Kolumbus kam als Letzter
Spanier nur knapp ein Jahrhundert.
232
Wann auch immer Latein erfunden wurde, zu diesem Zeitpunkt gab
es schon diese Kunstsprache, die dann als Lehnwörter Eingang in
die nordische Sprache der Wikinger und damit in dem Ketschua
gefunden haben kann, ähnlich den amerikanischen Ausdrücken in
europäischen Sprachen. Interessanterweise vollzieht sich das Auf-
tauchen der Inka einerseits unmittelbar mit bzw. nach dem Ende
der Normannenherrschaft im Königreich Sizilien bzw. im gesamten
Mittelmeerraum, wodurch die griechischen Vokabeln im Ketschua
leicht erklärt werden können, und andererseits mit beginnender
Vorherrschaft des Templerordens. Alte Untersuchungen bestätigen,
dass biblische Geschichten in Peru und die europäischen Lehnwör-
ter im Ketschua bereits vor dem Eintreffen der Konquistadoren bekannt waren.
Da Brasseur de Bourbourg auch im Maya-Quiché lateinische Wurzeln fand, scheinen einerseits wiederum parallele Entwicklungen
zum Ketschua der Inkas gegeben zu sein und andererseits vielleicht
in Wirklichkeit versteckte altgriechische bzw. keltische, germani-
sche oder gotische Wurzeln zu existieren.
Bereits 1786 untersuchte Sir William Jones, der 28 Sprachen be-
herrschte, einen »vielleicht nicht mehr existierenden gemeinsamen
Ursprung«, der die starke Übereinstimmung sowohl der Wort-
stämme als auch der grammatischen Formen zwischen dem Sans-
krit und den Sprachen der Griechen, Perser, Römer, Kelten und
Germanen erkläre (Jones, Nachdruck 1967, S. 15). Franz Bopp ver-
glich 1816 das Konjugationssystem der lateinischen, griechischen,
persischen und deutschen Sprache.
Deutet die Anwesenheit der Skythen in Indien, deren Sprache nach
Egenolff (1735) die Grundlage der keltischen, gotischen und auch
griechischen Sprache war, auf eine gemeinsame Sprachwurzel, die
Sprache der Skythen, hin? Scheinbar gemischt vorkommende alteu-
ropäische oder auch indische Sprachreste in den altamerikanischen
Sprachen könnten auf diese Weise leicht erklärt werden und bedin-
gen nicht verschiedene Invasionsphasen vieler Kulturen.
Es soll hier nur rein informativ auf das 44 Seiten umfassende,
allerdings unvollständige »Vokabelwerk Arisch-Ketschua« (»Vo-
cabulario ario-quichua«) des umstrittenen argentinischen His-
233
torikers Fidel López hingewiesen werden (vgl. Mahieu, 1972, S.
172 ff.). Im Jahre 1871 erschien in Paris ein anderes Werk dieses
Wissenschaftlers (López, 1871), das 1300 Wörter mit Sanskrit-
Wurzeln nachwies.
Bisherige Ausführungen bezogen sich auf zwei wichtige politische
Hauptsprachen. Ähnliche Untersuchungen wären für das Nahuatl
und die Aymara-Sprache sinnvoll. Auch in den Eingeborenenspra-
chen erlauben linguistische Arbeiten aus den ersten Jahrhunderten
der Konquista, germanische und lateinische Wurzeln zu entdecken.
Herman Leicht (1962) deutete einige von ihnen in einem Wörter-
buch der Mochika-Sprache, das im 17. Jh. von Fernando de la Car-
rera (1644) aufgestellt wurde. Wenn zwei Sprachen Hunderte kom-
plizierter – nicht klangmalender spontaner Laute Neugeborener –
Silben gemeinsam haben, dann kann man bei aller gebotenen Vor-
sicht zu der Schlussfolgerung gelangen, dass zwischen den
Völkern, die diese Sprachen sprechen, irgendein Kontakt bestand.
Handelt es sich nur um Zufall, wenn die Mochika-Kultur in Peru
einerseits Straßen sowie römisch anmutende Aquädukte baut und andererseits germanische (teutsche) Sprachwurzeln in ihrer Sprache
zu finden sind?
Auch in Mittelamerika ist z.B. das (aztekische) Nahuatl-Wort lan ( tlan ) – in der Bedeutung von Platz oder Ort mit dem althochdeutschen lan (vgl. Schützeichel, 1974, S. 106) und gotischen
(allerdings auch im Ahd. gebräuchlichen) land (Wrede, 1930, S.
449) nicht nur identisch, sondern bedeutet auch dasselbe: Land,
Gegend, Gebiet. Sogar das tlan (Silbe zur Bildung von Ortsnamen
– vgl. Karttunen, 1983, S. 282) könnte man nach Trennung dieses
Wortes in zwei Silben als Althochdeutsch interpretieren: te lan
(vgl. tepec: s. S. 186), in der Bedeutung das Land.
In Südamerika lässt nicht nur die Ähnlichkeit des Aymara-Wortes
Huta (Haus) mit dem althochdeutschen Hutta und dem dänischen Hytte aufhorchen. Bei meinem Besuch in Peru fielen mir die indianischen Namen von vier bewohnten Örtlichkeiten auf, die mit
Sacsa beginnen und bei Lima, Cusco, Arequipa und Ancash liegen.
Dieser Ortsname erinnert an den Volksnamen Sachse (auch ahd.
Sahso und Sazze), der auch im
Weitere Kostenlose Bücher