Kollaps
diskutieren; Untergruppen setzten sich getrennt zusammen, und gelegentlich verließ er den Raum, um die Diskussion nicht über Gebühr zu beeinflussen.
Warum liefen die Entscheidungsprozesse in diesen beiden Kubakrisen so unterschiedlich ab? Zu einem großen Teil lag es daran, dass Kennedy selbst nach dem Schweinebucht-Fiasko von 1961 eingehend darüber nachgedacht hatte, was bei der Entscheidungsfindung schief gegangen war, und auch seinen Beratern hatte er nahe gelegt, die gleichen Überlegungen anzustellen. Aufgrund dieser Gedanken leitete er die Diskussionen mit den Beratern 1962 absichtlich auf ganz andere Weise.
In diesem Buch war viel von den Häuptlingen der Osterinsel die Rede, von Mayakönigen, Politikern im heutigen Ruanda und anderen Führungsgestalten, die so selbstgefällig ihren Machtgelüsten nachgingen, dass sie auf die grundlegenden Probleme ihrer Gesellschaft nicht mehr achteten. Um die Ausgewogenheit wieder herzustellen, sollten wir uns deshalb nicht nur an Kennedy erinnern, sondern auch an andere erfolgreiche Führungsgestalten. Wer eine explosive Krise so mutig meistert wie Kennedy, verdient unsere Bewunderung. Aber ein wachsendes oder auch nur potenzielles Problem vorherzusehen und energische Schritte zu unternehmen, bevor es zu einer explosiven Krise wird, erfordert Führungsgestalten mit einer anderen Art von Mut. Solche Persönlichkeiten setzen sich der Kritik oder dem Spott aus, weil sie handeln, bevor für alle auf der Hand liegt, dass Taten notwendig sind. Aber es hat viele dieser mutigen, weitsichtigen, starken Persönlichkeiten gegeben, die unsere Bewunderung verdienen. Dazu gehören die shoguns der frühen Tokugawazeit, die in Japan der Waldzerstörung Einhalt geboten, lange bevor sie so weit fortgeschritten war wie auf der Osterinsel; oder Joaquin Balaguer, der (aus welchen Motiven auch immer) sich auf der dominikanischen Seite der Insel Hispaniola nachdrücklich für Umweltschutzmaßnahmen einsetzte, was seine Gegenspieler im westlichen Teil versäumten; die Häuptlinge auf Tikopia, die sich entschlossen, auf ihrer Insel die zerstörerischen Schweine auszurotten, obwohl diese Tiere in Melanesien hohes Ansehen genießen; und die politisch Verantwortlichen in China, die Familienplanung anordneten, lange bevor die Überbevölkerung in China das gleiche Ausmaß erreichte wie in Ruanda. Zu diesen bewundernswerten Führungsgestalten gehören aber auch der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und andere westeuropäische Politiker, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg entschlossen, eigene nationale Interessen zu opfern und ihre Staaten in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zusammenzuführen, wobei ein Hauptmotiv darin bestand, die Gefahr eines neuen Krieges in Europa zu vermindern. Wir sollten nicht nur solche mutigen Führungsgestalten bewundern, sondern auch die mutigen Völker - Finnen, Ungarn, Briten, Franzosen, Japaner, Russen, US-Amerikaner, Australier und andere -, die sich entschieden haben, für welche ihrer tief verwurzelten Wertvorstellungen es sich zu kämpfen lohnte und welche keinen Sinn mehr hatten.
Diese Beispiele für mutige Führungsgestalten und mutige Völker geben mir Hoffnung. Sie bestärken mich in der Überzeugung, dass dieses Buch über ein scheinbar pessimistisches Thema in Wirklichkeit ein optimistisches Buch ist. Wenn wir eingehend über die Ursachen früherer Fehlschläge nachdenken, können wir wie Präsident Kennedy in den Jahren 1961 und 1962 unsere Vorgehensweisen korrigieren und unsere Erfolgschancen für die Zukunft verbessern.
KAPITEL 15
Großkonzerne und Umwelt: Unterschiedliche Bedingungen, unterschiedliche Folgen
Ressourcenausbeutung ■ Zwei Ölfelder ■ Motive der Ölkonzerne ■ Erzbergbau ■ Motive der Bergbaukonzerne ■ Unterschiede zwischen Bergbaukonzernen ■ Die Holzindustrie ■ Das Forest Stewardship Council ■ Die Fischereiindustrie ■ Unternehmen und Öffentlichkeit
Alle modernen Gesellschaften sind auf die Nutzung natürlicher Ressourcen angewiesen, manche davon nicht erneuerbar (zum Beispiel Öl und Metalle), andere regenerativ (zum Beispiel Holz und Fische). Unsere Energie gewinnen wir zum größten Teil aus Öl, Gas und Kohle. Praktisch alle Werkzeuge, Behälter, Maschinen, Fahrzeuge und Gebäude bestehen aus Metall, Holz oder den petrochemisch hergestellten Kunststoffen. Wir beschreiben und bedrucken Papier, das aus Holz hergestellt wird. Unsere wichtigsten wilden Lebensmittellieferanten sind Fische und andere
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