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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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erwischen würden, ehe der Kolumbianer es tut.«
    Bernies Gedanken rasten noch immer. Also wurde bereits nach dem Duo gefahndet! Er mußte sofort etwas tun, um Kaminski auf eine falsche Spur zu locken, oder der Koffer würde noch vor Aschermittwoch in der Asservatenkammer des Rauschgiftdezernats verschwinden. Plötzlich kam ihm eine großartige Idee: Er würde nicht nur den Koffer vor Kaminskis Zugriff bewahren, sondern noch dazu grausame Rache an seinen Peinigern von den Kamikazes nehmen!
    »Tscha, wenn Sie den Koffer suchen«, sagte er leichthin, »kein Problem. Ich weiß, wo er ist.«
    Kaminski rutschte die Bandage über die Augen. Mit einem Fluch rückte er sie zurecht. Dann packte er Bernie wieder am Kragen.
    »Du weißt, wer den Koffer hat? Und das sagst du erst jetzt? Los, raus mit der Sprache!«
    »Die Kamikazes«, japste Bernie. »Der Rockerclub Kamikaze Kölle! Sie haben ihr Hauptquartier im Radau em Veedel in der Bonner …«
    Aber Kaminski hörte schon nicht mehr zu. Er ließ Bernie los, zog ein Walkie-talkie aus der Tasche und sprach aufgeregt hinein, während er mit Heppekausen zurück zu seinem Wagen rannte.
    »Einsatzleiter an alle! Großalarm! Wir wissen, wo der Koffer ist! Sofort alle verfügbaren Einheiten zum Radau em Veedel in der Bonner Straße! Razzia im Vereinslokal der Kamikaze Kölle! Verdächtige sind wahrscheinlich bewaffnet und …«
    Seine Stimme verklang in der Ferne. Bernie Barnovic rieb sich vergnügt die Hände. Selbst ohne Gottes Hilfe war er ein verdammt gerissener Kerl. Vielleicht hätte er Kaminski auch noch auf Petrus hetzen sollen, aber das wäre zu riskant gewesen – Petrus würde zweifellos alles ausplaudern, was Weiberfastnacht im Filos geschehen war, und das konnte für Bernies Reputation im Rauschgiftdezernat verheerende Folgen haben.
    KOKs Kaminski war nicht der Typ Drogenfahnder, der seinem Spitzel die Unterschlagung von drei Kilo Koks verzieh – von allem anderen ganz abgesehen.
    Der Gedanke an die drei Kilo brachte Bernie wieder zu Nina und Susi Infernale zurück. Nach der Schießerei von gestern abend konnten sie unmöglich noch einmal in ihre Wohnung. Zweifellos planten sie, den Koffer so schnell wie möglich zu Geld zu machen und dann blitzartig unterzutauchen, in den Bergen von Deutsch-Nepal oder im Sand der Wüste Gobi vielleicht.
    Und wer in der Wüste untertauchen wollte, schloß Bernie messerscharf, hatte schon bei der Planung ungeheuren Durst, der sich höchstens in einer Südstadtkneipe stillen ließ. Aber in welcher? Vermutlich im Filos, wo Nina und Susi schon einmal versucht hatten, das Koks zu verkaufen. Außerdem hatte Bernie die vage Hoffnung, im Filos den freigebigen Pinguin wiederzutreffen. Bei seiner desolaten finanziellen Lage war diese Aussicht verlockender als jede Fata Morgana für einen Wüstenpilger.
    Mit fröhlich wippender Antenne stiefelte er über den Chlodwigplatz – bis sich eine Hand wie eine Eisenklammer um sein Genick legte.
    »Wohin so eilig, du Laus?« knurrte Petrus und schleifte Bernie trotz seiner zappelnden Gegenwehr in den nächsten Hauseingang. »Vielleicht auf dem Weg zum Kokskoffer?«
    Bernie röchelte. »Aber ich habe dir doch alles gesagt, was ich weiß!«
    Petrus lachte hart und schmetterte Bernies Kopf gegen die Wand, so daß fast die Antennenkappe herunterfiel. »Klar hast du mir alles gesagt, was du weißt, aber was du weißt, genügt mir nicht. Ich hab’ mir nämlich heute morgen deinen Hubschrauberkumpel vorgenommen – oder das, was die Kamikazes von ihm übriggelassen haben. Und weißt du, was er mir verraten hat?«
    »Was weiß denn ich?« keuchte Bernie. »Falls es irgendwie ein schlechtes Licht auf mich wirft, dann war’s bestimmt gelogen.«
    »Er hat mir verraten, daß er den Koffer gestern auf dem Funken-Biwak einem gottverdammten Zombie angedreht hat, weil er auf der Flucht vor den Kamikazes war«, knirschte Petrus. »Und weißt du, wen ich vor fünf Minuten im Kölsch Rouge getroffen habe?«
    »Ich hab’ nicht die blasseste Ahnung …«
    »Genau diesen gottverdammten Zombie. Und weißt du, was mir dieser Zombie erzählt hat?«
    Bernie wurde käsebleich. »O je, o je, o je!«
    »Genau, du Laus!« Petrus knallte Bernies Kopf noch einmal gegen die Wand, um sicherzugehen, daß dieser abgewrackte, durchgedrehte Doper das Ganze nicht für einen harmlosen Spaß hielt. »Wenn du mir nicht sofort sagst, wo du den Kokskoffer versteckt hast, geht es zurück in die Streusalzkiste. Und weißt du, was ich in der

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