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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Hand mit aller Kraft auf seinen Mund presst, um ihn am Schreien zu hindern. Tatsächlich schafft er nur, gurgelnde Laute von sich zu geben, die Schmerzen müs sen höllisch sein und Sonja fügt ihm bereits neue zu, indem sie ihm eine n Oberschenkel aufschneidet in der Hoffnung eine Schlagader zu treffen. Er bricht in die Knie und Sonja setzt den finalen Schnitt an, durchtrennt seine Kehle. Binnen Sekunden breitet sich eine riesige Blutlache aus, während das Leben aus dem Körper des Mannes weicht. Sonja entdeckt in seinem Hosenbund eine Pistole, die sie rasch an sich nimmt. Sie ist nicht mehr sie selbst, sie steht neben sich, sieht sich selbst beim Überlebenskampf zu. Sorge und Angst um ihren Sohn, um sich selbst und Kokoschansky, den sie auf ihre Art immer noch liebt, und ein unbändiger Hass auf Ritzler, weil er sie nur benutzt hat, um seine irren Ziele zu verwirklichen, lassen sie alles andere vergessen und treiben sie an.
    „Los, komm, weg hier!“, fordert sie leise Kubela auf.
    „Ich kann nicht!“ Ihre Mitgefangene beginnt zu weinen, „Ich gehe nicht ohne Franziska!“
    „Sei still, nicht so laut! Und komm endlich!“
    Sonja zerrt sie an der Hand mit sich, während Kubela den Blick nicht von ihrem Peiniger abwenden kann.
    „Geht’s wieder?“, fragt Sonja als sie den Raum verlassen haben.
    „Ja. Kannst du damit umgehen?“ Kubela deutet auf die Waffe in Sonjas Hand.
    „Nein. Aber wenn es so weit ist, werde ich es.“
    Geduckt schleichen sie an der Wand des Gewölbes entlang.
    „Aber was ist mit Franziska?“, jammert Kubela. „Dein Sohn ist in Sicherheit ...“
    „Noch, fragt sich nur wie lange. Wir schaffen es. Und wir finden auch dein Kind.“
    ***
    Kokoschansky und Weiland sind mit dem Auto des Kameramannes auf einen wenig besuchten Parkplatz in der Gegend der Alten Donau gefahren. Der Journalist ist sich nicht sicher, ob er nicht observiert wird. Inzwischen kommen zu viele infrage, die ihn auf dem Kieker haben könnten. Vor sicht ist die Mutter der Porzellankiste und Weilands Auto ist gänzlich unbekannt. Bei aller Sympathie für Freitag, Kokoschansky will ihn bei diesem Vorhaben nicht dabei haben. Daher hat er ihn unter einem Vorwand ausgetrick st, um mit Weiland verschwinden zu können.
    Kokoschansky öffnet die erste Datei und ein kurzer Text erscheint, den er vorliest.
    Sehr geehrter Herr Kokoschansky!
    Leider bleibt mir kein anderer Weg, um mit Ihnen zu kommunizieren. Inzwischen wissen Sie, dass ich kaltgestellt worden bin und mir die Hände gebunden sind. Ich kann auf meiner vorläufig ehemaligen Dienstebene niemandem mehr trauen, wie Sie auch erfahren mussten. Ein Judas findet sich überall. Ich nehme an, Sie haben den Artikel im Schmetterling gelesen.
    Natürlich habe ich von Beginn an gewusst, wer Sie sind. In unserem ersten und zugleich vorerst letzten persönlichen Gespräch hat sich nur mein Ein druck verstärkt, einem integeren und kompetenten Journalisten gegenübe r zu sitzen. Als Medienmensch und Autor ist es für Sie bestimmt leicht diese I nformationen, die Sie in den anderen Dateien finden, an die richtigen Stellen weiterzuleiten. Ich vertraue Ihnen. Veröffentlichen Sie das Material , informieren Sie die Öffentlichkeit, damit wieder Frieden und Ruhe in unserem Staat einkehren. Meine Leute und ich wussten seit längerer Zeit über gewisse Pläne Bescheid (s. Dateien), durften aber von höchster Stelle befohlen nicht handeln. Mir wurde in einem geheimen Vier-Augen- Gespräch mit der Innenministerin und in Absprache mit Bundes-, Vize­ kanzler und Justizministerin verboten, gegen die Leute vorzugehen, die hin ter diesen finsteren Plänen stecken. Der Grund ist so simpel wie zugleich verbrecherisch. Keine Panik in der Bevölkerung hervorrufen, niemals das Sauberlandimage Österreichs in der EU und dem Rest der Welt infrage stellen. Sollte ich dennoch gegen dieses ausdrückliche Verbot verstoßen und au f eigene Faust handeln, wurden mir schwerste Sanktionen angedroht. Man selbst würde alles bestreiten und zwischen den Zeilen gab man, mir eindeutig zu verstehen, es gäbe Mittel und Wege mich für unzurechnung sfähig zu erklären bis hin zur Einweisung in eine psychiatrische Anstalt. Das erwähnte Gespräch fand bereits am 12. April dieses Jahres, um 20.30 Uhr im Büro der Innenministerin, statt. Unsere allseits (un)beliebte oberste Chefin rechnet bestimmt nicht damit, dass ich unsere Unterredung heimlich mitg e­ schnitten habe. Sie können sie sich als MP3-File anhören.

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