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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Minute später sieht er einen Klein-LKW mit geschlossenem Aufbau, ohne Firmenaufschrift die Anhöhe erklimmen und auf das Haupttor zu fahren. Der Mann mit den kurz geschorenen Haaren verlässt die Stube, um im Hof die Fracht in Empfang zu nehmen.
    Wie von Geisterhand öffnet sich das massive Doppelflügeltor aus altem Eichenholz, der Transporter fährt durch und stoppt. Langsam geht Xaver Eigruber auf das Führerhaus zu, aus dem zwei Männer aussteigen. Beide um die vierzig, in Arbeitskleidung, begrüßen Eigruber kurz mit Handschlag.
    „Gab es Probleme?“, fragt Eigruber.
    „Nein, alles bestens“, versichern beide. „Auf unsere serbischen Freunde ist Verlass und die können wiederum auf die Albaner bauen.“
    „Kein Wunder, verdienen ja beide auch ausgezeichnet daran“, meint Eigruber. „Auch keine Schwierigkeiten mit dem Zoll? Alle Zöllner brav mitgespielt?“
    „Natürlich“, antwortet der Größere der beiden Transporteure grinsend. „Sie sorgen doch immer für eine kräftige Gehaltsaufbesserung.“
    „Das Umladen in Bratislava war ebenfalls problemlos?“
    „Wie immer.“
    „Gut. Noch zwei Touren, dann sind wir endgültig gerüstet. Also dann abladen und in das Versteck, auch wie immer.“
    Xaver Eigruber wendet sich ab und geht in das Haus zurück.
    ***
    Kokoschansky setzt sich auf eine Bank im Wiener Wurstelprater und wartet auf seinen Informanten. Da das Wetter mitspielt, noch dazu an einem Feier­ta g, ist der Besucherandrang entsprechend groß. Was wurde doch um die Neugestaltung des Eingangsbereiches für diesen Vergnügungspark auf politischer Ebene gestritten! Steuergelder verschwanden auf wundersame Weise in dunklen Kanälen, Gerichte wurden bemüht und letztendlich brachen die Machenschaften der Vizebürgermeisterin das politische Genick. Es wäre nicht Wien, wenn sich schließlich nicht doch die Wogen glätten würden und nun kräht kein Hahn mehr danach. Koko gefällt dieses Entree. Vielleicht kommt der Prater dadurch endlich etwas von seinem jahrzehnte­langen Schmuddel- und Unterweltimage weg?
    Eine schwere Hand legt sich auf seine rechte Schulter. „Hallo Koko, alter Spürhund!“
    Ein schlaksiger, jüngerer Mann in Jeans, Lederjacke, ausgetretenen, abgewetzten Westernboots, einem verwaschenen T-Shirt mit Arizona-S chriftzug und mit schulterlangen, schwarzen Haaren und Ohrring lässt sich neben dem Journalisten auf die Bank fallen.
    „Servus, Geronimo.“
    Geronimo, ist der Spitzname des Undercover-Drogenfahnders aufgrund seines indianischen Aussehens, den Kokoschansky seit Jahren kennt, ihm d eshalb blind vertraut und immer, wenn auch manchmal mit Widerständen, von ihm genau das erfährt, was er gerade dringend wissen will.
    „Alter, ich habe etwas gut bei dir, das ist dir doch klar, oder?“
    „Ja, großer Häuptling, ich weiß.“
    „Du hast Glück, dass ich überhaupt im Dienst bin.“
    „Seit ich dich kenne, warst du immer im Dienst.“
    „Ha, ha, ha, sehr witzig“, der Fahnder blickt in die Runde, „Wow! So viele geile Weiber rennen hier rum und keine Zeit. Schau dir mal die an! Na, ist das ein Fahrgestell! Genau meins!“
    Kokoschansky weiß, dass Geronimo der Ruf eines Womanizers voraus­eilt, und in Polizeikreisen kursiert der Spruch : „Was nicht bei drei auf den Bäumen ist, gehört ihm.“ Doch für Männergespräche dieser Art steht dem Journalisten jetzt nicht der Sinn.
    „Und? Hast du mir etwas mitgebracht?“
    „Klar! Aber es war nicht einfach.“
    „Hör auf! Früher hätte mir jeder Streifenpolizist jedes Kennzeichen gestec kt, wenn ich ihn darum gebeten hätte.“
    „Früher, früher!“, äfft Geronimo Kokoschansky nach. „Da gab es auch noch keine Polizeiskandale, keine bescheuerten Reformen und den ganzen Kram. Heute muss ich mich für jeden Klick am Computer rechtfertigen. Gut, in meinem Job habe ich es etwas leichter, zugegeben.“
    „Na, eben.“
    „Also, dein CUX BZ neunundachtzig ist ein Cuxhavener Kennzeichen. Was hast du denn mit den Piefkes am Hut?“
    „Später“, Kokoschansky will es endlich wissen, „erkläre ich dir gleich.“
    „Zugelassen auf einen grauen Skoda Felicia, Baujahr zweitausend, auf einen Albaner namens Kushtrim Rugova. Der Typ wohnt in der Baumgasse. Moment“, Geronimo zieht an seinem Ohrring, „das ist doch ...“
    „Genau!“, unterbricht ihn Kokoschansky grinsend. „Dämmert’s?“
    „ JoJo !“ Geronimo kippt beinahe aus seinen Stiefeln. „Bist du total über­ geschnappt, Koko? Dieses Scheißcafé ist

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