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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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auf welche Weise die übrige Welt das Land sonst noch beeinflusst, und erörtern wir dann, welche Auswirkungen China auf die übrige Welt hat. Diese gegenseitigen Einflüsse sind Aspekte des modernen Schlagworts »Globalisierung«, das im Zusammenhang mit diesem Buche von großer Bedeutung ist. Die Verflechtungen der verschiedenen Gesellschaften in der heutigen Welt sind die Ursache einiger besonders wichtiger Unterschiede (von denen in Kapitel 16 genauer die Rede sein wird) zwischen den Folgen, die Umweltprobleme früher auf der Osterinsel, bei den Maya oder bei den Anasazi hatten, und ihren Auswirkungen in unserer Zeit.
    Unter den schädlichen Dingen, die aus der übrigen Welt nach China gelangt sind, habe ich die eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten bereits erwähnt. Weniger bekannt ist, dass auch Müll in großem Umfang nach China importiert wird. Manche Industriestaaten vermindern ihre Abfallberge, indem sie in China für die Annahme unbehandelter Abfälle bezahlen, darunter auch solche mit giftigen Chemikalien. Außerdem nimmt Chinas wachsende Industrie auch Abfälle und Schrott an, die als billige Quellen für wiederverwertbare Rohstoffe dienen. Als Beispiel möchte ich nur eine allgemein bekannte Kategorie von Gegenständen nennen: Im September 2002 registrierte das chinesische Zollbüro in der Provinz Zhejiang eine Sendung mit 400 Tonnen »Elektronikabfall« aus den Vereinigten Staaten: ausgediente elektronische Geräte und Bauteile wie defekte Farbfernsehgeräte, Computerbildschirme, Fotokopiergeräte und Tastaturen. Die statistischen Angaben über den Umfang solcher Müllimporte sind zwangsläufig unvollständig, aber die verfügbaren Zahlen lassen darauf schließen, dass sie von 1990 bis 1997 von einer Million auf 11 Millionen Tonnen anwuchsen, und die Menge des Mülls aus Industrieländern, der über Hongkong nach China gelangte, wuchs von 1998 bis 2002 von 2,3 auf über 3 Millionen Tonnen. Auf diese Weise wird Umweltverschmutzung unmittelbar aus den Industrieländern nach China verschoben.
    Noch schlimmer als der Abfall ist etwas anderes: Viele ausländische Unternehmen haben zwar der chinesischen Umwelt geholfen, indem sie hoch entwickelte Technologie in das Land exportierten, andere haben ihr aber auch geschadet; sie verlegten umweltschädliche Industriezweige nach China, darunter auch solche, die im Ursprungsland mittlerweile verboten sind. Ein Teil dieser Technologie wird später aus China in noch weniger weit entwickelte Länder verlagert. Ein Beispiel ist die Herstellung von Fuyaman, ein Pflanzenschutzmittel gegen Blattläuse, das in Japan schon seit 1975 verboten war. Die Herstellungstechnologie wurde 1992 an ein chinesisch-japanisches Gemeinschaftsunternehmen in der Provinz Fujian verkauft, wo die Produktion noch heute nicht nur bei vielen Menschen zu Vergiftungen und Tod führt, sondern auch zu schwer wiegender Umweltverschmutzung. Allein in der Provinz Guangdong importierten ausländische Investoren im Jahr 1996 insgesamt 1800 Tonnen der Ozon zerstörenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe, und damit machten sie es China noch schwerer, seinen Beitrag zur Zerstörung des Ozons auf der ganzen Welt zu vermindern. Im Jahr 1995 gab es in China nach Schätzungen 16 998 besonders umweltschädliche Unternehmen, die zusammen für eine Industrieproduktion von rund 40 Milliarden Euro verantwortlich waren.
    Kommen wir nun von Chinas Importen zu den Exporten im weitesten Sinn. Wegen seiner hohen einheimischen Artenvielfalt »liefert« das Land unabsichtlich auch anderen Staaten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die sich bereits in der artenreichen Umwelt Chinas durchgesetzt hatten.
    So stammen beispielsweise die drei bekanntesten Schädlinge, die in Nordamerika zahlreiche Baumbestände zugrunde gerichtet haben - die parasitischen Erreger von Kastanienkrebs und Ulmensterben sowie der Asiatische Bockkäfer - aus China oder seinen ostasiatischen Nachbarländern. Durch den Kastanienkrebs sind die einheimischen Kastanien in den USA bereits ausgestorben; das Ulmensterben machte den Ulmen den Garaus, die ein charakteristisches Kennzeichen der Ortschaften Neuenglands waren, als ich dort vor über 60 Jahren aufwuchs; und der Asiatische Bockkäfer, der in den Vereinigten Staaten erstmals 1996 als Schädling an Ahornbäumen und Eschen entdeckt wurde, könnte an den Bäumen der Vereinigten Staaten einen Schaden von bis zu 41 Milliarden Dollar anrichten, mehr als die beiden anderen genannten Schädlinge zusammen. Ein

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