Kollaps
Solche Käufer, darunter auch die Regierung, haben häufig ein Interesse am Naturschutz. Aus allen diesen Gründen steht die Holzindustrie in Montana genau wie der Bergbau noch stärker als anderswo in den USA vor einer unsicheren Zukunft.
In einem engen Zusammenhang mit den Fragen der Holzwirtschaft steht auch das Problem der Waldbrände, deren Häufigkeit und Ausmaß in manchen Wäldern Montanas und des gesamten nordamerikanischen Westens stark zugenommen hat. Insbesondere 1988, 1996, 2000, 2002 und 2003 waren schlimme Waldbrandjahre. Im Sommer 2000 fiel im Bitterroot Valley ein Fünftel der noch verbliebenen Waldflächen den Flammen zum Opfer. Wenn ich heute in das Tal fliege, zähle ich beim Blick aus dem Flugzeugfenster als Erstes die Brände, oder ich versuche die Rauchmenge an diesem Tag einzuschätzen.
Die Zunahme der Waldbrände in den letzten Jahren ist zum Teil auf den Klimawandel zurückzuführen (wobei der Trend in jüngster Zeit zu heißem, trockenem Sommerwetter geht), zum Teil aber auch auf die Tätigkeiten der Menschen; Letzteres hat vielschichtige Gründe, die den Waldbesitzern in den letzten dreißig Jahren zunehmend klar geworden sind, deren Bedeutung aber bis heute umstritten bleibt. Ein Faktor sind die unmittelbaren Auswirkungen der Holzgewinnung, durch die sich ein Wald nur allzu oft in einen riesigen Haufen Brennholz verwandelt: In einem abgeholzten Gebiet ist der Boden vielfach mit abgeschnittenen Zweigen und Baumkronen bedeckt, den Überresten nach dem Abtransport der wertvollen Baumstämme. Dann sprießt eine dichte neue Vegetationsdecke, sodass die Brandlast des Waldes weiter ansteigt. Die abgeholzten und abtransportierten Bäume sind natürlich auch diejenigen, die dem Feuer aufgrund ihrer Größe den meisten Widerstand entgegensetzen, sodass nun nur kleinere, leichter brennbare Bäume zurückbleiben. Außerdem wandte die Forstbehörde in den ersten zehn Jahren des 20. Jahrhunderts das Prinzip der Feuerunterdrückung an: Man war bestrebt, alle Waldbrände zu löschen - natürlich aus dem nahe liegenden Grund, dass wertvolles Bauholz nicht in Flammen aufgehen sollte und dass man Bedrohungen für Häuser und Menschenleben abwenden wollte. Die Forstbehörde setzte sich das erklärte Ziel, »jeden Brand einen Tag, nachdem er zum ersten Mal gemeldet wurde, bis zehn Uhr morgens zu löschen«. Viel besser erreichten die Feuerwehren dieses Ziel nach dem Zweiten Weltkrieg: Jetzt standen Löschflugzeuge zur Verfügung, die Feuerwehrwagen fanden ein ausgebautes Straßennetz vor, und die Brandbekämpfungstechnik hatte sich allgemein verbessert. In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg ging die durch Brände jährlich zerstörte Fläche um 80 Prozent zurück.
Diese vorteilhafte Situation änderte sich jedoch seit den achtziger Jahren: Immer häufiger kam es zu großen Waldbränden, die ohne die vereinte Mithilfe von Regen und Wind praktisch nicht zu löschen waren. Allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass das Feuerunterdrückungsprinzip der US-Bundesbehörden zu diesen großen Bränden beitrug und dass natürliche, durch Blitzschlag ausgelöste Brände zuvor für die Aufrechterhaltung einer gesunden Struktur in den Wäldern eine wichtige Rolle gespielt hatten. Welche Bedeutung die Brände im Einzelnen hatten, war je nach Höhenlage, Baumart und Waldtyp unterschiedlich. Als Beispiel kann man den niedrig gelegenen Gelbkiefernwald im Bitterroot Valley betrachten: Hier zeigen historische Aufzeichnungen, die Zählung der Jahresringe und datierbare Brandmale an Baumstümpfen, dass dieser Wald unter natürlichen Bedingungen (das heißt, bevor die Brandunterdrückung 1910 begann und nach 1945 in ihrer Effizienz erheblich verbessert wurde) ungefähr alle zehn Jahre durch Blitzschlag einen Brand erlebte. Alte Gelbkiefern haben eine fünf Zentimeter dicke Rinde und sind gegenüber den Flammen relativ widerstandsfähig; das Unterholz mit den feuerempfindlichen jungen Douglasfichten dagegen, das seit dem letzten Brand herangewachsen ist, wird zerstört. Andererseits sind die Jungbäume nach zehn Jahren auch noch so klein, dass sich die Flammen von ihnen nicht in die Baumkronen verbreiten können. Der Brand beschränkt sich also auf Boden und Unterholz. Deshalb wirken viele Gelbkiefernwälder fast wie Parks mit geringer Brandlast, großen, in weiten Abständen stehenden Bäumen und relativ wenig Unterholz.
Bei der Holzgewinnung konzentrierte man sich natürlich auf die großen, alten,
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