Kollaps
Ausdünnen der Wälder widersetzt, und jetzt verlangten sie, dass die Behörde zwölf große Löschhubschrauber zu einem Preis von 2000 Dollar pro Stunde mietete und ihre Häuser mit abgeworfenem Wasser rettete. Die Forstverwaltung befolgte eine behördliche Anordnung, Menschenleben, Eigentum von Menschen und den Wald zu schützen - und zwar in dieser Reihenfolge: Sie musste zur gleichen Zeit staatliche Waldflächen abbrennen lassen, obwohl das dort vernichtete Holz einen viel größeren Wert darstellte als die Häuser. Anschließend gab die Behörde bekannt, sie werde nicht mehr so viel Geld ausgeben und das Leben der Feuerwehrleute aufs Spiel setzen, nur um Privateigentum zu schützen. In vielen Fällen verklagen Eigentümer die Forstverwaltung, wenn ihre Häuser bei Waldbränden zerstört werden, wenn die Forstverwaltung ein Gegenfeuer anzündet, um einen größeren Brand unter Kontrolle zu halten, oder wenn das Haus nicht brennt, wohl aber der Wald, auf den man von der Terrasse einen so schönen Ausblick hatte. Manche Hausbesitzer in Montana sind von einer derart fanatischen, behördenfeindlichen Haltung befallen, dass sie keine Steuern zur Finanzierung der Brandbekämpfung zahlen oder den Beamten, die Brandvorbeugungsmaßnahmen ergreifen wollen, den Zutritt zu ihren Ländereien verweigern.
Der nächste ökologische Problemkomplex in Montana hat mit den Böden zu tun. Ein »kleineres«, spezifisches Problem ergab sich im Bitterroot Valley: Dort gingen die Apfelplantagen, die anfangs hohe Gewinne abgeworfen hatten, irgendwann zugrunde, unter anderem weil die Stickstoffreserven des Bodens durch die Obstbäume erschöpft waren. Verbreiteter ist das Problem der Erosion; sie ist darauf zurückzuführen, dass der Boden aus unterschiedlichen Gründen seine schützende Pflanzendecke verliert, beispielsweise durch Überweidung, Unkrautbefall, Abholzen oder Waldbrände mit besonders hohen Temperaturen, die in den oberen Bodenschichten alles Leben vernichten. Alteingesessene Bauernfamilien wissen, dass ihre Weideflächen nicht übermäßig abgegrast werden dürfen: »Wir müssen gut auf unser Land aufpassen, sonst geht es vor die Hunde«, sagten Dick und Jack Hirschy einmal zu mir. Aber ein Nachbar der Hirschys ist erst kürzlich hierher gekommen. Er hat für sein Anwesen so viel bezahlt, dass er es mit nachhaltiger Bewirtschaftung nicht amortisieren kann, und deshalb lässt er jetzt in der kurzsichtigen Hoffnung, seine Investition wieder hereinzuholen, zu viele Tiere auf seinen Weiden grasen. Andere Nachbarn haben den Fehler begangen, Weiderechte auf ihrem Land an Pächter zu verkaufen, die während ihrer Dreijahresverträge auf schnellen Profit durch Überweidung aus waren und sich um die dabei entstehenden langfristigen Schäden nicht kümmerten. Insgesamt haben diese verschiedenen Ursachen der Bodenerosion dazu geführt, dass heute nur ein Drittel aller Wassereinzugsgebiete im Bitterroot Valley als nicht erodiert und intakt gelten; bei einem weiteren Drittel besteht die Gefahr der Erosion, und ein Drittel ist bereits so erodiert, dass Aufforstung notwendig ist.
Neben Stickstoffmangel und Erosion besteht in Montana noch ein drittes Problem mit dem Boden: Die Versalzung, das heißt die Anreicherung von Salz in Boden und Grundwasser. In manchen Regionen hat es eine solche Anreicherung von Natur aus immer gegeben, in jüngerer Zeit hat man jedoch die Befürchtung, dass sie große landwirtschaftliche Flächen zugrunde richtet. Die Ursachen liegen in landwirtschaftlichen Methoden, die ich in den nächsten Absätzen und in Kapitel 13 genauer beschreiben werde - am wichtigsten sind dabei die Rodung der natürlichen Vegetation und die Bewässerung. In manchen Teilen Montanas hat das Grundwasser mittlerweile einen doppelt so hohen Salzgehalt wie Meerwasser.
Neben den schädlichen Auswirkungen, die einzelne Salze auf die Nutzpflanzen haben, ist auch eine allgemein hohe Salzkonzentration auf ganz ähnliche Weise schädlich wie eine Dürre: Der osmotische Druck des Wassers im Boden steigt, sodass es den Pflanzenwurzeln immer schwerer fällt, noch durch Osmose Flüssigkeit aufzunehmen. Außerdem gelangt das salzige Grundwasser am Ende in Quellen und Bäche, oder es verdunstet an der Oberfläche und lässt eine bröckelige Salzschicht zurück. Das salzige Wasser und die darin gelösten Stoffe - Bor, Selen und andere Gifte - können nicht nur auf die Menschen, sondern auch auf Wild- und Nutztiere schlimme gesundheitliche
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