Kollaps
ernähren kann: Eine nachhaltige Versorgung ist bei dem derzeitigen Lebensstandard begründeten Schätzungen zufolge nur für acht Millionen Menschen möglich, weniger als die Hälfte der heutigen Einwohnerzahl.
Einmal fuhr ich von Adelaide, der Hauptstadt des Bundesstaates Südaustralien, ins Landesinnere. Die ehemalige Kolonie war als Einzige von Anfang an autark, weil ihr Boden recht produktiv ist (jedenfalls nach australischen Maßstäben, nach den Maßstäben anderer Länder ist ihre Produktivität bescheiden). Dabei sah ich in dieser Vorzeige-Landwirtschaftsregion zahlreiche Ruinen aufgegebener Bauernhöfe. Eine davon konnte ich besuchen, weil sie als Touristenattraktion diente: Kanyaka, ein großes Landhaus, war von britischen Adligen in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts als Schaffarm errichtet worden, aber schon 1869 hatte man sie aufgegeben und nie wieder in Betrieb genommen. In den regenreichen fünfziger und frühen sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als das Land von Gras bedeckt war und fruchtbar wirkte, wurden weite Bereiche in dieser Region im Inneren Südaustraliens für die Schafzucht erschlossen. Als aber 1864 die Dürre begann, war die überweidete Landschaft schnell mit toten Schafen übersät, und die Schafzuchtbetriebe wurden aufgegeben. Nach dieser Katastrophe sollte der Landvermesser G. W. Goyder im Auftrag der Regierung herausfinden, in welcher Entfernung von der Küste die Niederschläge noch so zuverlässig waren, dass man Schafzucht betreiben konnte. Er legte die so genannte Goyder-Linie fest: Nördlich davon sind Dürreperioden so wahrscheinlich, dass es unklug wäre, dort landwirtschaftliche Betriebe anzulegen. Eine Reihe feuchter Jahre in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts veranlasste die Regierung dann aber, die aufgegebenen Schaffarmen der sechziger Jahre als kleine, überkapitalisierte Weizenfarmen zu hohen Preisen zu verkaufen. Entlang der Goyder-Linie entstanden kleine Städte, die Eisenbahnlinien wurden länger, und ein paar Jahre lang profitierten die Weizenfarmen von ungewöhnlich hohen Niederschlägen. Dann scheiterten auch sie, und in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden sie zu größeren Einheiten zusammengefasst und erneut in Schafzuchtbetriebe umgewandelt. Als die Dürre wiederkehrte, musste man einen großen Teil dieser Betriebe wieder aufgeben, und wenn sie bis heute erhalten geblieben sind, leben sie nicht allein von den Schafen: Ihre Eigentümer können nur mit Nebenjobs, einer Tätigkeit im Tourismus oder anderen Investitionen ihren Lebensunterhalt sichern.
Mehr oder weniger ähnlich sind die Verhältnisse auch in den meisten anderen Landwirtschaftsregionen Australiens. Wie kam es, dass so viele anfangs Gewinn bringende Betriebe später unprofitabel wurden? Es liegt daran, dass das wichtigste ökologische Problem Australiens, die Bodenzerstörung, auf insgesamt neun schädliche Eingriffe in die Umwelt zurückzuführen ist: Rodung der einheimischen Pflanzenwelt, Überweidung durch Schafe, Kaninchen, übermäßiger Ausbeutung der Nährstoffe im Boden, Bodenerosion, von Menschen verursachte Dürre, Unkraut, falsche politische Entscheidungen und Versalzung. Alle diese Einflüsse gibt es auch anderswo auf der Welt, und in manchen Fällen wirken sie sich einzeln sogar noch stärker aus als in Australien. Kurz gesagt, sehen diese Auswirkungen folgendermaßen aus:
Wie bereits erwähnt, verlangte die australische Regierung früher von den Pächtern staatlicher Flächen, dass sie die einheimische Vegetation rodeten. Diese Vorschrift hat man zwar mittlerweile fallen gelassen, aber noch heute werden in Australien mehr einheimische Pflanzen gerodet als in jedem anderen Industrieland - eine höhere Abholzungsrate haben nur noch Brasilien, Indonesien, Kongo und Bolivien. Der größte Teil der australischen Rodungsarbeiten spielt sich heute im Bundesstaat Queensland ab, wo man Weideland für Fleischrinder schaffen will. Mittlerweile hat die Regierung von Queensland bekannt gegeben, sie werde die Rodung im großen Stil einstellen - aber erst 2006. Die Folgen sind vielfältige, bereits erwähnte Schäden: Landzerstörung durch die Versalzung und Erosion von Trockenflächen, Beeinträchtigung der Wasserqualität durch ausgewaschene Salze und Sedimente, Verringerung der landwirtschaftlichen Produktivität und des Wertes der Anwesen, und Schäden für das Große Barriereriff (siehe unten). Wenn die niedergewalzte Vegetation verrottet oder verbrannt wird,
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