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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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wurde. Er wollte sich wehren, bis zum letzten Atemzug kämpfen, aber sein Körper gehorchte ihm noch weniger als sonst. In seiner Not betete er zu Gott, er möge ihm die Kraft geben, seinen rechtmäßigen Besitz zu verteidigen, doch Gott schaffte es nicht einmal, für klare Sicht zu sorgen – das Bild, das sich seinen Augen darbot, wirkte ziemlich unglaubwürdig: Ein grinsendes Gespenst, das johlend eine Schnapsflasche schwenkte, und daneben eine schätzungsweise zwanzig Zentimeter lange Pappnase in einem atemberaubenden Bodystocking und mit einem abgesägten Besenstiel in der Hand schwebten über ihm.
    Dann kam die grausige Erkenntnis.
    Das Duo Infernale!
    »Und jetzt nichts wie weg!« befahl Nina.
    »Scheiße!« widersprach das grinsende Gespenst. »Und was ist mit dem Antennenmann? Ich dachte, du wolltest ihm die Eier abschneiden und sie ihm gebraten zum Frühstück servieren?«
    Wäre Bernie nicht schon halb ohnmächtig gewesen, jetzt wäre er es mit Sicherheit geworden.
    O je, o je, o je! dachte er besorgt.
    »Vergiß den Antennenmann. Hauptsache, wir haben den Koffer!«
    Bernie konnte dem nur zustimmen. Er hörte, wie sich die Schritte des Duos hastig entfernten. Stöhnend versuchte er, den Kopf zu heben, aber alles, was er zustande brachte, war, mit dem rechten großen Zeh zu wackeln, und er hatte nicht den Eindruck, daß ihn das weiterbringen würde.
    »Hilfe!« krächzte er. »Hört mich jemand? Ich brauche dringend Hilfe!«
    Lange Zeit blieb es still. Dann näherten sich vom Chlodwigplatz schwere Schritte. Die Köpfe zweier Jecken schoben sich in sein Blickfeld; der eine Jeck war als Clown maskiert, der andere hatte sich mit einem halben Zentner Mullbinden und Bandagen als Mumie kostümiert. Der Anblick stimmte nicht gerade hoffnungsvoll.
    »Sieht übel aus, unser Bernie Barnovic«, knurrte die Mumie. »Scheint so, als hätte ihm jemand den Arsch aufgerissen. Und was trägt er da auf dem Kopf? Eine Antenne? Was meinen Sie, Heppekausen?«
    »Dä ärm Käl hängk am Kabel, Schäff!« nickte der Clown. »Ävver wä hät dä Flabes [10] dann so fädich jemaat?«
    »Das werden wir sofort erfahren«, versicherte Kriminaloberkommissar Adolf Kaminski.
    Er zog Bernie an der Nase hoch und stellte ihn auf die Beine. Der Schmerz brachte Bernie augenblicklich wieder zu Bewußtsein.
    »Uh, hallo, Kommissar«, begrüßte er die Mumie und wackelte nervös mit der Kosmischen Antenne. »Ich wollte Sie eben anrufen.«
    Verstohlen blickte er sich um. Er konnte nur hoffen, daß keiner aus der Szene zusah und in der Mumie Kölns berüchtigtsten Drogenfahnder erkannte. Wenn irgendwer davon Wind bekam, daß er für die Bullen Spitzeldienste leistete, war er in größeren Schwierigkeiten als ohnehin schon.
    »Hat dieser Peter Ruska dich so zugerichtet?« fragte Kaminski scharf und deutete auf Bernies blauschillernde Augen. »Oder ist das nur eine besonders häßliche Karnevalsmaske? Und wo hast du in den letzten Tagen gesteckt, Barnovic? Verdammt, das halbe Rauschgiftdezernat hat nach dir gesucht!«
    »In einer Streusalzkiste«, antwortete Bernie wahrheitsgemäß.
    Kaminski packte ihn am Kragen und zischte: »Jetzt hör mir mal gut zu, du abgewrackter Doper. Wenn du glaubst, mich verarschen zu können, bist du verdammt schief gewickelt. In Herne hab’ ich drei von deiner Sorte zum Frühstück verspeist. Noch so eine Bemerkung, und ich reiß’ dir den Arsch auf, bis nur noch ein großes rundes Arschloch von dir übrigbleibt. Verstanden?«
    Bernie schluckte und nickte.
    »Nachdem das klar ist, will ich von dir hören, was du über zwei Frauen weißt, die als Nina und Susi Infernale bekannt sind. Und ich rate dir, mir ja keinen Scheiß zu erzählen! Also! Ich höre!«
    »Nina und Susi Infernale?« Bernies Gedanken rasten. Wenn er die beiden an Kaminski verpfiff und die Bullen eine Großfahndung einleiteten, hatte er überhaupt keine Chance mehr, an den Kokskoffer zu kommen. »Nie gehört. Ehrlich, Herr Kommissar. Wer soll denn das sein?«
    »Zwei Punkerinnen, in deren Wohnung am Altermarkt es gestern abend eine Schießerei gegeben hat – wahrscheinlich zwischen Lorcaz, Charly Hoballa und einem unbekannten Dritten, wenn man den Aussagen der Nachbarn glauben darf.« Kaminski ließ Bernie los und wischte sich die Finger an seinen Bandagen ab. »Die beiden Frauen stehen unter dem dringenden Verdacht, Weiberfastnacht Lorcaz den Kokskoffer geklaut zu haben, von dem du uns erzählt hast, und es wäre besser für sie, wenn wir sie

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