Kolumbus kam als Letzter
die ins Meer fließt.« Auch in Höhlen lebende Wilde
hatte man gesehen. An der Ostküste Kanadas gibt es nur einen Ort,
wo natürlicher Asphalt und leicht entzündliche Kohle vorkommen:
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Pictou County in Nova Scotia. Auch die beschriebenen Höhlen hat
man gefunden. Man nimmt an, dass Prince Henry mit seiner Flotte
in dem heutigen Guysborough Harbour an der Südwestspitze Nova Scotias an Land ging.
Das Klima war mild, das Land fruchtbar, und so beschloss Prince
Henry Sinclair zu überwintern, aber seine Flotte unter dem Befehl von Antonio Zeno nach Hause zu schicken. Bei den heute noch in Nova Scotia lebenden Micmac-Indianern gibt es die Legende von
einem weißen Prinz mit dem Namen Glooscap, der vom Osten her
»auf steinernen Inseln mit Bäumen darauf« über das Meer ge-
kommen sein soll und einen Winter bei ihnen verbrachte. Er soll in
einer Stadt auf der Insel gelebt haben, und als Waffen hätten die
Weißen scharfe Schwerter besessen.
Besuchte Sinclair nach Rückkehr seiner Flotte anschließend die
Küste von Massachusetts? Bei meiner Jagd nach Dinosauriern
wurde ich zufällig auf einen einzigartigen, kaum erwähnten Fund
aufmerksam: den Grabstein eines Ritters mit Schwert und Rüstung.
Er liegt, schwer zu finden, unmittelbar an der Depot Street am
Rande der kleinen Ortschaft Westford, nordwestlich von Boston.
Abb. 8: Templer. Der Autor am Grab eines Templers in Westford (Massachusetts). Das gebrochene Schwert zeigt, dass der Besitzer starb.
Bild C zeigt den mit Schwert und Schild auf der Grabplatte erscheinenden Ritter, nachdem Marriana Lines 1991 das Relief mit einem Spezialverfahren sichtbar machte. Bild D zeigt zum Vergleich einen Templer (Zeichnung: Frank Glynn). Bild A: Grabstein in Klimatin (Schottland) mit der Darstellung eines Schwertes aus dem 14. Jh.
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Auf dem schon seit Ende des 19. Jhs. bekannten Stein sind die Um-
risse eines Ritters mit Helm, Schild und Mantel eingemeißelt – in
der Darstellungsart, wie sie aus dem 14. Jh. aus Europa bekannt ist.
Anhand der Meißelspuren wurde das Alter des Steins auf ungefähr
600 Jahre geschätzt. Aufgrund des hohen Verwitterungsgrades
können die Umrisse der ganzen Gestalt nur noch durch ein speziel-
les Verfahren sichtbar gemacht werden. Auf dem Schild kann in
vagen Umrissen das Wappen der Sinclairs erkannt werden.
Nach Überzeugung der Einheimischen soll im Jahr 1399 von Prince
Sinclair eine Expedition ins Inland zum Prospect Hill unternommen worden sein, um das umliegende Land besser übersehen
zu können. Möglicherweise kam Sinclairs Bruder David hier um,
der nicht zu den Rückkehrern der Expedition nach Europa gehörte.
Er könnte hier gestorben und beerdigt sein, denn das abgebildete
Schwert ist gebrochen, ein Zeichen dafür, dass der Besitzer des
Schwertes gestorben war.
Auf einem Grabstein in der Krypta von Rosslyn, dem Stammsitz
der Familie Sinclair in Schottland, fand man einen Grabstein von
William Sinclair, neben der Darstellung eines Schwertes und einem
Kelch. Das Schwert kennzeichnet ihn als Templer und der Kelch
repräsentiert den Heiligen Gral. Die Templer fanden nach ihrem
Verbot 1312 in Frankreich Zuflucht in Portugal und durften den
Christusherrenorden gründen, der 1317 den gesamten templeri-
schen Besitz Portugals erhielt. Zur Unterscheidung wurde in das
rote Templerkreuz ein kleines weißes eingefügt. Portugal hatte sei-
nen Aufstieg zur Seemacht im 14. und 15. Jh. den Templern zu ver-
danken. Aber ein anderer Teil der Templer flüchtete in keltische
Gebiete: an die Nordküste Irlands und vor allem nach Schottland
(Baigent/Leigh, 1991). Denn die keltischen Clans in Schottland
(Highlander) wehrten sich noch bis 1745 gegen die Christianisie-
rungsversuche der Kirche, wie wir noch sehen werden.
Meiner Meinung nach stellte die Flotte des Prince Sinclair – immer-
hin zwölf Schiffe umfassend – einen Teil der sagenumwobenen
Flotte der Templer dar, die, voll beladen mit Schätzen, Frankreich
mit unbekanntem Ziel verließ. Rosslyn Chapel (Schottland) war auf
jeden Fall eines der wichtigen Zentren der Templer. Die Templer
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Abb. 9: Relingsgeschütz. Das in
Louisburg Harbour (Kanada)
gefundene Geschütz (oben) und
baugleiche Kanonen aus dem 15.
und 16. Jh. im Militär-Museum
in Lissabon (unten).
waren die dominierende eu-
ropäische Seemacht im 13.
Jh., hatten also auch nach der
offiziellen Zerschlagung
ihres Ordens die Macht und
das Geld, um nach Amerika
zu
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