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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Montana nette Menschen sind, und verstehen nicht, warum ihre Eltern hierher gezogen sind.
    Ich selbst will mittlerweile jedes Mal, wenn ich zu meinem monatlichen Viertagebesuch in Kalifornien war, nur noch dort weg. Die Leute kommen mir vor wie Ratten im Käfig.
    Warum ich in die Politik gegangen bin? Ich hatte immer zu vielem eine politische Meinung. Der Staatsparlamentsabgeordnete hier aus meinem Wahlkreis wollte nicht wieder kandidieren und schlug mich vor. Er wollte mich überreden, und Frankie schlug in die gleiche Kerbe. Warum ich mich zur Kandidatur entschlossen habe? Ich wollte ›etwas zurückgeben‹ - ich hatte das Gefühl, dass das Leben es gut mit mir gemeint hatte und wollte den Bewohnern der Gegend ein besseres Leben ermöglichen.
    Die staatliche Aufgabe, die mich besonders interessiert, ist die Forstverwaltung, denn in meinem Wahlkreis gibt es Wälder, und viele meiner Wähler sind Holzarbeiter. Die Kleinstadt Darby in meinem Wahlkreis war früher ein wohlhabendes Zentrum der Holzwirtschaft, und die Forstverwaltung schuf Arbeitsplätze im Tal. Ursprünglich gab es im Tal sieben Sägewerke, aber jetzt existiert kein einziges mehr, und damit sind auch Arbeitsplätze und Infrastruktur verloren gegangen. Derzeit werden Entscheidungen über die Bewirtschaftung der Wälder von Umweltgruppen und der Bundesregierung getroffen, Kreis und Bundesstaat bleiben außen vor. Ich arbeite an Forstgesetzen, die eine Zusammenarbeit der drei wichtigsten Instanzen vorsehen: Bundes-, Staats- und Kreisbehörden.
    Vor ein paar Jahrzehnten gehörte Montana zu den zehn Bundesstaaten mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in den USA; heute steht es wegen des Niederganges der Rohstoffindustrie (Holz, Kohle, Minen, Öl und Gas) unter den 50 Staaten auf Rang 49. Gut bezahlte, gewerkschaftlich organisierte Arbeitsplätze sind verloren gegangen. Natürlich können wir nicht wieder die übermäßige Ressourcenausbeutung betreiben, die es früher häufig gegeben hat. Hier im Bitterroot Valley müssen beide Ehepartner arbeiten, und oft muss jeder von beiden sogar zwei lobs haben, um sich über Wasser zu halten. Und andererseits haben wir hier diese zugewucherten Wälder. Hier sind sich alle einig, ob Umweltschützer oder nicht: Wir müssen einen Teil der brennbaren Stoffe aus den Wäldern entfernen. Bei einer solchen Sanierung würde man die überschüssigen Holzmengen und insbesondere die kleinen Bäume entfernen. Heute geschieht das nur durch Waldbrände. Nach dem nationalen Feuerbekämpfungsplan der Bundesregierung würde man das Holz mechanisch entfernen und so die brennbare Biomasse reduzieren. Heute stammt das Bauholz, das in den USA verwendet wird, zum größten Teil aus Kanada! Ursprünglich waren unsere nationalen Wälder dazu da, eine stetige Versorgung mit Bauholz zu gewährleisten und die Wassereinzugsgebiete zu sichern. Die Erlöse aus den nationalen Wäldern flossen früher zu 25 Prozent in die Schulen, aber in den letzten Jahren sind diese Gewinne stark zurückgegangen. Mehr Holzgewinnung würde mehr Geld für die Schulen bedeuten.
    Derzeit gibt es für das Wachstum im Kreis Ravalli kein politisches Konzept. Die Bevölkerung hat in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent zugenommen, und in den nächsten zehn Jahren wird sie vielleicht noch einmal um 40 Prozent wachsen. Wo sollen diese nächsten 40 Prozent hin? Können wir dichtmachen und den Leuten den Zuzug verbieten? Haben wir das Recht, dichtzumachen? Sollen wir einem Bauern verbieten, sein Anwesen aufzuteilen und zu erschließen, und soll er dazu verurteilt werden, lebenslang Landwirtschaft zu betreiben? Für einen Bauern ist das Land die einzige Altersversorgung. Wenn wir ihm verbieten, seine Flächen als Bauland zu verkaufen, was soll dann aus ihm werden?
    Was die Langzeitwirkungen des Wachstums angeht, so wird es in Zukunft Zyklen geben, wie es sie auch in der Vergangenheit gegeben hat, und im Rahmen eines solchen Zyklus werden die neu Zugezogenen wieder nach Hause fahren. Montana wird nie ein Übermaß an Entwicklung erleben, aber im Kreis Ravalli wird die Entwicklung sich fortsetzen. Derzeit gibt es im Kreis viel staatlichen Grundbesitz. Die Immobilienpreise werden weiter steigen, bis sie eines Tages zu hoch sind, und dann werden die potenziellen Käufer in einer anderen Gegend mit billigeren Grundstücken einen neuen Immobilienboom in Gang setzen. Letztlich wird man alle landwirtschaftlichen Flächen in dem Tal als Bauland erschließen.«
    Chip Pigman erzählt

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