Kollaps
unaufhaltsamen Verfall des Nervensystems; von den Menschen mit der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit ist kein einziger jemals wieder gesund geworden. Die CWD wurde bei nordamerikanischen Rot- und Wapitihirschen Anfang der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts erstmals nachgewiesen; manchen Vermutungen zufolge entstand sie, weil Hirsche an einer Universität im Westen der USA zu Untersuchungen in einem Stall nicht weit von Scrapieinfizierten Schafen untergebracht waren und später wieder in die freie Wildbahn entlassen wurden. (Heute wäre das ein Verbrechen.) Beschleunigt wurde die Verbreitung von einem Bundesstaat zum nächsten, weil Hirsche, die mit dem Erreger in Kontakt gekommen waren, zwischen kommerziellen Wildzuchtbetrieben ausgetauscht wurden. Ob die CWD wie der Rinderwahnsinn von Tieren auf Menschen übertragen werden kann, wissen wir noch nicht, aber nachdem in jüngster Zeit mehrere Elchjäger an der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit gestorben sind, gehen mancherorts die Alarmlampen an. Im Staat Wisconsin fürchtet man um die milliardenschwere Jagdbranche; dort ist man zurzeit dabei, in einem Infektionsgebiet 25 000 Hirsche zu töten (eine Maßnahme, die alle Beteiligten mit größtem Widerwillen erfüllt), weil man hofft, man könne die CWD-Epidemie auf diese Weise unter Kontrolle bringen.
Die CWD ist in Montana vielleicht das bedrohlichste zukünftige Problem, das durch eingeschleppte Erreger verursacht wird, aber das Teuerste sind heute bereits die Unkräuter. Etwa dreißig gefährliche Pflanzenarten, die meisten davon aus Eurasien, sind zufällig mit Heu oder als Samen mit dem Wind nach Montana gelangt und haben sich dort festgesetzt; in einem Fall wurden sie auch absichtlich importiert, weil es sich um reizvolle Zierpflanzen handelte, deren Gefährdungspotenzial man nicht erkannt hatte. Sie wirken auf unterschiedliche Weise schädlich: Für Nutz- und Wildtiere sind sie schwer oder überhaupt nicht essbar, aber sie verdrängen die Futterpflanzen und rauben den Tieren damit bis zu 90 Prozent ihrer Nahrung; manche Arten sind für Tiere giftig; und viele verursachen eine dreimal so starke Erosion, weil sie den Boden mit ihren Wurzeln nicht so gut festhalten wie die einheimischen Gräser.
Die beiden wirtschaftlich bedeutendsten Unkräuter sind die Gefleckte Flockenblume und die Eselswolfsmilch. Beide sind heute in Montana weit verbreitet. Die Gefleckte Flockenblume setzt sich gegenüber den einheimischen Gräsern durch, weil sie diese einerseits mit selbst produzierten Substanzen abtötet und sich andererseits mit einer Riesenzahl von Samen vermehrt. Auf einzelnen kleinen Feldern kann man sie von Hand ausjäten, sie hat aber allein im Bitterroot Valley annähernd 230 000 Hektar und in ganz Montana über zwei Millionen Hektar besiedelt, und auf derart großen Flächen ist eine manuelle Ausrottung natürlich nicht möglich. Man kann die Gefleckte Flockenblume auch mit Unkrautvernichtungsmitteln eindämmen, aber wenn man sie mit billigen Herbiziden abtötet, sterben auch viele andere Pflanzen, und das Mittel, das sich gezielt gegen diese Art richtet, ist mit rund 200 Dollar pro Liter sehr teuer. Außerdem ist nicht geklärt, ob die Abbauprodukte der Herbizide am Ende in den Bitterroot River oder in die Grundwasserreservoire gelangen, aus denen das Trinkwasser für die Menschen gewonnen wird, und ob diese Produkte ihrerseits wieder schädliche Nebenwirkungen haben. Da die Gefleckte Flockenblume sich nicht nur auf Weideland, sondern auch in großen Teilen der nationalen Wälder breit macht, vermindert sie das Nahrungsangebot sowohl für die Nutztiere als auch für die Pflanzen fressenden Wildtiere im Wald, und das kann dazu führen, dass die Hirsche auf Viehweiden ausweichen. Die Eselswolfsmilch ist derzeit nicht so weit verbreitet wie die Flockenblume, aber dafür lässt sie sich viel schwerer beseitigen; von Hand kann man sie überhaupt nicht jäten, denn sie bildet unterirdische Wurzeln von mehr als sechs Metern Länge.
Die Schätzungen für die unmittelbaren wirtschaftlichen Schäden, die diese und andere Unkräuter jedes Jahr in Montana anrichten, belaufen sich auf mehr als 100 Millionen Dollar pro Jahr. Außerdem führen sie zu einem Rückgang der Immobilienpreise und der landwirtschaftlichen Produktivität. Vor allem aber sind sie eine Plage für die Bauern, denn man kommt ihnen nicht mit Einzelmaßnahmen bei, sondern nur mit einem komplizierten Bewirtschaftungsschema. Sie zwingen die Bauern, mehrere Methoden
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