Kolonie der Genetics
erforscht, um darüber Aussagen machen zu können, die sich auch verifizieren ließen. Das meiste, was darüber in den Dossiers zu erfahren war, mit denen die Star Corps-Offiziere vor ihren Einsätzen gefüttert und Stabsmitglieder oder Politiker vor ihren Entscheidungen gebrieft wurden, beruhte nicht auf Fakten.
Niemand wusste das besser als Johnson.
Das Problem war immer gewesen, dass es so aussehen musste, als würde alles auf Fakten beruhen.
Man hatte Rendor Johnson einen Kommunikator inklusive Translatorprogramm aus kridanischer Fertigung gegeben und ihn inzwischen auch einigermaßen in dessen Handhabung unterwiesen. Die Zeichen auf dem Display waren ihm allerdings nicht völlig fremd. Als Geheimdienstchef hatte er damit begonnen, die Schrift des Heiligen Imperiums zu erlernen, auch wenn seine diesbezüglichen Anstrengungen keineswegs so weit gediehen waren, dass er in der Lage gewesen wäre, fließend Kridanisch zu lesen. Die meisten Laute, für die diese Zeichen standen, waren für Menschen ohnehin sehr schwer zu erzeugen und noch schwerer für das Ohr zu differenzieren.
Es war schwierig, aber keineswegs unmöglich, wie Johnson sehr wohl wusste.
Der Krieg mit den Schnabelträgern dauerte inzwischen lange genug, so dass sich eine beachtliche Zahl von Spezialisten des Geheimdienstes schon gut genug mit dieser Sprache auskannte, um Funksprüche und Medienaufzeichnungen auch in ihren sprachlichen Nuancierungen richtig zu verstehen. Es war eine Sache, einfach den aufgezeichneten Wortschatz durch einen Übersetzungscomputer zu jagen, und eine völlig andere, den Inhalt wirklich so zu verstehen, wie er gemeint war.
Rendor Johnson dachte fast mit Wehmut an die Zeiten zurück, da er mit seinen Mitarbeitern vor allem daran gearbeitet hatte, endlich mehr über die kridanische Zivilisation zu erfahren. Die Funkaufzeichnungen Dutzender Star Corps-Schiffe waren dazu ausgewertet worden, dazu natürlich all die Daten, die von vorgeschobenen Außenposten im Niemandsland aus – etwa dem Allister-System – aufgezeichnet worden waren.
Da war sehr schnell eine Datenmenge zusammengekommen, die selbst die Rechnerkomplexe des Geheimdienstes voll in Beschlag genommen hatten, denn es konnte ja buchstäblich auf jede Kleinigkeit ankommen.
Aber diese Zeiten waren vorbei …
Endgültig, so hatte er geglaubt, während man ihn auf Next I gefangen gehalten hatte. Eine Wüstenwelt ohne Eigenrotation, auf der ein Überleben ohnehin nur an den Polen möglich war, hätte sein Grab werden sollen, wenn es nach dem Willen gewisser Leute gegangen wäre.
Feiglinge, allesamt! , dachte Johnson. Wie oft hatte er in den klaren Südpolarnächten von Next I Rache geschworen, während er den Witzen und den öden Unterhaltungen der Marines zugehört hatte, die zu seiner Bewachung abgestellt worden waren. Ein ganzer Trupp von stark gepanzerten, hoch spezialisierten Elitekämpfern, die nichts weiter zu tun hatten, als einen einzigen Mann zu bewachen. Sie müssen eine Heidenangst vor mir gehabt haben , dachte Johnson. Eigentlich könnte ich mir darauf sogar etwas einbilden …
Jetzt war der Teil dieser Truppe, der gerade Dienst gehabt hatte, als die Kridan ihn entführten, tot. So schnell konnte das gehen.
Weswegen man ihn entführt hatte, konnte sich Johnson durchaus vorstellen. Für diese schrägen Vögel bin ich doch nur eine Schachfigur. Ein Bauer, den sie dem gegnerischen König entgegenzusetzen versuchen. Aber jeder an ihrer Stelle würde diesen Bauern bereitwillig opfern.
Sie würden versuchen, ihn zu manipulieren, ihn umzudrehen . Allerdings sah Johnson keinen Ansatzpunkt dafür, wie das gelingen sollte.
Auf jeden Fall musste das Spionagenetz der Kridan deutlich besser ausgebaut sein, als Johnson es zu seinen Amtszeiten als Chef des Geheimdienstes immer erwartet hatte. Die Kridan mussten offenbar über die näheren Umstände der Msssarrr-Invasion im Sol-System und den damit zumindest zeitlich im Zusammenhag stehenden Putschversuch Bescheid wissen. Jedenfalls konnte sich Johnson nicht vorstellen, dass es Zufall war, dass man sich ihn als Entführungsopfer ausgesucht hatte.
Nein, das war eine ganz gezielte, exakt geplante Aktion und Johnson fragte sich, wer dahinter steckte.
Bis jetzt hatte niemand wirklich mit ihm gesprochen – es sei denn, es ging um Dinge des Alltags. Man hatte ihm zum Beispiel gezeigt, wie eine Kridan-Toilette funktionierte. Schließlich wollte niemand, dass er das Schiff verunreinigte.
Außerdem versuchte man ganz
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