Kollaps
folgende Geschichte: »Ich bin hier geboren und zur Schule gegangen, und an der University of Montana nicht weit von hier in Missoula habe ich meinen Abschluss gemacht.
Dann bin ich für drei Jahre nach Denver gezogen, aber das Stadtleben gefiel mir nicht, und ich war entschlossen, wieder hierher zurückzukommen, unter anderem auch weil das Bitterroot Valley großartig ist, wenn man Kinder hat. In Denver mochte ich den Verkehr und die Menschenmassen nicht. Hier fehlt mir nichts. Ich bin ohne ›Kultur‹ groß geworden und brauche sie nicht. Ich habe gewartet, bis mein Anteil an der Firma in Denver, bei der ich gearbeitet habe, ausgezahlt wurde, und dann bin ich wieder hierher gezogen. Das heißt, ich habe in Denver einen Job mit 35 000 Dollar Jahreseinkommen plus Zulagen sausen lassen und verdiene hier 17 000 Dollar ohne jede Zulage. Ich war bereit, die sichere Stelle in Denver aufzugeben, um hier im Tal wohnen und wandern zu können. Meine Frau hatte diese Unsicherheit nie kennen gelernt, aber ich hatte im Bitterroot Valley immer damit gelebt. Hier kann man nur mit Doppeleinkommen überleben, und meine Eltern hatten immer eine ganze Reihe seltsamer Arbeiten. Ich war darauf vorbereitet, notfalls nachts noch Lebensmittel in die Regale zu räumen, um Geld für meine Familie zu verdienen. Nachdem wir wieder hier waren, hat es fünf Jahre gedauert, bis ich mit meinem Einkommen auf dem Niveau von Denver angekommen war, und dann vergingen noch einmal ein oder zwei Jahre, bis ich eine Lebensversicherung hatte.
Mein Unternehmen beschäftigt sich hauptsächlich mit Hausbau und mit der Erschließung der nicht ganz so teuren Landparzellen - die Nobelgrundstücke zu kaufen, kann ich mir nicht leisten. Die Flächen, die wir erschließen, waren früher landwirtschaftliche Betriebe, aber wenn ich sie erwerbe, werden sie in der Regel schon nicht mehr zu diesem Zweck genutzt; oft sind sie bereits mehrfach weiterverkauft worden und wurden seit der letzten landwirtschaftlichen Nutzung einige Male neu aufgeteilt. Sie produzieren nicht mehr, und dort wächst kein Weidegras, sondern nur Flockenblumen.
Die Leute reden davon, hier würde zu viel Land erschlossen, und irgendwann werde das Tal übervölkert sein, und dafür machen sie mich verantwortlich ! Darauf antworte ich: Es gibt eine Nachfrage nach meinem Produkt, und die Nachfrage schaffe nicht ich. Im Tal gibt es von Jahr zu Jahr mehr Häuser und mehr Verkehr. Aber ich wandere gern, und wenn man wandert oder über das Tal fliegt, dann sieht man eine Menge Freiflächen. Die Presse sagt, in den letzten zehn Jahren habe das Wachstum im Tal insgesamt 44 Prozent betragen, aber das ist immer noch erst eine Bevölkerungszunahme von 25 000 auf 35 000 Menschen. Die jungen Leute ziehen aus dem Tal weg. Ich habe dreißig Angestellte, denen bietet meine Firma einen Arbeitsplatz mit Renten- und Krankenversicherung, bezahltem Urlaub und Gewinnbeteiligung. Umweltschützer halten mich häufig für die Ursache der Probleme in dem Tal, aber ich kann die Nachfrage nicht schaffen; wenn ich die Häuser nicht baue, tut es ein anderer.
Ich habe die Absicht, den Rest meines Lebens hier zu bleiben. Ich gehöre zu dieser Gemeinde und unterstütze viele ihrer Projekte. Die Mentalität ›reich werden und abhauen‹ habe ich nicht. Ich rechne damit, dass ich auch in 20 Jahren noch hier bin und an meinen alten Bauprojekten vorüberfahre. Dann will ich nicht aus dem Auto blicken und mir gestehen müssen, dass ich da ein schlechtes Projekt verwirklicht habe!«
Tim Huls ist Milchbauer und stammt aus einer alteingesessenen Familie: »Als Erste aus unserer Familie kamen 1912 meine Urgroßeltern hierher. Damals, als das Land noch sehr billig war, kauften sie 16 Hektar, und darauf hielten sie ein Dutzend Milchkühe. Die wurden jeden Morgen zwei Stunden lang mit der Hand gemolken, und abends noch einmal zwei Stunden. Meine Großeltern kauften für sehr wenig Geld noch einmal 44 Hektar dazu, verkauften die Sahne von der Milch ihrer Kühe für die Käseherstellung und ernteten Äpfel und Heu. Aber sie hatten es schwer. Es waren schwierige Zeiten, und sie klammerten sich mit aller Kraft an das Land, während manche anderen Farmer es nicht mehr schafften. Mein Vater überlegte, ob er aufs College gehen sollte, aber dann entschloss er sich, stattdessen auf der Farm zu bleiben. Er war ein innovativer Visionär und traf die weitreichende Entscheidung, sich auf intensive Milchviehhaltung zu konzentrieren und einen Stall
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