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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Globus ihre Häupter beugen. Am Tag X, dem neunten November, wird mein Traum endlich in Erfüllung gehen. Dann wird in diesem verrotteten und verluderten Land endlich ein neuer Wind wehen, wir werden wieder für Zucht und Ordnung sorgen. Durch uns wird das Dritte Reiche als Viertes und endgültiges Reich seine Renaissance erleben, neu erblühen, erstarken und dieses Mal wirklich tausend Jahre Bestand haben. Ich werde aus einer Fülle an Menschenmaterial auswählen können. Alle Hautfarben stehen mir zur Verfügung, ich kann unter dem ausländischen Gesocks, das sich in unserem Land breit gemacht hat, nach Herzenslust selektieren. Endlich lebenswertes Leben schaffen, Unwertes ausmerzen und der arischen Herrenrasse wieder ihren uneingeschränkten Status zurück­geben, der ihr von Beginn an zugestanden ist, wie es uns die Geschichte lehrt.“
    „Du bist total wahnsinnig, du bist krank! Du gehörst in eine geschlossene Anstalt! Dich darf man nie wieder auf die Menschheit loslassen, so lange, bis du endlich krepiert und verfault bist! Wofür hältst du dich? Bis t du Gott? Größer als Gott?“ Wieder schafft es Sonja, unbemerkt ein paar Zenti­meter näher an ihr Ziel zu kommen.
    „Ach Sonja, du bist zwar sehr gut zu ficken, aber sonst strohdumm. Genies wurden seit jeher verkannt und in Ermangelung der eigenen geisti gen Kompetenz kurzerhand dem Irrsinn preisgegeben. Du hast keine Ahnung, welche Opfer ich gebracht habe, mich jahrelang verstellen musste. Du weißt nicht, wie mir die Ärztekammer auf die Füße getreten ist, als sie herausbekamen, dass ich, aus heutiger Sicht, sehr harmlose Ansichten in einschlägigen Publikationen veröffentlicht habe, die unserem Gesinnungsgeist entsprechen. Wenn du dich bei entsprechender Führung ordentlich benimmst, werde ich mir vielleicht überlegen, ob ich dich nicht an meiner Seite bei meinen Experimenten assistieren lasse.“
    „Ich kann nicht glauben, welche Scheiße da aus deinem Mund quillt.“ Sonja schüttelt fassungslos den Kopf und behält dabei den Tisch mit den Skalpellen im Auge. „Und unsere Kinder willst du ebenfalls für deine Forschungen verwenden.“
    „Sonja, Sonja, Sonja! Du wirst doch verstehen, dass ich für erfolgreiche Forschungsreihen Material aller Altersgruppen benötige.“
    „Franziska!“, brüllt Kubela gequält auf, tritt mit voller Wucht gegen das Schienbein ihres Bewachers, der aufjault und sie gleichzeitig brutal niede r­ schlägt. Das ist Sonjas Chance. Ritzler ist irritiert und aus der Fassung, weiß einen Augenblick nicht, was er tun soll. Blitzschnell schnappt sich Sonja ein Skalpell und lässt es im Bund ihrer Jeans verschwinden.
    „Schluss!“, weist Ritzler, der sich wieder gefangen hat, seinen Unter­ gebenen in die Schranken, der begonnen hat, Kubela zu verprügeln, nachdem er sie an den Haaren hochgerissen hat. „Bring die Schlampen zurück! Und unterstehe dich sie anzurühren! Dann liegst du auf diesem OP-Tisch!“
    ***
    „Alter, ich glaube, ich spinne“, staunt Kameramann Weiland fassungslos, während er seine Geräte im Auto verstaut. „Das ist ja ein dicker Hund. Jetzt wird mir so einiges klar. Was passiert jetzt mit den drei Idioten?“
    „Vorläufig bleiben sie noch hier. Und du hast genau darauf geachtet, dass keiner meiner schwarzen Kumpels im Bild ist?“
    „Klar, Koko, mach dir keine Sorgen. Habe nicht erst seit gestern eine Kamera in der Hand.“
    „Schon gut. Und du weißt von nichts.“
    „Hey, Koko, rauch mal eine Zigarette und komm wieder runter. Kennst du mich oder kennst du mich nicht?“
    „Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Entschuldige, aber langsam wächst mir diese Scheiße über den Kopf.“
    „Das kann ich sehr gut nachvollziehen, obwohl ich wahrscheinlich bisher nur einen Bruchteil kenne.“
    „ Ach bitte, kann ich sämtliche weitere Telefonate, die ich heute sicher noch führen muss, von deinem Handy aus erledigen. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht schon längst Greter und seine Leute an mir hängen.“
    „Aber sicher. Bin gespannt, was CNN für das Material über den Tisch rüber­schieben wird?“
    „ CNN ? Wie kommst du denn jetzt darauf?“
    „Fällt dir ein anderer Sender ein?“
    „Nein ..., doch! Wir könnten es den Amis und Al Jazzera gleichzeitig exklusiv anbieten. Der Meistbietende bekommt den Zuschlag.“
    „Ich sehe“, grinst Weiland, „wir sind auf einer Wellenlänge. Wie immer, auch wenn wir jahrelang nichts mehr zusammen gemacht haben.“
    ***
    „Bist du okay?“

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