Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
halben Stunde mit Zigaretten, Kölsch und Horrorgeschichten versorgte. »Es war ein Massaker, ein Blutbad, ein Gemetzel, und ich weiß nicht, wer schlimmer gewütet hat – die Mäuse, der kolumbianische Gangster oder die singende Pappnase mit ihrem bescheuerten Pferdelied.«
    Der Pinguin schauderte und stürzte sein Bier hinunter.
    »Ich glaube, es war die singende Pappnase. Das war ein richtiger Killer. Die Pappnase hätte den ganzen Bahnhof massakriert, wenn sie nicht verhaftet worden wäre. Man hätte sie sofort erschießen sollen. Das habe ich auch dem Polizisten gesagt, diesem Kaminski, aber der interessierte sich nur für die beiden Weiber, die sich mit dem Koffer des Kolumbianers aus dem Staub gemacht haben. Ich konnte ihm natürlich nicht weiterhelfen. Ich lag ja die ganze Zeit bewußtlos unten an der U-Bahn-Treppe.«
    Der Pinguin versetzte Bernie einen Stoß in die Rippen.
    »Noch ein Bier, Antennenmann? Du siehst aus, als könntest du eins brauchen.«
    Bernie Barnovic konnte tatsächlich eins brauchen.
    Die Geschichte des Pinguins warf ein völlig neues Licht auf den mysteriösen Tagtraum, den er am Montag nach dem durchkoksten Wochenende gehabt hatte.
    In diesem Traum hatte er als »namenloser Marsianer« den »marsianischen Stützpunkt« am Waidmarkt besucht und dort mit dem »großen marsianischen Führer Ka Min Ski« über die »gefährlichen Umtriebe« des »geheimen Schneemannes« gesprochen, der seinen »Koffer der Kosmischen Nacht« zum »Herrn des Universums« bringen wollte.
    Offenbar war das gar kein Traum gewesen.
    Offenbar war das harte Realität.
    Bernie wurde schlecht vor Angst.
    Im Kokainwahn war er zum Spitzel geworden!
    Jetzt war nicht nur dieser brutale Killer Petrus, sondern auch noch ein kolumbianischer Gangster und der gemeingefährliche Balla-Balla-Charly hinter ihm her. Unter diesen Umständen konnte er gleich auf den Südfriedhof ziehen. Oder auswandern, Känguruhs züchten in Australien oder Spaghettis in Alaska.
    Nervös schob er sich eine Handvoll Erdnüsse in den Mund.
    Costa und Jotie, die beiden griechischen, als Riesenbabys verkleideten Wirte, zapften mit dem Durst der Gäste um die Wette, und es sah nicht so aus, als ob sie die Wette gewinnen würden. Das Filos war so voll, daß sich eine Sardine in ihrer Dose dagegen einsam fühlen mußte. Die Jecken standen in Dreierreihen an der Theke, schunkelten auf den Bänken, tanzten auf den Tischen und waren so unbeschwert und glücklich, als gäbe es keine brutalen Killer auf der Welt.
    Bernie war zwischen dem Pinguin, einer bulligen Pappnase, einem fetten Clown und einer blondgelockten Maus eingezwängt. Als er sich umdrehte, um auf der Stelle nach Alaska auszuwandern, fiel sein Blick auf ein schwangeres Gespenst und eine Pappnasenschönheit im Bodystocking.
    Die Schönheit identifizierte er schnell als Nina Infernale, und das bedeutete, daß das Gespenst ihre Kusine Susi war. Die beiden hatten ihm doch heute morgen die Flucht vor seinem ärgsten Gläubiger ermöglicht. Hoffentlich kam Petrus nicht auch …
    Die Schwingtür wurde aufgerissen, und ein großer, knorriger Mann mit einer großen, knorrigen Nase und einem kleinen schwarzen Koffer kam hereingestürmt.
    »Petrus!« gurgelte Bernie.
    »Bernie Barnovic!« brüllte Petrus.
    Bernie wich vor Schreck zurück und trat der blondgelockten Maus auf den Fuß.
    »Au, mein Fuß!« quiekte sie. »Geh von meinem Fuß runter, du beschissener Zwerg!«
    Sie gab ihm einen Stoß, der ihn gegen die bullige Pappnase schleuderte. Die Pappnase grunzte nur, holte mit der Faust aus und schlug zu, aber Bernie duckte sich rechtzeitig, und der Schlag traf den fetten Clown am Kinn. Der Clown kippte gegen den Pinguin und schmetterte ihm das Bier aus der Hand; das Glas zersplitterte auf dem Boden. Der Pinguin packte den Clown im Genick und schüttelte ihn.
    »Dafür wirst du bezahlen! Dafür …«
    »Mein Mann!« quiekte die blondgelockte Maus. »Laß sofort meinen Mann los, du beschissener Pinguin!«
    Wie eine Furie fiel sie über den Pinguin her und zerkratzte ihm das Gesicht. Der Pinguin ließ von dem fetten Clown ab und verpaßte der Maus eine Ohrfeige. Die Maus flog gegen die Pappnase und riß sie zu Boden. Der Clown wollte sich auf den Pinguin stürzen, aber Bernie trat ihm gegen das Schienbein, und er stolperte heulend gegen Nina Infernale.
    »Au jau! Na warte, Arschgesicht!«
    Sie drosch mit ihrem Besen auf den Clown ein. Die blondgelockte Maus wollte ihrem Mann zu Hilfe kommen, wurde aber von

Weitere Kostenlose Bücher