Kokoschanskys Freitag
Funkstreifenbesatzung übergeben, die am Tatort eingetroffen war. Sein eige nes Handy hatte der Kriminalbeamte bei sich, nur an das von Kubela hatte er nicht gedacht.
Kokoschansky überlegt, wie er an dieses Handy kommt. Solange Petranko auf der Intensivstation im Tiefschlaf liegt, kann auch Greter mit seinen Leuten nicht zu ihm vordringen. Derzeit dürfen das nur die Ehefrau und die Tochter des Chefinspektors. Nochmals zurück ins SMZ Ost fahren? Ja, es muss sein. Dank Freitags technischem Verständnis ist Kokoschansky wieder selbst mobil. Glücklicherweise war es nur eine Kleinigkeit, die sein Auto l ahm gelegt hatte. Freitag hatte unter die Motorhaube geblickt, ein paar Hand griffe da, ein paar dort, und die Karre sprang sofort wieder an, als wäre nichts gewesen. Lockere Zündkerzen, auf die einfachsten Dinge kommt man im Ernstfall selten.
Vom Prater ist es nicht weit zum Krankenhaus. Über die Reichsbrücke bis knapp vor das Donauzentrum und dann die Erzherzog-Karl-Straße hinau s. Vielleicht sind Petrankos Angehörige noch auf der Station? Dann kann sich Kokoschansky dieses Handy über die Familie organisieren, sofern sie sich schon um die persönlichen Sachen des Chefinspektors gekümmert hat. Wenn nicht, halb so schlimm. Sollten sie noch im Krankenhaus sein, kann er die Ehefrau einspannen. Sind sie bereits weg, muss er eben seinen Charme einsetzen und eine Krankenschwester becircen.
Im Aufenthaltsraum ist niemand mehr. Also Plan B. Kokoschansky geht hinaus auf den Flur und wartet. Lange steht er nicht herum, auf einer Intensivstation ist immer Hochbetrieb.
„Entschuldigung, Schwester“, fängt Kokoschansky ein junges Ding ab, das gerade mit einem Packen Patientenunterlagen unter dem Arm aus einem Zimmer kommt. Dabei setzt er sein Strahlemannlächeln ein, unterstrichen mit treuherzigem Dackelblick. „Ich habe da ein kleines Problem.“
„Worum handelt es sich?“
„Betreuen Sie auch Herrn Petranko?“
„Den Kriminalbeamten, der niedergestochen worden ist?“
„Genau den.“
„Sind Sie ein Verwandter oder Kollege?“
„Letzteres.“
„Worum geht es?“
„Wissen Sie, Schwester ...“, Kokoschansky riskiert einen kurzen Blick auf ihren knackigen Busen, der sich stramm unter ihrem Kittel abzeichnet, um das Namensschild abzulesen. Leider haben die Patienten der Station nichts von diesem erotischen Anblick. „Ich darf ja noch nicht zu meinem Kollegen. Verstehe ich natürlich. Aber es muss ein Handy in seinem Besitz sein, dass ich dringend brauche, um in dem Fall, an dem wir beide ermittelten, weiterarbeiten zu können.“ Nicht direkt gelogen, aber auch nicht die Wahrheit.
Schwester Agatha scheint anzuspringen. Nach einer kurzen Überlegungs pause meint sie: „Eigentlich darf ich das nicht, aber weil Sie irgendwie ehrlich wirken ... Haben Sie vielleicht Ihren Dienstausweis bei sich? Nur pro forma.“
„Ach Gott, ich bin so ein Trottel!“, gespielt verlegen tastet Kokoschansky seine Taschen ab. „Das Ding liegt unten im Handschuhfach meines Autos. Ich kann gerne noch mal runtersausen.“
„Nein, nicht nötig. Ich glaube Ihnen auch so. Schließlich haben Sie Ihre Zeit auch nicht gestohlen. Warten Sie hier.“
Diese Masche hat bisher immer funktioniert! Wenn Petrankos Familie das Handy nicht an sich genommen hat, stehen Kokoschanskys Chancen ziemlich gut. Kaum zwei Minuten später taucht Schwester Agatha wieder im Flur auf und winkt triumphierend. Tatsächlich ist es Irmgard Kubelas Mobiltelefon, ein rotes Nokia.
„Verraten Sie mich nur bitte nicht“, flüstert ihm die aparte Krankenschwester zu.
„Wie könnte ich einem Schatz wie Ihnen Böses antun?“, geigt Kokoschansky volles Crescendo auf der Süßholzgeige. „Hätte ich mehr Zeit, würde ich Sie sofort als kleines Dankeschön zu einem Drink einladen?“
„Morgen früh um sieben Uhr ist mein Dienst zu Ende ...“
„Nun, dann vielleicht auf ein ausgiebiges Frühstück.“
„Da würde mein Freund etwas dagegen haben ...“
... und Lena würde mich um einen Kopf kürzer machen, denkt Kokoschansky. Natürlich hegt er keinerlei Absichten Lena zu hintergehen oder gar zu betrügen. Nichts weiter als harmloses Geplänkel. Mehr aus Dankbarkeit und ohne Hintergedanken.
„Vielen Dank, Schwester Agatha. Ja, und ...“, augenblicklich wird Kokoschansky wieder ernster, „wie geht es meinem Kollegen?“
„So viel ich gesehen habe, ist er stabil, aber noch lange nicht über den Berg.“
„Okay, danke. Sie haben mir sehr
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