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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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zinkhaltiger Schlamm aus den Minen von Butte angespült und haben sich in dem Stausee hinter dem Damm gesammelt. Dies führt unter anderem zu dem »kleineren« Problem, dass die Fische wegen des Dammes nicht mehr durch den Clark Fork und Blackfoot River wandern können (Letzterer ist der Forellenbach, der durch Robert Redfords Film Aus der Mitte entspringt ein Fluss und die gleichnamige Novelle von Norman Maclean bekannt wurde). Das Hauptproblem erkannte man 1981, als den Bewohnern der Gegend bei dem Trinkwasser aus ihren Brunnen ein unangenehmer Geschmack auffiel: Von dem Stausee geht ein riesiger Grundwasserhorizont aus, dessen Arsengehalt gefährlich hoch ist und um das 42fache über dem gesetzlich zulässigen Grenzwert liegt. Der Damm ist altersschwach, reparaturbedürftig und schlecht verankert; außerdem liegt er in einem Erdbebengebiet. 1996 wäre er bei Eisgang um ein Haar gebrochen, und man rechnet damit, dass er früher oder später nachgibt. Heute würde niemand auf die Idee kommen, einen derart schwächlichen Damm zu errichten. Wenn er bricht und den Giftschlamm freigibt, wird das Trinkwasser von Missoula - die größte Stadt im Südwesten von Montana liegt nur elf Kilometer stromabwärts - ungenießbar, und die Fischgründe am Unterlauf des Clark Fork River wären zerstört.
    Die Verantwortung für den Giftschlamm hinter dem Damm übernahm ARCO mit dem Kauf der Anaconda Mining Company, die mit ihrer Tätigkeit die Sedimente erzeugt hatte. Die Beinahekatastrophe beim Eisgang 1996, die in diesem Jahr und dann noch einmal 1998 zur Freisetzung kupferbelasteten Wassers und damit flussabwärts zu einem Fischsterben führte, ließ schließlich die Erkenntnis reifen, dass mit dem Damm etwas geschehen musste. Von Bund und Staat beauftragte Experten empfahlen, das Bauwerk zusammen mit dem Giftschlamm abzutragen, ein Projekt, das ARCO ungefähr 100 Millionen Dollar gekostet hätte. Lange bestritt der Konzern, dass der Giftschlamm das Fischsterben verursacht hatte, und er leugnete auch seine Verantwortung für den hohen Arsengehalt im Grundwasser von Milltown sowie für Krebserkrankungen in der Umgebung. Gleichzeitig finanzierte er in der nahe gelegenen Kleinstadt Bonner eine »Bürgerinitiative«, die sich gegen den Abriss des Dammes wandte und vorschlug, ihn stattdessen mit dem viel geringeren Aufwand von 20 Millionen Dollar zu verstärken. Aber Politiker, Geschäftsleute und Öffentlichkeit von Missoula, die den Vorschlag zum Abriss des Dammes anfangs lächerlich fanden, erwärmten sich schnell dafür. Im Jahr 2003 stimmte die Bundesumweltbehörde zu, und damit ist es heute so gut wie sicher, dass der Damm verschwinden wird.
    Der dritte Fall betrifft die Zortman-Landusky Mine; sie gehört Pegasus Gold, einer kleinen Firma, die von Mitarbeitern anderer Bergbauunternehmen gegründet wurde. Dort bediente man sich der Cyanidlaugung, eines Verfahrens zur Aufbereitung von Erz mit sehr niedrigem Goldgehalt -50 Tonnen Erz muss man verarbeiten, um eine Feinunze Gold zu gewinnen. Das Erz wird im Tagebau abgebaut, in einer wasserdicht ausgekleideten Grube zu einem Haufen von der Größe eines kleinen Berges aufgeschüttet und dann mit einer Cyanidlösung besprüht; Cyanid wurde vor allem bekannt, weil es das Blausäuregas entstehen lässt, das sowohl bei den Nazis als auch in amerikanischen Gefängnissen für die Gaskammern verwendet wurde. Blausäure hat aber auch die nützliche Eigenschaft, Gold zu binden. Wenn die cyanidhaltige Lösung durch den Erzhaufen sickert, löst sie das Gold heraus; anschließend wird sie in ein Auffangbecken geleitet und dann in eine Aufbereitungsanlage gepumpt, die ihr das Gold entzieht. Die verbleibende Cyanidlösung, die außerdem auch Schwermetalle enthält, wird in der Umgebung durch Versprühen über Wäldern und Wiesenflächen entsorgt, oder man reichert sie mit neuem Cyanid an und sprüht sie ein weiteres Mal auf den Erzhaufen.
    Natürlich können bei diesem Verfahren mehrere Dinge schief gehen, und in der Zirtman-Landusky Mine gingen sie alle schief. Die Auskleidung der Erzgrube ist nur wenige Millimeter dick und bekommt unter dem Gewicht von Millionen Tonnen Erz, die von schweren Maschinen bewegt werden, zwangsläufig Lecks. Der giftige Inhalt des Auffangbehälters kann überlaufen; dies geschah in der Zortman-Landusky Mine während eines Unwetters. Und schließlich ist das Cyanid auch selbst gefährlich: Als in der Mine durch Überflutung ein Notfall eingetreten war, erhielten die

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