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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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wenige verweigern sämtliche Interviews und Aufnahmen ihrer Person. Natürlich ist Kokoschansky der Großteil der Kollegen bekannt und obwohl er sich lieber in den Hintergrund verziehen will, gelingt es ihm nicht. Schließlich war er es, dem die Leiche in den Rücken gekracht ist. Dementsprechend dämliche Fragen werden dem Journalisten gestellt und mit jeder neuen meldet sich mit einem Stich auch das Rückgrat wieder.
    Kokoschansky ist für die Kollegen von der Journalistenzunft gewisser­maßen der Aufhänger für ihre Berichterstattung, da sie an den Polizisten, der den Todesschuss abfeuerte, derzeit nicht herankommen. Sobald die ersten Befragungen und Rekonstruktionen in der Bank durch die ermitteln den Beamten abgeschlossen waren, war der Schütze weggebracht worden und zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es von der Pressestelle der Bundespolizei­ direktion Wien keine Interviewerlaubnis.
    Endlich legt sich der Rummel. An der Glastür der Bank klebt ein hand­ geschriebener Zettel: Wegen Überfalls geschlossen . Die Journalisten­meute packt zusammen und kehrt in die Redaktionen zurück. Kokoschansky telefoniert mit der zuständigen Polizeiinspektion, wo er zur Ver­nehmung in Sachen Albanier erscheinen sollte, jedoch aufgrund des Überfalls den Termin nicht einhalten konnte. Daher ersucht er um eine Termin­verlegung auf den Nachmittag, was ihm auch problemlos gewährt wird. Chef­inspektor Thomas Petranko sieht sich nochmals in der Runde um und kommt dann gähnend auf Kokoschansky zu.
    „Schätze, das war’s wohl einstweilen für uns. Und wie geht es deinem Kreuz?“
    „War schon besser.“
    „Du solltest dich in einem Krankenhaus untersuchen lassen.“
    Kokoschansky wehrt ab und verzieht dabei das Gesicht.
    „Ich weiß“, lächelt der Chefinspektor, „deine Lena wird dich schon pflegen.“
    „Was ich dich noch fragen wollte ...?“
    „... was man inzwischen über den Polizisten weiß“, fällt ihm Petranko ins Wort.
    „Komm, spann mit nicht auf die Folter. Du warst doch bei den ersten Befragungen dabei, du hast die Schussrekonstruktionen mitverfolgt. Das war kein Glückstreffer, das war ein Meisterschuss.“
    „In dem seiner Haut möchte ich jetzt nicht stecken“, versucht der Chef­inspektor abzulenken und weiß, dass er damit bei Kokoschansky auf verlorenem Posten steht, der längst Witterung aufgenommen hat.
    „Ich weiß. Seit dem tragischen Vorfall in Krems, wo ein vierzehnjähriger Einbrecher von der Polizei in den Rücken geschossen wurde, ist das sehr sensibel.“
    „Und deine Leute werden sich wieder einmal über die Rambos in der Polizei die Finger wund schreiben und das Fernsehen wird ebenfalls auf diesen Zug aufspringen.“
    „Meine Leute? Damit habe ich nur noch peripher zu tun. Thomas, ver kauf mich nicht für blöd!“ Kokoschansky klingt etwas ungehalten. „Das war ein erstklassiger finaler Schuss. Ist der Angehöriger einer Spezialeinheit?“
    „Lass gut sein, Koko. Manchmal bedeutet zu viel Wissen Kopfschmerzen. Was ist eigentlich mit deinen Albanern?“
    „Ach ...“, Kokoschanskys Gesicht bekommt einen verächtlichen Zug, „... die können mich am Arsch lecken. Das nehme ich nicht wirklich ernst . Aber du weichst mir aus.“
    „Alter, ich muss weiter. Wir hören uns.“ Chefinspektor Thomas Petranko klopft Kokoschansky auf die Schulter, dreht sich abrupt um und lässt ihn im Regen stehen.
    „Sturer Hund“, flucht Kokoschansky leise vor sich hin. „Mein Riecher sagt mir, da ist etwas faul.“

    Am Nachmittag, einige Stunden später
    Kokoschansky nimmt einen Schluck Kaffee, stellt die Tasse zurück auf den Tisch.
    „Eigentlich will ich gar nichts schreiben“, zeigt sich der Kriminalbeamte in der Polizeiinspektion nicht besonders begeistert, „aber irgendetwas mu ss ich schreiben. Diese Verleumdungsanzeige ist lächerlich und ausgerechnet v on diesen beiden Ratten. Völlig unnötige Arbeit. Selbst in Österreich kan n kein Staatsanwalt so dumm sein, dieses Verfahren nicht sofort einzustellen. Er braucht bloß in seinem Computer zu stöbern, dann erscheint die Speise­ karte 4 der beiden und er sieht sofort, welchen Kalibers die sind. Also was schreiben wir?“
    Zuerst das übliche Prozedere, die Aufnahme der persönlichen Daten. Kokoschansky gibt nur das Nötigste preis und als es an die Befragung geht, verschanzt er sich legitim hinter dem Informantenschutz, was auch dem Kriminalbeamten eine Menge an Tipperei erspart. Anschließend wird das Protokoll ausgedruckt, der

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