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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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drittens liegt die Hälfte aller Dämme in Regionen, die heute als Wildnisgebiete ausgewiesen sind - dort dürfen keine Straßen gebaut werden, und Baumaschinen müssen mit kostspieligen Hubschraubern eingeflogen werden.
    Eine solche Zeitbombe ist der Tin Cup Dam. Würde er brechen, wäre Darby, die größte Ortschaft im Süden des Bitterroot Valley, überschwemmt. Undichte Stellen und der schlechte Zustand des Dammes gaben den Anlass zu langwierigen Auseinandersetzungen und Prozessen zwischen Eigentümern, Forstverwaltung und Umweltschutzgruppen. Der Streit um die richtige Sanierung erreichte seinen Höhepunkt, als 1998 mit der Feststellung eines größeren Lecks der Notfall eintrat. Das Unternehmen, das den Stausee im Auftrag der Eigentümer leer laufen lassen sollte, stieß sehr schnell auf große Felsbrocken, und deren Entfernung erforderte schweres Gerät, das per Hubschrauber herantransportiert werden musste. Daraufhin erklärten die Eigentümer, ihnen sei das Geld ausgegangen, und sowohl der Staat Montana als auch der Kreis Ravalli weigerten sich, Mittel für den Damm bereitzustellen. Für Darby blieb die Lage weiterhin lebensbedrohlich. Also mietete die Forstverwaltung selbst die Hubschrauber und das Gerät an, nahm die Arbeiten an dem Damm vor und schickte den Eigentümern die Rechnung, die sie aber bis heute nicht bezahlt haben. Derzeit bereitet das US-Justizministerium eine Klage vor, um das Geld einzutreiben.
    Das zweite Bein der Wasserversorgung neben der Bewässerung mit Schmelzwasser sind im Bitterroot Valley die Brunnen, die Wasser für die Haushalte aus den Grundwasserschichten entnehmen. Auch hier steht wachsende Nachfrage einem sinkenden Angebot gegenüber. Gebirgsschnee und Grundwasser schienen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben, in Wirklichkeit besteht aber ein Zusammenhang: Ein Teil des zur Bewässerung eingesetzten Wassers sickert durch den Boden ins Grundwasser, sodass ein Teil des Grundwassers letztlich aus geschmolzenem Schnee besteht. Deshalb hat der Rückgang der Schneemenge in Montana auch einen Rückgang der Grundwasservorräte zur Folge.
    Dass die Nachfrage nach Grundwasser wächst, steht außer Zweifel: Die immer noch anhaltende Bevölkerungszunahme im Bitterroot Valley hat zur Folge, dass mehr Menschen mehr Wasser trinken und mehr Toilettenspülungen betätigen. Roxa French, Koordinatorin des örtlichen Bitter Root Water Forum, rät Bauherren zur Einrichtung von Tiefbrunnen, weil »immer mehr Strohhalme im Milchshake stecken«, das heißt, die gleichen grundwasserführenden Schichten werden von immer mehr Brunnen angezapft, sodass ihr Wasserspiegel sinkt. Derzeit gibt es in Montana und im Kreis Ravalli kaum Vorschriften über die Wasserversorgung für Haushalte. Selbst wenn der neu gebohrte Brunnen eines Bauherrn den Grundwasserspiegel beim Nachbarn sinken lässt, kann dieser Schadenersatzforderungen kaum durchsetzen. Um zu berechnen, wie viele Haushalte eine grundwasserführende Schicht versorgen kann, müsste man diese Schicht vermessen und feststellen, wie viel Wasser sie aufnimmt, aber erstaunlicherweise sind diese beiden grundlegenden Schritte noch bei keinem Grundwasserreservoir im Bitterroot Valley vollzogen worden. Der Kreis selbst verfügt nicht über die Mittel, um seine grundwasserführenden Schichten zu überwachen, und bei Entscheidungen über Bauanträge für neue Häuser werden keine unabhängigen Gutachten über die Auswirkungen auf das Grundwasser eingeholt. Der Kreis verlässt sich völlig auf die Zusicherung des Bauherrn, dass für das Haus genügend Wasser zur Verfügung steht.
    Alle meine bisherigen Aussagen beziehen sich ausschließlich auf die Wassermenge. Probleme gibt es aber auch mit der Wasserqualität, die in ihrer Bedeutung als natürliche Ressource an die Landschaft des westlichen Montana heranreicht, weil Flüsse und Bewässerungssysteme von dem relativ sauberen Schmelzwasser gespeist werden. Aber trotz solcher Vorteile steht der Bitterroot River bereits auf der Liste der »beeinträchtigten Fließgewässer« des Staates.
    Das hat mehrere Gründe. Deren wichtigster sind Ansammlungen von Sedimenten, die einerseits durch Erosion freigesetzt werden, andererseits aber auch durch Straßenbau, Waldbrände, Holzgewinnung und den sinkenden Wasserspiegel in den Bewässerungskanälen und -bächen. Heute sind die meisten Wassereinzugsgebiete im Bitterroot Valley entweder bereits geschädigt oder gefährdet. Ein zweites Problem sind

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