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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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in den nächsten Flieger Richtung Süden.«
    »Ich weiß nicht.« Susi tupfte sich mit dem Laken die Tränen ab. »Ich traue Petrus nicht. Er sieht so gemein aus. Und überhaupt, wie will er Weiberfastnacht innerhalb von ein paar Stunden eine Viertelmillion besorgen?«
    »Petrus ist ’ne große Nummer im Koksgeschäft. Er hat Topverbindungen. Außerdem haben wir keine andere Wahl; wir müssen es versuchen. Wir können nicht tagelang mit den drei Kilo herumlaufen. Wenn wir das Zeug nicht bald loswerden, sind wir erledigt. Dann können wir direkt aus dem Fenster springen. Das schont die Nase und geht schneller.«
    Susi schniefte.
    »Jedenfalls sind wir im Filos sicher«, sagte Nina. »Wir lassen uns von Petrus die Kohle zeigen, und wenn er die Viertelmillion hat, lassen wir ihm den Koffer da und verschwinden.«
    Susi starrte sie an. »Du willst den Deal im Filos abwickeln? In aller Öffentlichkeit? Vor den ganzen Leuten? Scheiße, das ist unglaublich!«
    »Erstens wissen die Leute im Filos nicht mal, wie Kokain buchstabiert wird, und zweitens ist die Öffentlichkeit der beste Schutz für uns. Petrus wird es nicht wagen, uns vor tausend Zeugen abzuziehen.« Sie tätschelte Susi die Wange. »Vertrau nur deiner Kusine. Im Filos kann uns nichts passieren. Da sind wir absolut sicher.«
     
    Als Petrus kurz vor acht Uhr mit einem kleinen schwarzen Aktenkoffer seine Wohnung am Alteburger Platz verließ und sich auf den Weg zum Filos machte, fühlte er sich so großartig wie schon seit Jahren nicht mehr. In einer Anwandlung von Güte verzichtete er sogar darauf, die türkischen Pänz [5] aus der Nachbarschaft zu quälen, die, als Heinzelmännchen verkleidet, an der Straßenecke einen florierenden Schuhputzservice betrieben.
    Pfeifend schlenderte er an den osmanischen Wichteln vorbei und trat lediglich ihrem Kunden, einem Scheich im fortgeschrittenen Zustand der Trunkenheit, den Stuhl unter dem Hintern weg. Der Scheich plumpste in den Rinnstein, die Heinzelmännchen stoben kreischend auseinander, und Petrus fühlte sich noch großartiger.
    Natürlich waren seine Güte und seine gute Laune chemisch erzeugt.
    Ein halbes Gramm neunzigprozentiges Kokainhydrochlorid aus dem Probierbriefchen von Nina und Susi Infernale hatte aus ihm einen völlig neuen Menschen gemacht. Die Kreislaufstörungen und Schweißausbrüche waren wie weggeblasen, die Kokskäfer aus seiner Arschfalte verschwunden, und selbst sein rasender Haß auf Bernie Barnovic hatte sich in milde, fast wohlwollende Mordlust verwandelt.
    In seiner euphorischen Koksstimmung sah sich Petrus als gestrengen, aber gerechten Vater und diesen abgewrackten, durchgedrehten Doper als mißratenes Kind, das zu seinem eigenen Besten erschlagen werden mußte.
    Gerührt quetschte sich Petrus eine Träne aus dem Auge und sagte sich, daß er im Grunde seines Herzens ein Heiliger war. Und wenn schon ein halbes Gramm aus ihm einen Heiligen machte, was würden dann erst die drei Kilo bewirken? Mit drei Kilo war ihm der Himmel auf Erden sicher, soviel stand fest.
    Er mußte nur erst diese beiden Schlampen zur Hölle schicken.
    Natürlich dachte er nicht im Traum daran, Nina und Susi eine Viertelmillion zu zahlen. Schließlich war er ein hartgesottener Profidealer, und gegen einen Profi wie ihn hatten Amateure so viele Chancen wie eine Schnecke beim Formel-I-Rennen.
    Beschwingt bog er in die Bonner Straße, passierte die Eisenbahnüberführung und blieb kurz in einem dunklen Hauseingang stehen, um sich mit einer neuen Nase Koks zu stärken.
    Der Koffer in seiner Hand war bis zum Rand mit Zeitungspapier gefüllt, sorgfältig auf Geldscheingröße zurechtgeschnitten, gebündelt und mit Deckblättern aus echten Hundertmarkscheinen versehen. Zehn Bündel à zweihundert Mark machten zweitausend, und mit zweitausend wären Nina und Susi verdammt gut bedient.
    Vorausgesetzt, sie machten keinen Ärger.
    Wenn sie frech wurden und das Geld zählen wollten, würde er in anderer Münze bezahlen – mit der .38er Smith &Wesson im Hosenbund. Oder mit dem Klappmesser in der Gesäßtasche. Oder mit dem Totschläger in der rechten Socke.
    Grinsend ging Petrus weiter.
    Ein betrunkener Clown kam ihm entgegen, dem er fast beiläufig ein Bein stellte.
    Tätä-tätä-tätä! schepperte es aus einer nahen Kneipe.
    »Tätä-tätä-tätä!« machte Petrus.
    Er war wirklich großartiger Laune.
     
    »Es war grauenhaft«, lallte der Pinguin, der neben Bernie Barnovic an der Theke des Filos lehnte und ihn seit einer

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