Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
Vom Netzwerk:
Quadratmetern liegt, und Wälder bedecken nur 16 Prozent des Staatsgebietes (in Japan sind es 74 Prozent). Durch staatliche Anstrengungen ist zwar die Fläche von Baum-Monokulturen gewachsen, und damit hat auch die Gesamtfläche, die als bewaldet bezeichnet wird, geringfügig zugenommen; die natürlichen Wälder jedoch, insbesondere solche mit altem Baumbestand, sind geschrumpft. Diese Waldzerstörung trägt in großem Umfang zu Bodenerosion und Überschwemmungen bei. Nachdem die großen Überschwemmungen des Jahres 1996 bereits einen Schaden von mehr als 20 Milliarden Euro angerichtet hatten, veranlassten die noch größeren Überflutungen, von denen 1998 insgesamt 240 Millionen Menschen (ein Fünftel der Bevölkerung Chinas) betroffen waren, die Regierung zu hektischer Aktivität. Unter anderem wurde jede weitere Holzgewinnung in den natürlichen Wäldern verboten. Zusammen mit dem Klimawandel trägt die Waldzerstörung vermutlich auch zu den immer häufigeren Dürreperioden in China bei, von denen mittlerweile jedes Jahr 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen betroffen sind.
    Die beiden anderen schweren Formen der Lebensraumzerstörung in China sind die Zerstörung von Graslandschaften und der Abbau der Feuchtgebiete. Was das Ausmaß der natürlichen Graslandschaften angeht, steht China weltweit an zweiter Stelle hinter Australien; 40 Prozent des Staatsgebietes bestehen aus solchen Flächen, die meisten davon im trockenen Norden. Aber wegen der großen Bevölkerung errechnet sich daraus dennoch pro Kopf eine Fläche, die nur der Hälfte des weltweiten Durchschnitt entspricht. Überweidung, Klimawandel, Bergbau und andere Formen der Erschließung haben den Graslandschaften Chinas zugesetzt, sodass sie heute zu 90 Prozent als schwer geschädigt gelten. Die Grasproduktion je Hektar ist seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts um rund 40 Prozent zurückgegangen, und anstelle der hochwertigen Grassorten haben sich Unkräuter und giftige Arten ausgebreitet. Diese Zerstörung der Graslandschaften hat Auswirkungen, die weit über den Schaden für die Lebensmittelproduktion hinausgehen: In der tibetanischen Hochebene (der größten Hochebene der Welt) liegen die Quellgebiete wichtiger Flüsse, die nicht nur durch China fließen, sondern auch durch Indien, Pakistan, Bangladesch, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam. Die Zerstörung der Graslandschaften hat nicht nur zu häufigeren und schwereren Überschwemmungen am Gelben Fluss und am Jangtse geführt, sondern auch zu einer Zunahme der Staubstürme im Osten Chinas und insbesondere im Gebiet von Beijing (was die Fernsehzuschauer heute in der ganzen Welt sehen können).
    Die Feuchtgebiete sind kleiner geworden, ihr Wasserstand schwankt stark, ihre Fähigkeit, Überschwemmungen abzufangen und Wasser zu speichern, ist zurückgegangen, und ihre Lebewesen sind gefährdet oder ausgestorben. In der Sanjian-Ebene im Nordosten zum Beispiel, dem Gebiet mit den größten Süßwassersümpfen Chinas, wurden bereits 60 Prozent der Sümpfe in Ackerland umgewandelt, und wenn die Entwässerung mit der derzeitigen Geschwindigkeit weitergeht, werden auch die verbliebenen 21 000 Quadratkilometer innerhalb der nächsten 20 Jahre verschwinden.
    Auch in anderen Fällen hat es schwer wiegende wirtschaftliche Folgen, wenn Artenvielfalt verschwindet. Dies gilt zum Beispiel für die Schädigung der Süßwasser- und Küstenfischerei durch Überfischung und Wasserverschmutzung, insbesondere da die Nachfrage nach Fisch mit wachsendem Wohlstand zunimmt. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch ist in den letzten 25 Jahren fast um das Fünffache gestiegen, und zu diesem Bedarf im Inland muss man noch die steigenden chinesischen Exporte von Fischen, Weichtieren und anderen Meeresbewohnern hinzurechnen. Dies hatte zur Folge, dass der Weiße Stör nahezu ausgestorben ist, die früher sehr stabilen Garnelenerträge aus dem Bohai-Meer sind um 90 Prozent gesunken, früher allgegenwärtige Fischarten wie Jogi und Hairtail müssen heute importiert werden, die jährliche Fangmenge von Wildfischen aus dem Jangtse ist um 75 Prozent gesunken, und im Jahr 2003 musste dieser Fluss erstmals völlig für die Fischerei gesperrt werden. Allgemein betrachtet, besitzt China mit zehn Prozent aller Pflanzen- und Landtierarten der Erde eine sehr hohe Artenvielfalt. Aber ungefähr ein Fünftel aller einheimischen Arten (darunter auch die bekannteste von allen, der Riesenpanda), sind heute gefährdet, und viele

Weitere Kostenlose Bücher