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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Kakadu-Nationalpark und das Gebiet des Weltnaturerbes. Die dornige, bis zu sechs Meter hohe Pflanze bringt so viele Samen hervor, dass sich die Fläche, die sie bedeckt, innerhalb eines Jahres verdoppeln kann. Noch schlimmer ist die Kautschukliane, die in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts als Zierstrauch aus Madagaskar eingeführt wurde, weil man die Bergbaustädte in Queensland verschönern wollte. Sie machte sich in der Wildnis breit und wurde zu einem pflanzlichen Ungeheuer: Sie ist für Tiere giftig, verdrängt andere Pflanzen, wächst zu einem undurchdringlichen Dickicht heran, lässt Schoten fallen, die auf Flüssen schwimmen und sich auf diese Weise weit verbreiten, und wenn die Schoten schließlich aufplatzen, entlassen sie jeweils 300 Samen, die vom Wind noch weiter verteilt werden. Die Samen einer einzigen Schote reichen aus, um einen ganzen Hektar mit neuen Kautschuklianenpflanzen zu bedecken.
    Neben der bereits erwähnten, fehlgeleiteten staatlichen Politik der Rodung und übermäßigen Schafhaltung sollte man noch die Maßnahmen der staatlichen Weizenkommission anführen. Dieses Gremium machte häufig rosarote Voraussagen über höhere Weltmarktpreise für Weizen, und damit ermutigte es die Bauern, mit Hilfe hoher Kredite in Maschinen zu investieren, mit denen man auch auf weniger geeigneten Flächen Weizen anbauen konnte. Viele Bauern mussten dann nach hohen Investitionen zu ihrem Missfallen feststellen, dass das Land nur wenige Jahre lang Weizen hervorbrachte und dass die Weizenpreise außerdem sanken.
    Die letzte Ursache der Landzerstörung in Australien, die Versalzung, hat die kompliziertesten Ursachen und erfordert die umfangreichsten Erklärungen. Wie ich bereits erwähnt habe, enthält der Boden in vielen Regionen Australiens viel Salz, eine Hinterlassenschaft salziger Seewinde, früherer Meeresarme und ausgetrockneter Seen. Manche Pflanzen vertragen zwar salzigen Boden, die meisten Arten jedoch, darunter fast alle Nutzpflanzen, sind dazu nicht in der Lage. Würde das Salz sich nur in größerer Tiefe befinden als die Wurzeln und dort auch bleiben, gäbe es keine Schwierigkeiten. Aber durch zwei Vorgänge gelangt es an die Oberfläche, und dann kommt es zu Problemen: durch Bewässerungsversalzung oder durch Trockenversalzung.
    Zur Bewässerungsversalzung kann es in trockenen Gebieten kommen, beispielsweise in manchen Regionen im Südwesten Australiens, wo der Niederschlag für die Landwirtschaft zu gering oder zu unzuverlässig ist, sodass man sie künstlich bewässern muss. Bedient sich ein Bauer der »Tropfenbewässerung« mit einem kleinen Wasseranschluss am Fuß jedes Obstbaumes oder jeder Nutzpflanzenreihe, durch den gerade so viel Wasser heraustropft, wie die Wurzeln des Baumes oder der Nutzpflanzen aufnehmen können, ergeben sich keine Probleme. Wird aber stattdessen die verbreitete Methode angewandt, das Land unter Wasser zu setzen oder das Wasser mit einem Sprenger über eine große Fläche zu verteilen, wird der Boden mit mehr Wasser abgesättigt, als die Pflanzenwurzeln aufnehmen können. Das nicht absorbierte, überschüssige Wasser sickert in die tieferen, salzigen Bodenschichten und lässt dort eine ständig feuchte Lage entstehen, durch die das Salz aus der Tiefe in den Bereich der Pflanzenwurzeln sowie bis zur Oberfläche aufsteigen kann, sodass es das Wachstum aller Pflanzen mit Ausnahme salztoleranter Arten hemmt oder völlig blockiert. Andererseits kann das Salz aber auch ins Grundwasser und von dort in die Flüsse gelangen. So betrachtet, hat Australien, das wir uns meist als trockenen Kontinent vorstellen (was auch stimmt), nicht mit zu wenig, sondern mit zu viel Wasser ein Problem: Wasser ist immer noch so billig und steht in so großen Mengen zur Verfügung, dass es in manchen Gebieten für eine übermäßige Bewässerung eingesetzt wird. Genauer gesagt, verfügen manche Regionen Australiens über so viel Wasser, dass die globale Bewässerung möglich wird, aber das Wasser reicht nicht aus, um das auf diese Weise mobilisierte Salz völlig auszuwaschen. Im Prinzip lassen sich die Probleme der Bewässerungsversalzung teilweise dadurch beseitigen, dass man den Aufwand auf sich nimmt und Tropfenbewässerung anstelle der umfassenden Bewässerung installiert.
    Der zweite Versalzungsprozess, die Trockenversalzung, kann in Gebieten ablaufen, wo der Niederschlag für die Landwirtschaft ausreicht. Das gilt insbesondere in den Teilen West- und Südaustraliens, wo es im Winter

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