Kolonie der Genetics
offensichtlich, sich auf den menschlichen Essensgeschmack einzustellen, auch wenn Johnson seinen Gastgebern in diesem Punkt durchaus noch einigen Nachholbedarf attestieren musste.
Was hatten sie vor?
Ihn als agent provocateur irgendwo auf freien Fuß lassen, in der Hoffnung, dass er genug Schaden anrichtete, um die Invasion der Solaren Welten zu erleichtern?
Johnson erschien dies als die wahrscheinlichste Möglichkeit. Er selbst hätte jedenfalls diesen Plan verfolgt, wenn ihm ein politischer Gegner des Raisa in die Hände gefallen wäre. Vielleicht ein Ketzer, der dem innerhalb des Heiligen Imperiums regierenden Stellvertreter Gottes die Legitimation absprach und sogar Anhänger genug um sich scharen konnte, um einen Unruhefaktor darzustellen. Leider war dem solaren Geheimdienst so viel Glück während Johnsons Amtszeit nicht beschieden gewesen. Vielleicht wusste man auch einfach noch nicht genug über die innere Beschaffenheit des Heiligen Imperiums, um einen so wunden Punkt in dessen Struktur zu finden, wie Johnson ihn auf der anderen Seite darstellte.
»Sie haben mich bisher nicht nach Namen und Rang befragt«, stellte Johnson fest. »Macht man das nicht eigentlich, wenn man Gefangene nimmt?«
»Wir wissen, wer Sie sind«, erwiderte der Kridan. »Sie sind Rendor Johnson und Ihr Rang dürfte im Moment wohl schwer zu beschreiben sein. Unser Wort Ketzer beschreibt es vielleicht am besten. Jedenfalls sind Sie in höchstem Maße in Ungnade gefallen.«
Johnson grinste. »Diese Einschätzung kann man wohl nur als Untertreibung des Jahrhunderts bezeichnen!«
Der Kridan machte ein paar ruckartige Bewegungen mit seinem Kopf. Johnson wusste gleich, dass irgendetwas von dem, was er gesagt hatte, nicht so übersetzt worden war, wie es hätte sein sollen. Immer dasselbe mit diesen Aliens … Christophorer müsste man sein, dann hätte man zumindest die Möglichkeit, sich in diese Riesenvögel hineinzudenken – oder meinetwegen auch hineinzufühlen … Aber so?
»Heißt das, Sie widersprechen meiner Aussage?«, fragte der Kridan schließlich.
»Nein, das sollte nur ein Witz sein.«
»Ein Witz?«
»Ist schon gut, wir scheinen Kommunikationsprobleme zu haben. Versuchen Sie es einfach noch mal und stellen Sie mir Ihre Fragen, falls Sie welche haben. Und vielleicht sind Sie dann ja so nett, mir im Gegenzug auch ein paar davon zu beantworten.«
Der Kridan schien Johnson mit nur einem Auge intensiv zu mustern. Jedenfalls hielt er seinen Kopf etwas schief, sodass nur ein Auge den Erdmenschen ansah.
»Mein Name ist Sun-Tarin, Sohn und Enkel von Sun-Tarin«, erklärte der Kridan und verschränkte dabei seine nach vorn geknickten Beine auf eine Weise, die nach Johnsons Gefühl eigentlich nur schmerzhaft sein konnte. Der Kridan schien sie allerdings bequem zu finden.
Sun-Tarin machte zunächst keinerlei Anstalten weiter zu sprechen.
Johnson hatte für einen Moment den Eindruck, dass sein vogelartiges Gegenüber vielleicht umgekehrt an dieser Stelle irgendeine Äußerung erwartete.
So schwiegen sie dann beide eine ganze Weile, bis Sun-Tarin schließlich fortfuhr: »Ich bin der Kommandant dieses Schiffes und meine Aufgabe ist es, Sie sicher an einen geheimen Ort zu bringen. Es hat also keinen Sinn, wenn Sie die Kooperation verweigern. Sie würden sich damit lediglich selbst schaden.«
»Ich verstehe«, sagte Johnson, obwohl das eine glatte Lüge war. Er verstand in Wahrheit nicht ein einziges Wort.
»Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass viele der Tanjaj an Bord dieses Schiffes Angehörige im Kampf gegen Ihre gottlose Rasse verloren haben und daher vielleicht Ihnen gegenüber unangemessene Emotionen zeigen. Die Gebote des Ersten Raisa sehen zwar vor, dass der gläubige Krieger im Augenblick des Sieges großzügig sein soll, aber dies erfordert im Einzelfall ein hohes Maß an Glaubensfestigkeit und Überwindungsvermögen, das letztlich dann doch nicht jeder Gläubige aufzubringen vermag. Der Schmerz über die persönlichen Verluste ist manchmal zu groß. Sie mögen daher entschuldigen, dass es im einen oder anderen Fall zu unangemessenen emotionalen Reaktionen kommen könnte.«
»Sie meinen, Ihre Leute könnten mich schlecht behandeln«, schloss Rendor Johnson aus der gewundenen Rede des Kommandanten.
»Das trifft zu«, bestätigte Sun-Tarin.
»Darf ich fragen, was das hier für ein Schiff ist?«
»Es heißt SCHNABELWEISER. Sie sind hier sicher aufgehoben.«
»Und der Zielort?«
»Ich kann Ihnen darüber leider noch
Weitere Kostenlose Bücher