Kollaps
Talboden einen zwei- bis dreimal höheren Maisertrag als solche an den Abhängen, die bereits nach zehn Jahren der landwirtschaftlichen Nutzung durch Erosion drei Viertel ihrer Produktivität verlieren.
Nach der Anzahl der Häuser zu schließen, stieg die Bevölkerungszahl im Tal von Copan seit dem 5. Jahrhundert stark an und erreichte in der Zeit zwischen 750 und 900 n. Chr. mit rund 27 000 Menschen ihren Höhepunkt. Die schriftliche Überlieferung der Maya von Copan beginnt nach dem Langen Kalender zu einem Zeitpunkt, der dem Jahr 426 n. Chr. entspricht; auf späteren Denkmälern ist rückblickend verzeichnet, dass damals eine Person eintraf, die mit den Adligen von Tikal und Teotihuacan verwandt war. Insbesondere zwischen 650 und 750 n. Chr. wurden in großem Umfang königliche Denkmäler errichtet, auf denen die Herrscher verherrlicht wurden. Ungefähr seit 700 n. Chr. traten neben den Königen auch andere Adlige hervor und errichteten eigene Paläste; um das Jahr 800 n. Chr. gab es etwa zwanzig solche Bauwerke, und eines davon bestand bekanntermaßen aus fünfzig Einzelgebäuden, die insgesamt 250 Menschen Platz boten. Alle diese Adligen und ihr Hofstaat bewirkten, dass der König mit seinem Hof für die Bauern eine immer größere Belastung bedeutete. Die letzten großen Bauwerke wurden in Copan um das Jahr 800 n. Chr. errichtet, und dem Langen Kalender zufolge wurde 822 n. Chr. zum letzten Mal ein unvollständiger Altar gebaut, der möglicherweise den Namen eines Königs trug.
Bei der archäologischen Untersuchung verschiedener Lebensräume im Tal von Copan stellte sich heraus, dass diese in einer regelmäßigen Abfolge besiedelt wurden. Anfangs wurde das große fruchtbare Landstück am Talboden landwirtschaftlich genutzt, dann folgten die vier anderen, kleineren Flächen. Gleichzeitig wuchs die Bevölkerung, aber die Berge wurden noch nicht besiedelt. Die gestiegenen Bedürfnisse mussten also dadurch befriedigt werden, dass man die landwirtschaftliche Produktion am Talboden durch kürzere Brachperioden, doppelte Ernten und möglicherweise auch Bewässerung intensivierte.
Ungefähr seit 650 n. Chr. siedelten die Menschen sich auch an den Berghängen an, aber Landwirtschaft betrieben sie dort nur ungefähr ein Jahrhundert lang. Der Anteil der Gesamtbevölkerung von Copan, der von den Tälern in die Berge auswich, erreichte einen Höchstwert von 41 Prozent und nahm dann ab, bis die Bevölkerung sich schließlich wieder auf die fruchtbaren Regionen im Tal konzentrierte. Warum zogen die Menschen sich aus dem Gebirge zurück? Wie man durch Ausgrabungen von Gebäudefundamenten am Talboden weiß, wurde dieser im 8. Jahrhundert durch neue Sedimentschichten bedeckt, das heißt, die Berghänge erodierten, und wahrscheinlich wurden auch Nährstoffe ausgewaschen. Dieser unfruchtbare, saure Gebirgsboden wurde dann ins Tal gespült und bedeckte dort die fruchtbaren Schichten, sodass sich die landwirtschaftlichen Erträge verminderten. Dass die Siedlungen im Gebirge damals so schnell aufgegeben wurden, entspricht der heutigen Erfahrung der Maya, dass Felder in den Bergen nicht besonders fruchtbar sind und dass ihr Boden schnell ausgelaugt ist.
Wie es im Gebirge zur Erosion kommt, ist klar: Die Wälder, die dort früher den Boden schützten, wurden abgeholzt. Wie man aus der Datierung von Pollenproben weiß, waren die Kiefernwälder, die ursprünglich den oberen Abschnitt der Berghänge bedeckt hatten, am Ende völlig verschwunden. Berechnungen zufolge dürfte das Kiefernholz vorwiegend als Brennstoff gedient haben, der Rest wurde als Bauholz oder zur Herstellung von Verputz verwendet. An anderen Ausgrabungsstätten aus der vorklassischen Mayazeit übertrieb man das Verputzen der Gebäude so, dass die Herstellung von Putz eine Hauptursache der Waldzerstörung gewesen sein dürfte. In der Folge kam es nicht nur zur Ansammlung von Sedimenten in den Tälern und zu einem Mangel bei der Holzversorgung, sondern auch zu einer »selbst gemachten Dürre« am Talboden: Wälder spielen für den Wasserkreislauf eine entscheidende Rolle, sodass das Abholzen von Wald einen Rückgang der Niederschlagsmenge zur Folge hat.
Man hat Hunderte von Skeletten aus den archäologischen Stätten von Copan auf poröse Knochen, Streifen an den Zähnen und andere Anzeichen von Krankheiten und Mangelernährung untersucht. Wie man an solchen Spuren erkennt, wurde der Gesundheitszustand der Bewohner von Copan zwischen 650 und 850 n. Chr. immer
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