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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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waren groß und glasig, ihre Hände zitterten vor Wut und Kokskater – und all ihre mordlüsternen Gedanken kreisten um Bernie Barnovic, den räuberischen Antennenmann, der sich mit ihrem Kokskoffer aus dem Staub gemacht hatte.
    »Und nach Barnovic ist Petrus dran«, verkündete sie. »Für Petrus lass’ ich mir was ganz besonders Häßliches einfallen. Kastrieren allein wäre viel zu milde. Ich habe ihm gesagt, daß er uns nicht linken soll, und was macht er? Schleppt einen Koffer voll Zeitungspapier an! Wofür hält er uns eigentlich? Für Schwachköpfe?«
    Susi, die verkatert neben ihr im Bett lag und seit einer Stunde vergeblich versuchte, den Express- Bericht über die WIEVERSCHLACHT IM HAUPTBAHNHOF zu lesen, hob die verquollenen Lider und schaute zu ihr auf.
    »Vielleicht könntest du mal ein paar Minuten ruhig sein, damit ich endlich diesen hochinteressanten Artikel über uns lesen kann«, sagte sie.
    »Au jau, das ist stark! Das ist wirklich stark! Bernie Barnovic klaut uns den Kokskoffer, Petrus linkt uns mit Zeitungspapier, und meine Kusine hat nichts Besseres zu tun, als diese beschissene Zeitung zu lesen!«
    Nina sprang wutentbrannt aus dem Bett.
    »Wer hat uns denn überhaupt diesen Schlamassel eingebrockt? Wer ist denn dafür verantwortlich, daß der Kokskoffer weg ist und wir trotzdem von den Bullen und der Mafia gejagt werden? Etwa ich? Hättest du besser aufgepaßt, wäre Barnovic nicht mit dem Koffer entwischt. Und überhaupt – wer hat sich denn im Filos geprügelt und wenigstens die zweitausend Mark gerettet, die zwischen dem Zeitungspapier rumlagen? Etwa du? Natürlich nicht! Das Landei war ja viel zu sensibel. Das Landei mußte ja wieder losheulen. Das Landei …«
    Susi heulte los.
    »Au jau, natürlich, das mußte ja so kommen!«
    Susi heulte noch lauter. »Was kann ich denn dafür, daß mir dieser beschissene Pinguin den Koffer vom Leib gerissen hat? Es war doch nicht meine Schuld!«
    Nina seufzte und nahm sie in die Arme. »Okay, reg dich ab, Kusinchen. Ich hab’s nicht so gemeint. Natürlich war es nicht deine Schuld. Es war einfach Pech. Höhere Gewalt. Schicksal. Menschliches Versagen.«
    »Aber wir wollten doch in den Süden fliegen!« schluchzte Susi. »Mit einer Viertelmillion im Koffer. Und jetzt haben wir weder die Viertelmillion noch das Koks. Dafür haben wir die Bullen, die Mafia und die Presse am Hals. Scheiße. Ich will sterben!«
    »Das liegt nur an deiner Kokaindepression. Ich kenne Leute, die sind vom vielen Koksen so deprimiert geworden, daß sie sich mit einem Bolzenschußgerät das Leben nehmen wollten. Wart nur ab, wenn du was geschlafen hast, sieht die Welt wieder normal aus.«
    »Aber ich wollte doch Karneval feiern!« schluchzte Susi hartnäckig weiter.
    »Das werden wir auch«, versicherte ihr Nina. »Schließlich haben wir die zweitausend Mark von Petrus. Die reichen bis Aschermittwoch. Wir werden so viel Spaß haben, da können andere nur von träumen!«
    »Meinst du wirklich?« Susi tupfte sich mit dem Bettdeckenzipfel die Tränen aus den Augen. »Und was ist mit dem Koffer?«
    »Das laß nur meine Sorge sein. Früher oder später wird uns dieser beschissene Antennenmann wieder über den Weg laufen. Köln ist zu klein, um sich auf Dauer vor uns zu verstecken. Und dann …«
    »… schneidest du ihm die Eier ab und servierst sie ihm gebraten zum Frühstück?«
    »Und anschließend mache ich ihn richtig fertig! Au jau!«
     
    Wiederum zwei Stunden später, zur Mittagszeit, stand ein großer, knorriger Mann mit einer großen, knorrigen Nase und einer großen geladenen .38er Smith &Wesson in der Tasche in einer Toreinfahrt im Severinsviertel. Er plante ebenfalls, Bernie Barnovic die Eier abzuschneiden und sie ihm gebraten zum Frühstück zu servieren.
    Und Petrus meinte es ernst.
    Er wartete seit dem Morgengrauen vor Barnovics Haus, und er war entschlossen, notfalls ein ganzes Leben zu warten. Irgendwann mußte dieser abgewrackte, durchgedrehte Doper nach Hause kommen, und dann würde er für alles bezahlen: für die Schulden, um die er sich drücken wollte, für den Diebstahl des Kokskoffers und für die zahllosen Abschürfungen, Prellungen und Beulen, die sich Petrus bei der Massenschlägerei im Filos zugezogen hatte.
    Er fletschte die Zähne.
    Und wenn er mit Barnovic fertig war, kamen die anderen Bastarde an die Reihe, die auf seiner Liste der Leute, die mich nerven und deshalb sofort plattgemacht werden standen: Nina und Susi Infernale, die ihm zweitausend

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