Kollaps
trägt sie zu den jährlichen Treibhausgasimmissionen Australiens ungefähr die gleiche Gasmenge bei wie alle Kraftfahrzeuge des Landes zusammen.
Eine zweite wichtige Ursache für die Landzerstörung ist die intensive Schafzucht: Die Tiere werden in zu großer Zahl gehalten und weiden die Vegetation schneller ab, als sie nachwachsen kann. In manchen Regionen, beispielsweise in Teilen des Distrikts Murchinson in Westaustralien, war die katastrophale Überweidung nicht mehr rückgängig zu machen, weil sie den Verlust des Bodens nach sich zog. Heute, wo man die Auswirkungen der Überweidung kennt, schreibt die australische Regierung Maximalzahlen für die Schafhaltung vor: Den Bauern ist es verboten, mehr als eine vorgegebene Zahl je Hektar der gepachteten Flächen zu halten. Früher dagegen waren Minimalzahlen vorgeschrieben: Damals waren die Bauern verpflichtet, eine bestimmte Mindestzahl von Schafen je Hektar zu halten, sonst hätten sie den Pachtvertrag verloren. Als über diese Vorschriften gegen Ende des 19. Jahrhunderts erstmals genaue Aufzeichnungen geführt wurden, waren die Zahlen dreimal höher als jene, die heute als nachhaltig gelten, und noch früher lag die Zahl der Tiere offensichtlich um das Zehnfache über der Nachhaltigkeitsgrenze. Die ersten Siedler behandelten die Grasbestände also nicht als potenziell erneuerbare Ressource, sondern sie bauten die vorhandenen Vorräte ab. Wie bei der Rodung, so verlangte die Regierung auch hier von den Bauern, dass sie das Land schädigten, und wer das nicht tat, verlor seinen Pachtvertrag.
Drei andere Ursachen für die Landzerstörung wurden bereits erwähnt. Kaninchen fressen ebenso wie Schafe die Pflanzen weg, verursachen den Bauern Kosten, weil Schafen und Rindern nun weniger Gras zur Verfügung steht, und verursachen auch Aufwand für Bulldozer, Dynamit, Zäune und den Einsatz von Viren, mit denen man die Kaninchenbestände unter Kontrolle halten will. Der ohnehin geringe Nährstoffgehalt australischer Böden ist häufig schon nach wenigen Jahren der Landwirtschaft erschöpft. Nachdem die Pflanzendecke dezimiert oder völlig abgeweidet wurde, verstärkt sich die Erosion des Oberbodens durch Wasser und Wind. Die Erde gelangt mit den Flüssen ins Meer, trübt die Küstengewässer und schädigt mittlerweile auch das Große Barriereriff, eine der wichtigsten Touristenattraktionen Australiens (ganz zu schweigen von seinem ureigenen biologischen Wert und seiner Bedeutung als Fischkinderstube).
Als »von Menschen verursachte Dürre« bezeichnet man eine sekundäre Form der Landzerstörung, die auf die Rodung und die Überweidung durch Schafe und Kaninchen zurückzuführen ist. Wird die Pflanzendecke auf einem der genannten Wege vernichtet, ist Land, das durch die Vegetation zuvor im Schatten lag, nun unmittelbar der Sonne ausgesetzt, sodass der Boden heißer und trockener wird. Dieser Sekundäreffekt eines heißen, trockenen Bodens behindert das Pflanzenwachstum auf ganz ähnliche Weise wie eine natürliche Dürre.
Unkräuter wurden bereits im Kapitel 1 im Zusammenhang mit Montana erörtert: Sie sind definiert als Pflanzen, die für Bauern nur geringen Wert haben, entweder weil sie für Schafe und Rinder weniger genießbar als deren bevorzugte Weidepflanzen (oder sogar überhaupt nicht gefressen werden), oder weil sie in Konkurrenz zu Nutzpflanzen treten. Manche Unkräuter wurden unabsichtlich aus Übersee eingeschleppt; etwa 15 Prozent von ihnen führte man absichtlich, aber ohne genaue Kenntnisse zwecks landwirtschaftlicher Nutzung ein; ein Drittel entkam aus Gärten, wo man sie absichtlich als Zierpflanzen gezüchtet hatte; und wieder andere sind heimische Pflanzen aus Australien. Da weidende Tiere bestimmte Pflanzen bevorzugen, steigt durch sie der Anteil der Unkräuter, und schließlich wird die Pflanzendecke der Weiden von Pflanzenarten beherrscht, die nur geringen oder überhaupt keinen Nutzen haben (und in manchen Fällen für die Tiere sogar giftig sind). Die Bekämpfung der verschiedenen Unkrautarten ist unterschiedlich schwierig: Manche lassen sich leicht entfernen und durch genießbare Weidepflanzen oder Getreide ersetzen, andere dagegen kann man nur mit großem Aufwand ausrotten, wenn sie sich einmal festgesetzt haben.
Etwa 3000 Pflanzenarten gelten heute in Australien als Unkräuter und verursachen wirtschaftliche Verluste von rund 1,6 Milliarden Euro im Jahr. Eine der schlimmsten ist die Mimose: Sie bedroht eine besonders wertvolle Region, den
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