Koks und Karneval
Streusalzkiste mit dir tun werde?«
Bernie wußte es nicht, aber er war nicht sonderlich neugierig auf die Antwort.
»Ich werde Dinge mit dir tun, die dir ganz bestimmt nicht gefallen werden. Dinge, die kein Mensch einem anderen Menschen antun sollte, Dinge, die viel zu häßlich sind, um sie jetzt in allen Einzelheiten zu schildern. Also, Barnovic, wo ist der Koffer?«
Petrus holte mit der Faust aus.
»Nicht schlagen!« wimmerte Bernie. »Vor allem nicht auf meine arme Nase. Gut, gut, ich geb’s ja zu, ich hatte den Koffer, aber nur vorübergehend. Ehrlich! Ich war gerade auf dem Weg zu dir, als ich unter dem Severinstor überfallen wurde.«
»Überfallen? Von wem?«
»Von Nina und Susi Infernale. Sie haben mir den Koffer geklaut und sind auf und davon.«
Petrus sah ihn mißtrauisch an. »Bist du dir sicher, oder ist das wieder eine dieser Lügen, für die ich dir noch einmal das Genick brechen werde?«
»Natürlich bin ich mir sicher. Sie wollten mir die Eier abschneiden und gebraten zum Frühstück servieren.« Bernie schauderte. »So was vergißt man nicht.«
»Keine schlechte Idee. Es wäre sogar eine gute Idee, wenn du so was wie Eier besitzen würdest. Und wo sind die beiden Schlampen jetzt?«
»Das weiß Gott allein. Ich kann nur Vermutungen anstellen. Zu Hause sind sie auf jeden Fall nicht – Charly Hoballa und der Kolumbianer haben gestern ihre Wohnung in Trümmer gelegt. Ich vermute, sie sind im Filos untergetaucht.«
»Im Filos also«, nickte Petrus befriedigt. »Das werde ich sofort überprüfen. Und du kommst mit. Denn wenn du mich belogen hast …«
»Ich an deiner Stelle würde nicht ins Filos gehen«, sagte Bernie listig.
»Ach nein?«
»Ich an deiner Stelle würde so schnell wie möglich verschwinden – am besten in der Streusalzkiste«, fügte Bernie noch listiger hinzu.
»Ach ja? Und warum sollte ich so etwas Beknacktes tun?«
»Weil das ganze Rauschgiftdezernat hinter dir her ist! Ich habe gerade eben mit Kaminski gesprochen. In der Südstadt wimmelt es von Drogenfahndern.«
Petrus fluchte und rieb sich nachdenklich die große, knorrige Nase. Am besten brachte er Bernie auf der Stelle um, damit er niemandem mehr verraten konnte, wer den Kokskoffer hatte. Dann konnte er sich ein paar von den Pänz vom Schull- un Veedelszoch schnappen, ihnen die Kostüme klauen, sich verkleiden und maskiert ins Filos marschieren, um sich von den beiden Schlampen den Kokskoffer zurückzuholen.
Er nickte ernst.
Ja, genauso würde er es machen.
Er griff nach Bernies Hals.
»Ich könnte Nina und Susi in eine Falle locken«, riß Barnovic ihn aus seinen Gedanken. »Ich könnte ihnen sagen, daß ich einen Abnehmer für die drei Kilo habe. Dann könntest du die beiden erledigen und dir den Koffer zurückholen. Völlig ohne Risiko! Na, ist das nicht ein Superplan?«
Petrus zögerte.
Der Superplan war nicht übel, auch wenn er von diesem abgewrackten Doper kam. Man mußte ihn nur ein wenig verfeinern. Warum nur das Duo Infernale erledigen? Auch Barnovic mußte erledigt werden, schon aus erzieherischen Gründen … Andererseits war es auch möglich, daß dieser Plan ein besonders abgefeimter Trick dieses Hurensohns Kaminski war. Schließlich war Bernie ein Polizeispitzel, und wer traute schon einem Spitzel? Petrus bestimmt nicht.
Er grinste tückisch.
»Okay, du Laus. Sag den Schlampen, daß ich das Geld habe und sie morgen mit dem Koffer am Dom erwarte. Sie sollen um Punkt zwölf Uhr dasein, kapiert?«
Bernie blinzelte. »Um zwölf? Aber dann kommt doch der Rosenmontagszug! Und woher willst du auf die Schnelle so viel Geld besorgen?«
Petrus packte Bernies Nase und drehte sie ein paarmal hin und her. »Frag nicht; gehorche. Bei diesem Deal bin ich der Boß, klar?«
»Klar, Alter, klar!« wimmerte Bernie. »Aber was ist, wenn Nina und Susi nicht wollen? Wenn sie dir nicht trauen?«
»Genau das ist deine Aufgabe – du mußt Vertrauen schaffen. Ich kann nur in deinem Interesse hoffen, daß du es schaffst. Denn wenn du versagst, du Zwerg, dann bist du Aschermittwoch ein toter Zwerg. Okay, wir sehen uns heute abend um zehn in der Salznuß wieder. Dort bekommst du neue Instruktionen.«
Petrus gab Bernie einen Tritt.
»Und jetzt verzieh dich!«
Bernie Barnovic verzog sich.
Mit brummendem Schädel und deprimiert wippender Antenne schlich er über den Karolingerring davon, wo er fast unter eine bimmelnde Straßenbahn geriet. Nach den Ereignissen der letzten halben Stunde konnte selbst das ihn
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