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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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fast ausschließlich in der Südwestecke, an der Südküste rund um Adelaide, in der Südostecke und im Osten von Queensland. Diese wenigen Regionen sind durch Vulkantätigkeit oder kürzlich aufgestiegenen Boden begünstigt, und/oder im Winter fallen zuverlässige Niederschläge. Fast die gesamte übrige Landwirtschaft Australiens ist letztlich ein Abbauunternehmen, das nicht zum Wohlstand des Landes beiträgt, sondern nur ökologisches Kapital in Form von Boden und einheimischer Pflanzenwelt unumkehrbar in Geld verwandelt, wobei indirekte staatliche Subventionen in Form einer nicht kostendeckenden Wasserversorgung, steuerlicher Begünstigungen, kostenloser Telefonanschlüsse und anderer Infrastrukturelemente mithilft. Ist das Geld der australischen Steuerzahler gut eingesetzt, wenn man damit eine derart unprofitable, zerstörerische Nutzung des Landes subventioniert?
    Selbst wenn man sich eine sehr eingeschränkte Sichtweise zu Eigen macht, ist ein Teil der australischen Landwirtschaft für den einzelnen Verbraucher unwirtschaftlich, denn dieser kann seine Produkte, beispielsweise Orangensaftkonzentrat oder Schweinefleisch, in Form überseeischer Importe billiger einkaufen als aus einheimischer Produktion. Ein großer Teil der Landwirtschaft ist auch unwirtschaftlich für den einzelnen Bauern, wenn man sie am Reinerlös misst: Setzt man als Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebes nicht nur die tatsächlichen finanziellen Aufwendungen an, sondern auch die Kosten für die Arbeitskraft des Bauern, arbeiten zwei Drittel aller landwirtschaftlichen Nutzflächen in Australien (vor allem solche, die zur Zucht von Schafen und Fleischrindern verwendet werden) unter dem Strich mit Verlust.
    Betrachten wir beispielsweise einmal die australischen Schafzüchter, die ihre Tiere wegen der Wolle halten. Das Durchschnittseinkommen einer Schaffarm liegt niedriger als der staatliche Mindestlohn, und die Betriebe häuften Schulden auf. Das Kapital der Betriebe, ihre Gebäude und Zäune, geht verloren, weil die Schafzucht nicht so viel Geld abwirft, dass man die Einrichtungen in gutem Zustand halten könnte. Wolle liefert auch nicht den notwendigen Gewinn, um die Zinsen für die Hypothekendarlehen des Betriebes zu bezahlen. Die meisten Schafzüchter überleben wirtschaftlich nur durch Nebentätigkeiten, beispielsweise als Krankenpfleger oder Verkäufer, durch Zimmervermietung an Touristen oder auf andere Weise. Letztlich subventionieren die Bauern mit diesen Zweitberufen und mit ihrer Bereitschaft, für geringen Lohn oder ganz ohne Bezahlung auf ihrem Hof zu arbeiten, ihre verlustbringenden landwirtschaftlichen Betriebe. Viele Angehörige der heutigen Bauerngeneration gehen dem Beruf nur deshalb nach, weil sie mit der Bewunderung für das Landleben aufgewachsen sind, aber sie könnten heute viel mehr Geld mit anderen Beschäftigungen verdienen. Wie in Montana, so werden die Kinder der derzeitigen Bauerngeneration auch in Australien wahrscheinlich nicht die gleiche Entscheidung treffen wie ihre Eltern, wenn sie vor der Frage stehen, ob sie deren Betrieb übernehmen sollen. Nur 29 Prozent der heutigen australischen Bauern rechnen damit, dass ihre Kinder den Hof weiterführen werden.
    So steht es also um den wirtschaftlichen Wert großer Teile der australischen Landwirtschaft für den einzelnen Verbraucher und den einzelnen Bauern. Wie steht es mit ihrem Wert für das ganze Land? Hier muss man für jeden einzelnen Aspekt der Landwirtschaft sowohl die Gesamtkosten als auch den Nutzen für die Wirtschaft in Rechnung stellen. Einen großen Teil dieser Gesamtkosten macht die staatliche Unterstützung für Bauern aus, die einerseits in Form von Steuerbegünstigungen gewährt wird, andererseits aber auch als Aufwendungen für Dürrehilfen, Forschung, Beratung und Weiterführung von Betrieben. Solche staatlichen Leistungen verschlingen ein Drittel der nominellen Nettogewinne, welche die australische Landwirtschaft abwirft. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Gesamfkosten sind die Verluste, die anderen Teilen der australischen Wirtschaft durch die Landwirtschaft entstehen. Letztlich steht die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen in Konkurrenz mit anderen Nutzungsformen, und wenn auf einer Fläche Landwirtschaft betrieben wird, vermindert dies möglicherweise den Wert anderer Flächen für Tourismus, Forstwirtschaft, Fischerei, Freizeitgestaltung oder auch für die Landwirtschaft selbst. So wirkt sich beispielsweise der Boden, der nach

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