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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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zusätzliche Arbeit aufgehalst, und das stimmt ihn alles andere als fröhlich. Einen letzten Versuch will er noch wagen, der Frau ihre Ängste auszureden. Wenn der nicht fruchtet, muss er wohl oder übel das Programm hochfahren und die Anzeige aufnehmen.
    „Frau Mallender, was macht Sie eigentlich so sicher, dass Ihrem Mann etwas zugestoßen sein muss? Wie Sie selbst erzählt haben, ist es bei ihm nichts Ungewöhnliches, mal eine Nacht wegzubleiben, ohne Sie vorher darüber zu informieren. Vielleicht ist er bei einer, sagen wir, etwas ausgearteten Firmenfeier versumpft und einfach nur sternhagelvoll.“
    „Nein, nein, nein!“, reagiert Sabine Mallender sehr unwirsch auf diese Darstellung. „Mein Mann ist kein Trinker! Nie gewesen. Und wenn er einmal über Nacht weggeblieben ist, war es immer aus beruflichen Gründen und er hatte keine Gelegenheit es mir rechtzeitig mitzuteilen.“
    Nicht nur stur, auch naiv, denkt sich der Polizist und fährt das Anzeigen­p rogramm auf seinem PC hoch.
    ***
    Geronimo, Freitag und selbstverständlich Lena. Das sind die Häfen, in denen Kokoschansky im Notfall jederzeit ankern kann, wo er Hilfe erhält, wenn er sie benötigt. Freitag ist inzwischen eingeweiht und weiß, dass Irmg ard Kubela die Ex-Frau des erschossenen Bankräubers Franz Erdenberger un d Franziska die gemeinsame Tochter ist. Je mehr Zeit Kokoschansky mit Freitag verbringt, desto mehr Vertrauen fasst er zu dem schwarzen Mann. Trot zdem Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, und daher lässt er Moses Quentarino von Geronimo überprüfen. Für den Drogenfahnder kein Pro blem. Ein Anruf, ein paar Minuten Warten und dann die endgültige Gewiss­ heit, obwohl man sich letzten Endes nie sicher sein darf. Geronimo fragt auch nicht weiter, wofür Kokoschansky die Auskunft über diesen Nigerianer braucht. Er wird schon seine Gründe haben und der Fahnder kann sich wegen der Anfrage auch keine Schwierigkeiten einfangen. Schließlich gehören Schwarzafrikaner zu seiner Kundschaft. Tatsache ist, Moses Quentarino ist sauber, unbeschrieben wie ein weißes Blatt Papier. Dass Freitag kifft, stört Kokoschansky nicht im Geringsten und der Polizei sind Cannabisraucher im Grunde auch egal. Natürlich wird Kokoschansky Freitag deshalb nicht bei Geronimo verraten.
    Außerdem ist Freitag – oder besser, er war einmal – Journalist und nach Kokoschanskys Einschätzung bestimmt nicht der schlechteste. Wenn sich zwei Journalisten leiden können, und das ist bei den beiden der Fall, halten sie auch wie Pech und Schwefel zusammen. Freitag sieht durch seinen neuen Freund eine Chance, sofern er die Bewährungsprobe besteht, wieder in seinem alten Metier Fuß zu fassen, da ihm das Taxifahren ohnehin längst zum Halse heraushängt. Darum klemmt er sich sofort ans Telefon, s etzt Himmel und Hölle in Bewegung als er erfährt, weshalb Irmgard Kube la mit ihrer Tochter bei Kokoschansky und Lena Unterschlupf gefunden hat. Nachdem ihm auch Kokoschansky erklärt, wie das im Regelfall mit einer sicheren Wohnung abläuft, aber Petranko derzeit nichts tun kann, auf Dauer Kubelas Aufenthalt mit dem Kind für alle Beteiligten extrem gefährlich ist, mobilisiert Freitag sofort einige Leute aus seinen Kreisen. Die Black Community ist in Wien eine in sich geschlossene Gemeinschaft, die nichts nach draußen dringen lässt. Die uralte Diskrepanz zwischen Schwarz und Weiß, lässt sich trotz aller wohlgemeinter Integrationsversuche nur schwe r ausräumen. Die Schwarzen haben zu viele schlechte Erfahrungen mit den Weißen gemacht und täglich müssen sie neue diesem Schandregister hinzufügen.
    Noch behält Kokoschansky seine bisherigen Erkenntnisse über möglic he Querverbindungen zur Neonaziszene für sich. Wieder fällt ihm Petran kos Satz ein: Manchmal bedeutet zu viel Wissen Kopfschmerzen. Wenn jetzt noch Frau Kubela mitspielt, ist Kokoschansky zumindest vorübergehend e in Problem los.
    Dabei fällt dem Journalisten plötzlich siedend heiß ein, worüber er sich zwar die ganze Zeit den Kopf zerbricht, ihm aber in der allgemeinen Aufregung um Petranko nicht ums Verrecken in den Sinn kommen wollte: Kubelas Handy! Der Chefinspektor hatte es ihr vorübergehend abge nommen, um es zu überprüfen, und bei sich, als er sich auf die Suche nach Kokoschanskys Schatten machte. Dieses Handy darf nicht in falsche Händ e geraten und Greter darf es schon gar nicht bekommen. Petrankos Dienstausweis hatte Kokoschansky gefunden und ordnungsgemäß der ersten

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