Kollaps
chinesischer Stadtbewohner liegt fast um das Doppelte über dem Wert, der in anderen Regionen der Welt als gefährlich hoch gilt und für die geistige Entwicklung von Kindern ein Risiko darstellt. Ungefähr 300 000 Todesfälle pro Jahr und Gesundheitskosten von etwa 40 Milliarden Euro (acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts) werden auf die Luftverschmutzung zurückgeführt. Hinzu kommt, dass das große Rauchen pro Jahr ungefähr 730 000 Opfer fordert, und das bei steigender Tendenz - China ist weltweit der größte Tabakproduzent und -verbraucher, und hier sind die meisten Raucher zu Hause (insgesamt 320 Millionen, ein Viertel aller Raucher der Erde, und jeder raucht durchschnittlich 1800 Zigaretten im Jahr).
China ist heute dafür bekannt, dass Naturkatastrophen häufig sind, großen Umfang haben und gewaltige Schäden anrichten. Manche davon - insbesondere Staubstürme, Erdrutsche, Dürreperioden und Überschwemmungen - stehen in engem Zusammenhang mit den Eingriffen des Menschen in die Umwelt und sind mit zunehmendem Ausmaß dieser Eingriffe häufiger geworden. Staubstürme beispielsweise kommen in kürzeren Abständen vor und sind schwerer, seit immer mehr Land durch Waldzerstörung, Überweidung, Erosion und von Menschen mitverursachte Dürreperioden seine Pflanzendecke verliert. Von 300 n. Chr. bis 1950 suchten Staubstürme durchschnittlich alle 31 Jahre einmal Nordwestchina heim; von 1950 bis 1990 betrug der Abstand durchschnittlich nur 20 Monate; und seit 1990 ereignen sie sich fast jedes Jahr. Am 5. Mai 1993 kamen in einem gewaltigen Staubsturm ungefähr 100 Menschen ums Leben. Dürreperioden haben zugenommen, weil die Waldzerstörung den natürlichen Wasserkreislauf mit seinen Niederschlägen beeinträchtigt und vielleicht auch weil die Entwässerung und übermäßige Nutzung von Seen und Feuchtgebieten zu einer Schrumpfung der Wasseroberflächen führt, die für die Verdunstung zur Verfügung stehen. Heute werden jedes Jahr rund 15 Millionen Hektar landwirtschaftliche Flächen durch Trockenheit geschädigt, ungefähr doppelt so viel wie in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Ebenso haben Überschwemmungen durch die Waldzerstörung stark zugenommen; die Überflutungen von 1996 und 1998 waren die schlimmsten in der jüngeren Geschichte. Auch der Wechsel von Dürre und Überschwemmungen kommt häufiger vor und richtet dann noch größere Schäden an als eines der beiden Ereignisse allein, weil durch die Dürre zunächst die Pflanzendecke zerstört wird, und dann verursacht die Überschwemmung auf dem nackten Boden eine noch schlimmere Erosion, als wenn die Pflanzen noch vorhanden wären.
Selbst wenn die Chinesen nicht durch Handel und Reisen mit den Bewohnern anderer Länder in Verbindung stünden, wäre die riesige Fläche und Bevölkerung Chinas ein Garant dafür, dass andere Völker betroffen sind. Das liegt einfach daran, dass China seine Abwässer und Abgase in dasselbe Weltmeer und dieselbe Atmosphäre entlässt. In Wirklichkeit haben die Kontakte zur übrigen Welt durch Handel, Investitionen und Entwicklungshilfe in den letzten 20 Jahren fast exponentiell zugenommen. Der Handel, der heute ein Volumen von rund 500 Milliarden Euro hat, war bis 1980 nicht der Rede wert, und erst seit 1991 gibt es in China nennenswerte Investitionen aus dem Ausland. Die rasante Entwicklung der Exportwirtschaft war eine Triebkraft für die zunehmende Umweltverschmutzung in China, denn die ökologisch schädlichen, ineffizienten kleinen Unternehmen auf dem Land produzierten etwa die Hälfte aller chinesischen Exportgüter. Seit 1991 stand China bei der Summe der jährlichen Auslandsinvestitionen an zweiter Stelle hinter den Vereinigten Staaten, und 2002 rückte es mit der Rekordinvestition von 40 Milliarden Euro auf den ersten Platz vor. Zur ausländischen Entwicklungshilfe gehörten zwischen 1981 und 2000 auch rund 80 Millionen Euro von internationalen nichtstaatlichen Organisationen -eine große Summe im Vergleich zu den Etats solcher Organisationen, aber nur ein kleiner Betrag im Verhältnis zu Chinas übrigen Geldquellen: 400 Millionen Euro aus dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, acht Milliarden Euro von der japanischen Internationalen Entwicklungsagentur, 8,5 Milliarden von der Asiatischen Entwicklungsbank und 20 Milliarden von der Weltbank.
Alle diese Transferleistungen treiben Chinas schnelles Wirtschaftswachstum und die damit verbundene Schädigung der Umwelt voran. Betrachten wir nun einmal,
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