Kolonie der Genetics
nichts sagen.«
»Zu geheim, verstehe schon.«
»Nein, Sie verstehen keineswegs. Ich weiß die Zielkoordinaten einfach noch nicht.«
»Und wann erfahren Sie die, Mister Sun-Tarin?«
»Es wird uns hoffentlich rechtzeitig ein Funkspruch erreichen.«
»Verstehe …« Verschiedene Dinge gingen Rendor Johson jetzt durch den Kopf. Zunächst war ihm aufgefallen, dass an Bord offenbar Energie gespart wurde. Eine Notbeleuchtung war aktiviert, die Johnson nicht besonders hell erschien. Außerdem hatte er den Eindruck gewonnen, dass ein Teil der technischen Systeme außer Betrieb war. Darüber hinaus hatte Johnson bisher keine Geräusche vernommen, die darauf hindeuteten, dass man die – im Übrigen den irdischen Fabrikaten recht ähnlichen – Ionentriebwerke für den Unterlichtflug für eine Beschleunigungsphase hatte warmlaufen lassen.
Wenn man das alles zusammenaddierte, musste man davon ausgehen, dass die SCHNABELWEISER sich wohl derzeit in einer Art Schleichflug befand. Man hielt sämtliche Systeme so weit es irgend ging gedrosselt, um verräterische Emissionen aller Art zu vermeiden, die sofort eine Entdeckung durch den Gegner nach sich gezogen hätten.
Wir können uns also noch nicht weit von Next I entfernt haben! , lautete daher Johnsons Schlussfolgerung. Ein Bergstrom-Funkspruch in kridanischem Code würde sein Schiff verraten … Aber der Bestimmungsort muss andererseits auf dem Territorium der Solaren Welten liegen, denn andernfalls würde die Aufrechterhaltung der Tarnung keinen Sinn machen. Einfach beschleunigen und auf und davon, das wäre doch viel wirkungsvoller!
Johnson vergegenwärtigte sich die Situation. Auf Next I war er vollkommen von jeglichen Informationen abgeschnitten gewesen. Zumindest hatte man das beabsichtigt, kein Zugang zum Datennetz oder zu anderen aktuellen Medien und keine interplanetare Kommunikation. Es gab niemanden, der ihn hatte besuchen dürfen und nicht einmal seine Angehörigen und Freunde wussten, wo er sich befand. Die Einhaltung elementarster Menschenrechte war der Führungsclique der Solaren Welten offenbar vollkommen gleichgültig, wenn es um die Staatsräson ging. Johnson galt als Staatsfeind Nummer eins und so wurde er auch behandelt.
Es gab so viele, die nichts mehr fürchteten, als dass er den Mund aufmachte und zu reden begann …
Oh, Rudenko, ich wusste gleich, dass du ein Feigling bist!
Johnson hatte erfahren, dass die Führung des Putsches zunächst Admiral Rudenko angeboten worden war. Ihn hatten die Mächte, die den Putsch so sehr gefördert hatten, als eine geeignete Führungsfigur angesehen. Johnson war nur die zweite Wahl gewesen und seit man ihn festgesetzt und er sehr viel Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, war er oft der Frage nachgegangen, ob er nicht die falsche Entscheidung getroffen hatte, als er das Angebot annahm, den Aufstand anzuführen. Wenn er den Putschversuch im Rückblick betrachtete, dann hatte er manchmal das Gefühl, dass die Gruppe von Offizieren, die sich damals um ihn herum herauskristallisiert hatte, von Anfang an chancenlos gewesen war.
Die Rebellion – eine Totgeburt. Und ich – ein Narr! , setzte Johnson in Gedanken hinzu.
»Ich möchte mehr über Sie erfahren«, krächzte Sun-Tarin. »Schließlich spielen Sie in unseren strategischen Überlegungen eine wichtige Rolle. Wir müssen wissen, ob wir Ihnen vertrauen können.«
Johnson horchte unwillkürlich auf. War dieser Raumkommandant namens Sun-Tarin am Ende gar ein noch größerer Narr, indem er es überhaupt in Erwägung zog, dass sie einander vielleicht trauen konnten?
»Was wollen Sie wissen?«, fragte Johnson.
»Woran glauben Sie? Was sind Ihre Überzeugungen?«
»Wissen Sie nichts darüber? Sie machen sich die Mühe, mich von dieser Sandkugel namens Next I zu holen und wissen gar nicht, mit wem Sie es zu tun haben? Und da sprechen Sie dann von einer Strategie ?« Johnson schüttelte den Kopf.
»Ich möchte Ihre ganz persönlichen Äußerungen darüber kennen lernen«, sagte Sun-Tarin. »Nennen Sie es Neugier …«
»Nun, jedenfalls bin ich überzeugt davon, dass Ihr Heiliges Imperium es sehr viel schwerer hätte, das Territorium der Solaren Welten einzunehmen, wenn die Menschheit von mir geführt werden würde!«
»Erklären Sie mir das!«
»Ich hätte eine straffere Führung eingeführt. Die einzelnen Mitglieder der Solaren Welten haben zuviel Selbstständigkeit und in vielen Bereichen sogar die letzte Entscheidungsgewalt. Man kann von Glück sagen, dass es
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