin ja mit dem Kopf Richtung Eingang auf dem Bauch gelegen und konnte daher alles, quasi erste Reihe, beobachten. Der ging sofort in Kampfstellung und hatte gar nicht die Absi cht den Bankräuber nur handlungsunfähig zu machen, der wollte ihn töten! Völlig wertfrei und objektiv, es war ein Meisterschuss. Genau zwi schen die Augen und das in einer solchen Stresssituation ... und als einfac her Streifenpolizist? So etwas lernt ihr nicht in eurer Schießausbildung. Entweder ist er ein Waffenfanatiker und schießt privat oder er verfügt über eine Spezialausbildung. Ich bin schon auf die Auswertung der Überwachungs videos gespannt. Petranko wird mir sicher erzählen, was dabei herausge kommen ist. Ich frage mich, warum war dieser Erkan Kaytan so heiß darauf, diesen Arsch umzunieten? Es musste ihm doch klar sein, dass er sich mit diesem Schuss einen Haufen Probleme einhandelt.“
„Klingt alles logisch und vernünftig“, überlegt Lena, „aber auf der and eren Seite darfst du nicht vergessen, dass er mit dieser Handlung sicherlich ein paar Menschenleben gerettet oder eine Geiselnahme verhindert hat. Es stimmt allerdings auch, dass vieles, so wie du es erzählst, nicht zusammenpasst.“
„Eben“, erwidert Kokoschansky, „und genau das will ich herausfinden.“
„Und wieder einmal mehr wirst du dich in die Nesseln setzen“, seufzt Lena.
„Schatz, bitte ... Inzwischen kennst du mich doch.“
„Eben, weil ich dich kenne!“
„Kennst du diesen Erkan Kaytan?“, lenkt Kokoschansky ab.
„Nein. Ich habe nur irgendwann einmal einen Artikel über Polizisten mit Migrationshintergrund bei der Kriminalpolizei, der Polizei in der Zeitschrift Öffentliche Sicherheit gelesen. Ich glaube mich dabei an diesen Namen zu erinnern. Na ja, wir werden sehen. Vielleicht erfährst du etwas von Petranko. Jetzt zieh dein T-Shirt aus, damit ich mich um deinen Rücken kümmern kann. Und danach ...“, Lena zaubert ein verführerisches Lächeln in ihr Gesicht, „... will ich etwas anderes von dir.“
„He, Mädchen, ich wäre heute beinahe über den Haufen geschossen worden!“
„Darum“, sagt Lena knochentrocken . „Bei dir weiß ich nie, ob es noch einen weiteren Orgasmus gibt. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.“
„Sehr aufbauend. Danke vielmals.“
„Gern geschehen. Hast du die Steuer einbezahlt?“
„Sicher. Deswegen bin ich doch
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