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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Aschermittwoch die Eier abschneiden, und daß sie das tun würden, das war so arschklar, arschklarer ging’s nimmer.
    »Der Deal soll also morgen ablaufen?« fragte Charlie lauernd.
    »Wenn ich’s dir doch sage! Nina und Susi haben mich beauftragt, einen Käufer zu suchen. Ich soll morgen mit dem Käufer und einer Viertelmillion am Treffpunkt sein, und ohne mich läuft nichts. Ohne Geld übrigens auch nicht – seit Petrus versucht hat, sie mit einem Koffer voller Zeitungspapier abzuziehen, passen die beiden höllisch auf.«
    Im stillen gratulierte Bernie sich zu seiner Gerissenheit – Petrus war Hoballas schärfster Konkurrent und Erzfeind aus alten gemeinsamen Dealertagen. Hoballa sprach auf spanisch auf Lorcaz ein, und Lorcaz grunzte zustimmend. Bernie seufzte erleichtert. Aber er ahnte ja auch nicht, daß die beiden Gangster gerade eben verabredet hatten, seine Hilfe zu mißbrauchen und ihn nach dem Deal zu massakrieren.
    »Okay, du Ratte«, knurrte Hoballa. »Wir werden morgen mit dem Geld dasein. Aber wenn du uns linken willst … wenn du die Bullen oder sonstwen alarmierst … dann wirst du in der Hölle schmoren, auf meinem ganz privaten Höllenrost. Klar, amigo? Arschklar!«
    Er machte die Tür auf und warf Bernie auf die Straße. Lorcaz gab Gas. Mit quietschenden Reifen schoß der sargschwarze Mercedes davon.
    »O je, o je, o je«, klagte Bernie bedrückt.
    Er rappelte sich auf und fragte sich, ob er nicht einen verhängnisvollen Fehler gemacht hatte. Was war, wenn es ihm nicht gelang, Nina und Susi Infernales Vertrauen zu gewinnen? Was war, wenn sie morgen nicht mit dem Koffer zum Treffpunkt kamen? Und was war, wenn sie kamen? Würde Lorcaz tatsächlich seinen eigenen Kokskoffer zurückkaufen? Und womit würde er bezahlen – mit Deutschmark oder Gewehrkugeln? Und wie würde Petrus auf die unerwartete Konkurrenz reagieren? Bestimmt nicht erfreut, soviel stand fest.
    Bekümmert schlich Bernie zurück zur Merowingerstraße. Schon von weitem hörte er die Karnevalsmusik aus dem Filos dröhnen. Die Tür war von Mäusen und Clowns in allen Stadien der Trunkenheit umlagert, die beim Anblick seiner verbogenen Antenne und seiner blaugeschwollenen Augen in lautes Gelächter ausbrachen. Bernie ignorierte sie und zwängte sich in die Kneipe. Er wollte gerade bei den beiden griechischen Wirten, die sich diesmal als Geldsäcke verkleidet hatten, ein Kölsch schnorren – da bohrte sich ein abgesägter Besenstiel in seine Magengrube.
    »Au jau!« zischte Nina Infernale. »Der Antennenmann ist wieder da! Hast du immer noch nicht genug? Soll ich dir wirklich die Eier abschneiden?«
    »Scheiße, mach ihn fertig, Nina!« drängte Susi, das grinsende Gespenst, das zum zweiten Mal mit dem Kokskoffer schwanger ging. »Schneid sie ihm endlich ab – oder wenigstens die Nase. Du hast es mir versprochen!«
    Aber Bernie Barnovic hatte in der letzten Stunde zu viel mitgemacht, um sich von ein paar vagen Drohungen abschrecken zu lassen. »He, keine Panik, ich bin nur zum Verhandeln hier.«
    »Verhandeln?« Nina musterte ihn argwöhnisch. »Ich wüßte nicht, was wir mit dir zu verhandeln hätten!«
    »Wenn ihr den Kokskoffer verkaufen wollt, habt ihr keine andere Wahl, als mit mir zu verhandeln. Die Bullen sind hinter euch her – die ganze Südstadt ist von Drogenfahndern durchseucht. Und vor ein paar Minuten hab’ ich Balla-Balla-Charly und den Kolumbianer durch die Straßen schleichen sehen. Ihr müßt so schnell wie möglich aus der Stadt verschwinden, und dafür braucht ihr das Geld aus dem Deal.«
    »Und rein zufällig hast du eine Viertelmillion in der Tasche, was?« Nina lachte höhnisch. »Zisch ab, du Zwerg. Verarschen kann ich mich allein!«
    »Ich hab’ einen Kunden für die drei Kilo, einen Dealer aus Frankfurt«, log Bernie dreist. »Eine absolut coole Connection. Der Typ hat die Kohle parat und wartet nur darauf, sie loszuwerden. Eine Viertelmillion bar auf die Hand! Na, ist das nicht eine Supersache?«
    »Glaub ihm bloß kein Wort, Nina! Der Antennenmann hat uns schon einmal den Koffer geklaut.«
    Nina zupfte nachdenklich an ihrer Pappnase. Ihre Kusine hatte natürlich recht; diesem Zwerg war noch weniger zu trauen als einem Aprilscherz. Aber angesichts der Tatsache, daß inzwischen die Bullen, der kolumbianische Killer, der geisteskranke Charly Hoballa und der gewalttätige Spider hinter ihnen her waren, hatten sie tatsächlich keine andere Wahl, als mit Barnovic zu verhandeln.
    »Wann und wo soll der Deal

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