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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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schon definitionsgemäß mit Umweltschäden verbunden. Dagegen spielen Öl, Metalle und Kohle in den Ökosystemen keine oder nur eine sehr geringe Rolle. Findet man Methoden, um sie ohne Schäden für das übrige Ökosystem abzubauen, hat man keine ökologisch wertvollen Substanzen entnommen; Schäden können allerdings entstehen, wenn sie später verwendet oder verbrannt werden. Ich werde mich zuerst mit der Forstwirtschaft und dann (kürzer) mit der Fischerei beschäftigen.
    Wälder stellen für die Menschen einen hohen Wert dar, und wenn sie abgeholzt werden, geht dieser Wert verloren. Insbesondere liegt auf der Hand, dass sie unsere wichtigsten Lieferanten für Holzprodukte sind, unter anderem also für Brennholz, Schreibpapier, Zeitungen, Papier für Bücher, Toilettenpapier, Bauholz, Sperrholz und Holz für Möbel. Für die Menschen in der Dritten Welt, die einen beträchtlichen Anteil der Weltbevölkerung darstellen, sind Wälder außerdem die wichtigste Quelle für andere Produkte, so für Naturfasern und Material zum Dachdecken, Vögel und Säugetiere, die zu Nahrungszwecken gejagt werden, Früchte, Nüsse und andere essbare Pflanzenteile sowie pflanzliche Arzneimittel. Die Menschen in den Industrieländern haben mit den Wäldern einen beliebten Ort der Erholung. Die Wälder sind der wichtigste Luftfilter der Erde, weil sie Kohlenmonoxid und andere Schadstoffe beseitigen, und ihre Böden erfüllen eine wichtige Funktion, weil sie Kohlenstoff aufnehmen; durch die Verminderung dieses Kohlenstoffabflusses wird die Waldzerstörung zu einer wichtigen Triebkraft der globalen Erwärmung. Das von den Bäumen abgegebene Wasser kehrt in die Atmosphäre zurück, sodass Waldzerstörung häufig zu einem Rückgang der Niederschläge und zu stärkerer Wüstenbildung fühlt. Bäume halten Wasser im Boden fest und sorgen dafür, dass er feucht bleibt. Sie schützen die Bodenoberfläche vor Erdrutschen, Erosion und dem Auswaschen der Sedimente durch Wasserläufe. Manche Wälder, insbesondere die Regenwälder der Tropen, enthalten den größten Nährstoffanteil eines Ökosystems, und wenn man die Baumstämme abholzt und abtransportiert, wird das gerodete Land unfruchtbar. Und schließlich stellen Wälder den Lebensraum für die meisten anderen Landlebewesen dar: Die tropischen Wälder bedecken beispielsweise weltweit nur sechs Prozent der Landflächen, beherbergen aber 50 bis 80 Prozent aller landlebenden Pflanzen- und Tierarten.
    Angesichts dieser vielen wertvollen Eigenschaften hat man in der Holzwirtschaft zahlreiche Methoden entwickelt, mit denen man die potenziellen negativen Auswirkungen der Holzgewinnung auf die Umwelt so gering wie möglich halten will. So rodet man beispielsweise häufig nicht einen ganzen Wald, sondern man entnimmt gezielt einzelne wertvolle Bäume, lässt alle anderen aber stehen; Holz wird vielerorts nachhaltig gewonnen, das heißt, die Bäume wachsen ebenso schnell nach, wie sie abgeholzt werden; man holzt oftmals keine großen Waldgebiete ab, sondern nur kleine Landflächen, sodass das umgebende, baumbestandene Gebiet noch genügend Samen produziert, um die Bäume auf der abgeholzten Fläche nachwachsen zu lassen; einzelne Bäume werden neu gepflanzt; und einzelne große Bäume, die einen ausreichenden Wert darstellen (was in vielen Wäldern mit Flügelfruchtgewächsen und Schirmtannen der Fall ist), werden mit dem Hubschrauber abtransportiert, sodass man keine Zufahrtsstraßen bauen muss, die den übrigen Wald schädigen würden. Je nach den örtlichen Verhältnissen führen solche Umweltschutzmaßnahmen dazu, dass der betreffende Holzkonzern entweder Geld verliert oder Geld verdient. Ich möchte diese unterschiedlichen Folgen an zwei Beispielen deutlich machen: an den Erlebnissen meines Freundes Aloysius und an der Vorgehensweise des Forest Stewardship Council.
    Aloysius ist nicht sein richtiger Name. Die Gründe, warum ich ihn so genannt habe, werden im Folgenden deutlich werden. Er ist Staatsbürger eines Landes im asiatisch-pazifischen Raum, wo ich mich zu Feldforschungen aufgehalten habe. Als ich ihn vor sechs Jahren kennen lernte, fiel er mir sofort auf: Er war der aufgeschlossenste, neugierigste, glücklichste, humorvollste, selbstbewussteste, selbständigste und klügste Mensch in seinem Unternehmen. Mutig und auf eigene Faust stellte er sich einer Gruppe meuternder Arbeiter und beruhigte sie. Immer wieder rannte er (ja, er rannte ganz buchstäblich) nachts einen steilen Gebirgspfad

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