Kollaps
ausgewaschene Düngemittel: Jeder Farmer, der Heu ernten will, bringt auf seinen Wiesen mindestens 220 Kilo Kunstdünger je Hektar aus; wie viel davon am Ende in den Fluss gelangt, ist nicht bekannt. Eine weitere zunehmende Bedrohung für die Wasserqualität stellen nährstoffreiche Abwässer aus Sickergruben dar. Und die schlimmste Gefahr für die Wasserqualität schließlich geht in manchen Teilen Montanas - allerdings nicht im Bitterroot Valley - von den bereits beschriebenen giftigen Mineralstoffen aus den Minen aus.
Auch die Luftqualität verdient es, kurz erwähnt zu werden. Auf den ersten Blick mag es dreist erscheinen, wenn ich als Bürger von Los Angeles, der Stadt mit der schlechtesten Luft in den ganzen USA, in dieser Hinsicht überhaupt etwas Negatives über Montana äußere. Tatsächlich leiden aber auch manche Regionen dieses Staates je nach Jahreszeit unter Luftverschmutzung; am schlimmsten ist es in Missoula, wo die Luft (trotz einiger Verbesserungen seit den achtziger Jahren) manchmal ebenso schlecht ist wie in Los Angeles. Verstärkt wird die Luftverschmutzung in Missoula durch häufige winterliche Inversionswetterlagen und durch die Lage der Stadt in einem Tal, das den Luftaustausch behindert. Die Ursache sind einerseits die ganzjährigen Autoabgase, andererseits im Winter die Holzfeuer und im Sommer Waldbrände und Holzgewinnung.
Ansonsten hat Montana noch Umweltprobleme im Zusammenhang mit Gefährdungen durch eingeschleppte fremde Tier- und Pflanzenarten und den Verlust wertvoller einheimischer Arten. Betroffen sind dabei insbesondere Fische, Rot- und Wapitihirsche sowie Unkräuter.
Ursprünglich beherbergte Montana wertvolle Fischbestände mit der einheimischen Purpurforelle (dem Wappentier des Bundesstaates), Dolly-Varden-Saibling, Arktischer Äsche und Felchen. Mit Ausnahme der Felchen sind alle diese Arten heute in Montana im Aussterben begriffen; das hat mehrere Gründe, die sich bei den verschiedenen Fischarten unterschiedlich stark auswirken: Da so viel Wasser in die Bewässerungssysteme fließt, ist der Wasserstand in den Gebirgsbächen, wo sie laichen und heranwachsen, niedrig; durch die Holzgewinnung enthalten die Bäche mehr Sedimente, und ihre Temperatur ist zu hoch; die Gewässer werden überfischt; es kommt zur Konkurrenz und in manchen Fällen zur Bastardisierung mit eingeschleppten Regenbogenforellen, Bachsaiblingen und Bachforellen; eingeschleppte Raubfische wie Flusshecht und Seeforelle dezimieren die Bestände ebenso wie Infektionen mit eingeschleppten Parasiten, die die so genannte Drehkrankheit verursachen. Die Flusshechte zum Beispiel, die andere Fischarten aggressiv dezimieren, wurden in einigen Seen und Flüssen im Westen Montanas illegal ausgesetzt, weil die Fischer erpicht daraufwaren, Hechte zu fangen; die ursprünglichen Bestände an Purpurforellen und Dolly-Varden-Saiblingen, die ihnen als Beute dienen, wurden in diesen Gewässern fast völlig ausgerottet. Ähnliches spielte sich im Flatzhead Lake ab: Dort wurden die früheren, sehr robusten Bestände mehrerer einheimischer Fischarten durch eingeschleppte Seeforellen vernichtet.
Die Drehkrankheit, die man in Europa schon länger kannte, wurde 1958 durch einen unglücklichen Zufall in die USA eingeschleppt: Ein Fischzuchtbetrieb in Pennsylvania importierte dänische Fische, bei denen sich später die Infektion zeigte. Heute ist der Erreger fast im gesamten Westen der USA verbreitet; die Übertragung erfolgt zum Teil durch Vögel, vor allem aber durch Menschen (auch durch Behörden und private Fischzuchtbetriebe), die infizierte Fische in Seen und Flüssen aussetzen. Wenn der Parasit ein Gewässer besiedelt hat, lässt er sich dort nicht mehr ausrotten. Im Jahr 1994 hatte die Drehkrankheit den Regenbogenforellenbestand im Madison River, dem bekanntesten Fluss Montanas, um mehr als 90 Prozent dezimiert.
Wenigstens ist die Drehkrankheit für Menschen nicht ansteckend. Sie schädigt nur den Angeltourismus. Besorgnis erregender ist die chronic wasting disease (»chronisch auszehrende Krankheit«) oder CWD, die bei Hirschen vorkommt: Ihr Erreger kann auch bei Menschen eine unheilbare Krankheit verursachen. Die CWD ist bei Hirschen die Entsprechung zu den Prionenerkrankungen anderer Tiere - am bekanntesten sind die Creutzfeldt-Jacob-Krankheit beim Menschen, die Bovine Spongiforme Enzephalopathie BSE (auch »Rinderwahnsinn« genannt) bei Kühen und die Scrapie-Krankheit der Schafe. Diese Erkrankungen führen zu einem
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