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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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stattfinden?«
    »Morgen um Punkt zwölf am Dom.«
    »Au jau, mitten im Rosenmontagszug!«
    »Das ist ja das Geniale an dieser Supersache – wer denkt denn schon, daß irgend jemand so bescheuert ist, mitten im Rosenmontagszug drei Kilo Koks zu verkaufen?«
    »Scheiße, ich fass’ es nicht – Nina, du wirst dich doch nicht auf diesen Wahnsinn einlassen?«
    »Wir müssen, Susi. Denk an die Mafia, denk an die Bullen. Außerdem kann es sich dieser beschissene Zwerg nicht erlauben, uns zu linken …«
    »Ach?« sagte Bernie überrascht. »Warum nicht?«
    »Weil du ganz genau weißt, was wir mit dir machen werden, wenn du uns linkst.« Sie stieß ihm den Besenstiel zwischen die Beine. »Kapiert?«
    Bernie quiekte und wich zur Tür zurück. »Wir sehen uns dann morgen«, keuchte er. »Seid bloß pünktlich, sonst platzt das Geschäft!«
    Er wieselte nach draußen und gratulierte sich wieder einmal zu seiner unglaublichen Gerissenheit. Doch der Triumph währte nicht lange. Mit wachsender Bestürzung wurde ihm klar, daß er seine Probleme keineswegs gelöst, sondern nur auf morgen verschoben hatte, und kleiner geworden waren sie auch nicht – eher im Gegenteil.
    »O je, o je, o je«, brabbelte er besorgt.
    Das bunte, fröhliche Treiben auf den Straßen kam ihm plötzlich wie eine Verhöhnung vor. Nicht einmal das Gelächter, das allüberall wie Geysirfontänen in die Höhe stieg, konnte seine eigene Stimmung heben.
    Er wünschte sich, er könnte nur einmal im Leben so unbeschwert sein, wie es alle anderen offenbar waren, einmal im Leben einfach den Boden unter den Füßen verlieren und …
    Der Raketenmotor einer hochfrisierten 1000-cm 3 -Kawasaki röhrte auf, und eine tennisschlägergroße Hand packte Bernie am Kragen. Er verlor den Boden unter den Füßen. Hilflos zappelte er in Killers eisernem Griff. Der Präsident der Kamikaze Kölle lachte grausam, ließ ihn an der ausgestreckten Hand wie eine Marionette baumeln und gab mit der anderen Gas.
    Das schwere Motorrad beschleunigte aus dem Stand in drei Sekunden von Null auf Hundert und hatte weitere drei Sekunden später seine Spitzengeschwindigkeit von zweihundertdreißig Kilometern pro Stunde erreicht. Killer raste die Merowingerstraße hinunter, bretterte am Martin-Luther-Platz bei Rot über die Ampel, schoß über die Volksgartenstraße und mit einem Wahnsinnstempo in den Volksgarten, der zu dieser Jahreszeit menschenleer wie die Wüste Gobi war. Zielsicher steuerte er auf den Ententeich zu.
    Die ganze Zeit über lachte er, als hätte er den Verstand verloren oder nie einen gehabt, während Bernie um sein Leben kreischte. Killer bremste und ließ ihn los, und Bernie segelte in hohem Bogen ins Wasser. Spuckend und prustend tauchte er wieder auf. Killer nahm seinen schwarzen Motorradhelm ab, watete mit seinen schwarzen Motorradstiefeln ins knietiefe Wasser, packte Bernie an der Antennenkappe und tauchte ihn unter, bis keine Luftblasen mehr an die Oberfläche stiegen. Dann riß er ihn wieder hoch und schüttelte ihn wie einen nassen Hund.
    »Ich hab’ dich gewarnt, Arschgesicht«, knirschte er in rasender Wut. »Ich hab’ dir gesagt, verarsch mich nicht, Arschgesicht. Ich hab’ dir die Grabsteine auf meinen Armen gezeigt, und ich hab’ dich zu deinem eigenen Besten in die Streusalzkiste eingesperrt, aber was hast du gemacht, Arschgesicht? Was hast du gemacht?«
    »Ja, was?« gurgelte Bernie in Todesangst. »Doch nicht etwa einen Fehler, oder?«
    »Du hast uns die Bullen auf den Hals gehetzt! Diese Arschgesichter haben unser Vereinslokal gefilzt, die Clubkasse und sämtliche Totschläger beschlagnahmt und die Hälfte meiner armen Jungs hopsgenommen, und das ist alles deine Schuld!«
    »Hilfe!« schrie Bernie. »Zu Hilfe! Ich brauche dringend Hilfe! Hört mich denn …«
    Killer schmetterte ihm die bowlingkugelgroße Faust auf die Nase. »Ich werd’ dich jetzt ersäufen, Arschgesicht. Ich werd’ dich jetzt …«
    »Tu’s nicht!« heulte Bernie. »Bitte, tu’s nicht! Ich sag’ dir auch, wo der Kokskoffer ist!«
    Diesmal ließ sich Killer nicht so leicht um den Finger wickeln. Schon einmal hatte ihn dieser verkorkste Gartenzwerg in Schwierigkeiten gebracht. »Damit hast du uns schon einmal aufs Kreuz gelegt, Arschgesicht. Wenn du mir Scheiß erzählst, nur um dein armseliges Leben zu retten …«
    »Es ist die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit!« sprudelte Bernie zusammen mit ein paar Litern Wasser hervor. »Ich schwöre es bei Gott und

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