Kollaps
Unfall in einer Kohlengrube belästigen oder boykottieren können. Von den Erzbergbauunternehmen jedoch, die Mineralien gewinnen, ist der Verbraucher etliche Schritte weit entfernt, und das macht den unmittelbaren Boykott einer umweltschädlichen Erzgrube praktisch unmöglich. Im Fall des Kupfers wäre nicht einmal ein indirekter Boykott kupferhaltiger Produkte praktikabel, denn die meisten Verbraucher wissen gar nicht, welche der von ihnen gekauften Gegenstände das Metall tatsächlich in geringen Mengen enthalten. Dagegen haben die Verbraucher tatsächlich Einfluss auf Tiffany, Du Pont und andere Zwischenhändler, die Metalle einkaufen und mit ihren Fachkenntnissen in der Lage sind, umweltfreundliche und umweltfeindliche Betriebe zu unterscheiden. Wie wir noch genauer erfahren werden, ist das Verhalten der Verbraucher gegenüber den Einzelhändlern heute bereits ein sehr wirksames Mittel, mit dem die Allgemeinheit die Holz- und Fischereiindustrie in ihrem Sinne beeinflussen kann. Mittlerweile beginnen die Umweltschutzgruppen, die gleiche Taktik auch auf den Erzbergbau anzuwenden: Sie setzen sich nicht mehr mit den Unternehmen auseinander, die das Metall gewinnen, sondern mit jenen, die es kaufen.
Zumindest auf kurze Sicht verursachen Umweltschutzmaßnahmen, Aufräumarbeiten und Rekultivierung für die betroffenen Bergbauunternehmen erhebliche Kosten, ganz gleich, ob staatliche Vorschriften oder die Einstellung der Öffentlichkeit dafür sorgen, dass derartige Maßnahmen den Firmen auf lange Sicht Kosten ersparen. Wer soll für diese Kosten aufkommen? Wenn es um die Beseitigung von Schäden geht, die Bergbauunternehmen früher wegen lockerer staatlicher Vorschriften ganz legal angerichtet haben, hat die Öffentlichkeit keine andere Wahl, als selbst mit Steuermitteln dafür einzutreten, selbst wenn es uns die Galle hochtreibt, dass wir für die Hinterlassenschaften von Unternehmen aufkommen sollen, deren Direktoren sich Bonuszahlungen genehmigt und anschließend Konkurs angemeldet haben. Die praktische Frage lautet vielmehr: Wer soll für die ökologischen Kosten des Bergbaus aufkommen, der heute stattfindet oder in Zukunft stattfinden wird?
In der Praxis wirft Bergbau im Durchschnitt so wenig Gewinn ab, dass die Verbraucher sich nicht auf übermäßige Unternehmenserlöse berufen könnten, aus denen die Kosten beglichen werden sollen. Wir wollen, dass die Bergbauunternehmen ihre Schäden beseitigen, weil wir, die Öffentlichkeit, unter diesen Schäden leiden: durch nicht nutzbare, vom Bergbau verwüstete Landflächen, verunreinigtes Trinkwasser und verschmutzte Luft. Im Kohle- und Kupferbergbau richten selbst die umweltfreundlichsten Methoden noch Schäden an. Wenn wir also Kohle und Kupfer haben wollen, müssen wir die mit ihrer Gewinnung verbundenen ökologischen Kosten als gerechtfertigten, notwendigen Kostenbestandteil des Bergbaus betrachten, der ebenso unabweisbar ist wie die Kosten für den Bulldozer, der die Tagebaugrube gräbt, oder für die Schmelze, die aus dem Erz das Metall gewinnt. Solche ökologischen Kosten sollten in die Metallpreise einfließen und an die Verbraucher weitergegeben werden, genau wie es die Öl- und Kohlekonzerne bereits tun. Dass diese einfache Erkenntnis sich bis heute nicht durchgesetzt hat, liegt nur an der langen, undurchsichtigen Handelskette von den Erzminen bis zum Verbraucher und an dem historisch gewachsenen, schlechten Verhalten der meisten Bergbauunternehmen.
Die beiden letzten Rohstoffbranchen, die ich hier erörtern möchte, die Holzindustrie und die Fischerei, unterscheiden sich in zwei grundlegenden Punkten von Ölförderung, Erzbergbau und Kohlegewinnung. Erstens sind Bäume und Fische erneuerbare Ressourcen, die sich fortpflanzen. Erntet man sie also nicht schneller, als sie nachwachsen, kann man sie nachhaltig und auf unbegrenzte Zeit nutzen. Dagegen sind Öl, Metalle und Kohle nicht erneuerbar. Auch wenn man sie nur langsam an die Oberfläche pumpt oder abbaut, bleibt der Öl-, Metall- oder Kohlegehalt der Lagerstätte nicht auf einem konstanten Niveau. (Streng genommen, bilden Öl und Kohle sich in den langen geologischen Zeiträumen der Jahrmillionen durchaus neu, aber diese Neubildung geht viel zu langsam vonstatten, als dass sie einen Ausgleich für den Abbau der Lagerstätten schaffen könnte.) Und zweitens entnimmt man in der Holz- und Fischereiwirtschaft wertvolle Teile aus der Umwelt: Bäume und Fische. Deshalb sind Holzgewinnung und Fischerei fast
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