Kollaps
von unseren primitiven Vorfahren, und wir können nicht von ihnen lernen. Insbesondere in den Vereinigten Staaten leben wir im reichsten, mächtigsten Land der heutigen Welt, es hat die produktivste Umwelt, kluge politische Führer und starke Verbündete, während die Feinde nur schwach und unbedeutend sind - auf uns trifft keine der negativen Aussagen zu.«
Ja, es stimmt: Zwischen der Situation jener früheren Gesellschaften und den heutigen Verhältnissen gibt es große Unterschiede. Der offenkundigste besteht darin, dass heute wesentlich mehr Menschen leben und diese Menschen über eine weitaus mächtigere Technologie verfügen, die sich auf die Umwelt viel stärker auswirkt als in der Vergangenheit. Über sechs Milliarden Menschen sind mit schweren Geräten aus Metall ausgestattet, beispielsweise mit Bulldozern und Kernenergie; auf der Osterinsel dagegen lebten nur wenige zehntausend Menschen mit Meißeln aus Stein und ihrer eigenen Muskelkraft. Dennoch schafften es die Bewohner der Osterinsel, ihre Umwelt zu zerstören und ihre Gesellschaft in den Zusammenbruch zu stürzen. Dieser Unterschied macht die Gefahr für uns heute nicht geringer, sondern wesentlich größer.
Ein zweiter großer Unterschied erwächst aus der Globalisierung. Lassen wir die Frage nach Umweltproblemen in den Industrieländern zunächst einmal beiseite und überlegen wir nur, ob wir die Lehren aus den Zusammenbrüchen früherer Zeiten irgendwo in der heutigen Dritten Welt anwenden können. Fragen wir als Erstes einen Ökologen, der als Wissenschaftler in seinem Elfenbeinturm sitzt und zwar viel über die Umwelt weiß, aber nie eine Zeitung liest und sich nicht für Politik interessiert: Von ihm wollen wir wissen, welche Staaten in Übersee am schlimmsten unter Umweltbelastung und/oder Überbevölkerung zu leiden haben. Darauf antwortet er vielleicht: »Das ist ganz einfach. Auf die Liste der ökologisch belasteten oder überbevölkerten Staaten gehören in jedem Fall Afghanistan, Bangladesch, Burundi, Haiti, Indonesien, der Irak, Madagaskar, die Mongolei, Nepal, Pakistan, die Philippinen, Ruanda, die Salomonen, Somalia und andere.«
Als Nächstes fragen wir einen Politiker aus einem Industrieland, der nichts über Umwelt und Bevölkerungsprobleme weiß und sich auch nicht dafür interessiert, nach den schlimmsten Krisenherden der Welt: nach Staaten, deren Regierung bereits gestürzt wurde oder zusammengebrochen ist, für die das Risiko eines Zusammenbruchs besteht, oder die in jüngster Zeit durch Bürgerkriege zugrunde gerichtet wurden; und nach Staaten, die aufgrund solcher eigener Probleme auch Probleme für die reichen Industrieländer schaffen, sodass wir ihnen am Ende Entwicklungshilfe zahlen müssen, ihre illegalen Einwanderer aufnehmen, ihnen Militärhilfe leisten, oder ihnen sogar mit unseren eigenen Truppen helfen, Aufstände und Terroristen zu bekämpfen. Darauf würde der Politiker antworten: »Das ist ganz einfach. Auf die Liste der politischen Krisenherde gehören in jedem Fall Afghanistan, Bangladesch, Burundi, Haiti, Indonesien, der Irak, Madagaskar, die Mongolei, Nepal, Pakistan, die Philippinen, Ruanda, die Salomonen, Somalia und andere.«
Erstaunlich: Die beiden Listen sind sich sehr ähnlich. Worin der Zusammenhang besteht, liegt auf der Hand: Die Probleme der alten Maya, Anasazi und Osterinselbewohner manifestieren sich in der modernen Welt. Heute wie in der Vergangenheit besteht für ökologisch belastete und/oder überbevölkerte Staaten die Gefahr politischer Belastungen bis hin zum Zusammenbruch der Regierung. Verzweifelte, unterernährte, hoffnungslose Menschen werfen ihrer Regierung vor, sie sei für die Probleme verantwortlich oder unfähig, sie zu lösen. Sie versuchen um jeden Preis auszuwandern. Sie kämpfen untereinander um Land. Sie bringen sich gegenseitig um. Sie fangen Bürgerkriege an. Sie wissen, dass sie nichts zu verlieren haben, also werden sie Terroristen, oder sie unterstützen oder tolerieren den Terrorismus.
Die Folgen dieser offenkundigen Zusammenhänge sind allgemein bekannt: Völkermord, wie er sich bereits in Bangladesch, Burundi, Indonesien und Ruanda abgespielt hat; Bürgerkriege oder Revolutionen wie in den meisten Staaten auf der Liste; Forderungen an die Industrieländer nach Entsendung von Truppen, wie in Afghanistan, Haiti, Indonesien, dem Irak, den Philippinen, Ruanda, den Salomonen und Somalia; Zusammenbruch der Zentralregierung wie in Somalia und auf den Salomonen; und eine
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