Kollaps
etwas dagegen, wenn die Wapitihische ins Tal kommen und ihnen das Heu wegfressen.
Die reichen Hausbesitzer aus anderen Staaten achten sehr genau darauf, dass sie sich weniger als 180 Tage im Jahr in Montana aufhalten, denn sonst müssten sie dort Steuern zahlen und damit zur Finanzierung der örtlichen Schulen und anderer staatlicher Einrichtungen beitragen. Ein Bewohner aus der Gegend erklärte mir einmal: »Diese Zugereisten setzen andere Prioritäten als wir hier: Sie wollen Privatsphäre und luxuriöse Einsamkeit; in die Angelegenheiten der Region wollen sie nicht verwickelt werden, außer wenn sie ihre Freunde von außerhalb hier mit in die Kneipe nehmen, um ihnen die ländliche Lebensweise und die verschrobenen Einheimischen zu zeigen. Für Natur, Angeln, Jagen und die Landschaft haben sie etwas übrig, aber sie sind kein Teil der hiesigen Gemeinden.«
Der Zuzug der Reichen hat aber auch eine andere Seite. Emil Erhardt fügt hinzu: »Die Stock Farm bietet gut bezahlte Arbeitsplätze, sie zahlt einen großen Teil der Grundsteuern im Bitterroot Valley, sie bezahlt ihren eigenen Sicherheitsdienst und stellt weder an die Gemeinde noch an die Behörden des Bundesstaates große Ansprüche. Unser Sheriff wird nicht in die Stock Farm gerufen, um Kneipenschlägereien zu schlichten, und die Eigentümer der Stock Farm schicken ihre Kinder nicht auf unsere Schulen.« Auch John Cook räumt ein: »Die reichen Grundbesitzer haben auch etwas Positives. Wenn Charles Schwab nicht das ganze Gelände aufgekauft hätte, gäbe es dort heute keine natürlichen Lebensräume und keine großen grünen Flächen mehr. Dann hätte irgendeine andere Immobilienfirma die Fläche in kleinere Grundstücke aufgeteilt.«
Da die reichen Neubürger wegen der landschaftlichen Schönheit nach Montana gezogen sind, halten viele von ihnen ihren Besitz gut in Stand und werden zur treibenden Kraft bei Umweltschutz und Landschaftsplanung. Ich selbst hatte beispielsweise während der letzten sechs Jahre ein Haus südlich von Hamilton am Bitterroot River als Feriendomizil gemietet; der Eigentümer war ein Privatunternehmen namens Teller Wildlife Refuge. Otto Teller war ein reicher Kalifornier, der gern zum Forellenangeln nach Montana kam. Eines Tages stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass große Baumaschinen ihren Abraum an einer seiner Lieblingsangelstellen in den Gallatin River schütteten. Noch größer wurde seine Empörung, als er sah, wie Holzkonzerne in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch massive Abholzungsmaßnahmen seine geliebten Forellenbäche zerstörten und das Wasser verschmutzten. Seit 1984 kaufte Otto erstklassige Ufergrundstücke am Bitterroot River auf und gliederte sie in ein privates Naturschutzgebiet ein, in dem die Bewohner aus der Gegend aber weiterhin jagen und angeln durften. Schließlich übertrug er die Naturschutzverpflichtung für sein Land an eine gemeinnützige Organisation namens Montana Land Reliance und sorgte so dafür, dass das Land auch auf lange Sicht im Sinne seiner Umweltqualität bewirtschaftet wird. Hätte der reiche Otto Teller aus Kalifornien nicht diese 650 Hektar aufgekauft, wären sie in kleine Bauparzellen für Häuser aufgeteilt worden.
Der Zustrom neuer Bewohner, der damit verbundene Anstieg von Immobilienpreisen und Grundsteuern, die Armut der alteingesessenen Bewohner und ihre konservative Einstellung gegenüber Behörden und Steuern (siehe unten) haben auch dazu geführt, dass die Schulen von Montana, die vor allem aus Eigentumssteuereinnahmen finanziert werden, sich heute in einer misslichen Lage befinden. Da es im Kreis Ravalli nur wenig Industrie- und Geschäftseigentum gibt, ist die Grundsteuer die Haupteinnahmequelle, und die ist mit dem Anstieg der Immobilienwerte gewachsen. Für alteingesessene und weniger wohlhabende neue Bürger, die ohnehin mit einem schmalen Geldbeutel zurechtkommen müssen, ist jede Grundsteuererhöhung ein schwerer Schlag. Wie nicht anders zu erwarten, stimmen sie bei Wahlen dann häufig gegen neue Mittel für Schulen und gegen zusätzliche Gemeindesteuern, die in die Schulen fließen sollen.
Die Folge: Im Kreis Ravalli fließen zwei Drittel der lokalen staatlichen Ausgaben in die Schulen, als Prozentsatz des Pro-Kopf-Einkommens ausgedrückt, steht Ravalli aber mit diesem Betrag unter 24 vergleichbaren ländlichen Kreisen im Westen der USA an letzter Stelle, und das ProKopf-Einkommen ist im Kreis Ravalli ohnehin schon gering. Selbst nach den niedrigen
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