Kolumbus kam als Letzter
Jah-
ren für den 3028 Meter dicken Eispanzer Grönlands rechnerisch
überschlagen, falls man eine konstante Bildungsrate des Eises vor-
aussetzt. War – als normaler Ablauf – ein intensiverer Schneefall
und damit Eisbildung nach einer Klimakatastrophe zu verzeichnen,
verringert sich der Zeitraum erheblich. In diesem Fall auf weniger
als eintausend Jahre. Entstand das heute vorhandene Eis zum aller-
größten Teil mit dem Beginn der Kleinen Eiszeit ab 1350, nachdem
es nach der Schneezeit im Römischen Klimaoptimum und dann in der Mittelalterlichen Wärmezeit vor ungefähr eintausend Jahren bereits wieder abgeschmolzen war?
Wie schnell ein Gletscher abschmelzen kann, zeigt folgende Über-
legung: Die normale Abnahme der Lufttemperatur nach oben be-
trägt 0,1 Grad Celsius pro 15 Höhenmeter. Bei einem Gefälle einer
Gletscherzunge von 20 Prozent (also zwei Meter Höhendifferenz
auf zehn Meter Gletscherlänge) genügt daher eine Temperaturzu-
nahme von 0,1 Grad Celsius, um die Gletscherzunge um 75 Meter
(bei 15 Höhenmetern) zu verkürzen. Bei nur fünf Prozent Gefälle
ergibt sich sogar eine Verringerung um 300 Meter. Berücksichtigen
wir eine Erhöhung um nur ein Grad Celsius, ergeben sich die
zehnfachen der zuvor errechneten Werte, falls keine neue Nahrung
in Form von Schnee dem Eis zugeführt wird. Auf jeden Fall kann
eine kleine Ursache (geringfügige Erwärmung) einen dramatisch
wirkenden Effekt hervorrufen.
Ein erneuter Klimawechsel
Die zweite Völkerwanderungswelle verursachte erneut Unruhe in
Europa, denn es war nicht die nomadische Natur der Goten und
Germanen (Keltogermanen), sondern vermutlich die einsetzende
Kälte, die Familien mit Kind und Kegel in den Süden trieb. Nord-
afrika war immer noch Getreidekammer der Wandalen und anderer
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Zuwanderer. Aber es ereignete sich dann ein erneuter Klimawan-
del. Das Grundwasser und der Wasserspiegel der Seen stieg um 800
erneut an. Streichen wir die mittelalterlichen dunklen Jahrhunderte, dann ergibt sich nicht ein schleichend vonstatten gehender, sondern
ein abrupter Klimawechsel, ja ein regelrechter Klimasturz. Urkun-
den, die Geschehnisse in diesem fiktiven, zu streichenden Zeitraum
beschreiben sollen, sind entweder als Rückprojektionen aus der
Zeit nach dem Jahr 1000 oder sogar 1350 zu werten.
Obwohl in den Geschichtsbüchern nichts dergleichen verzeichnet
ist, muss sich zu Beginn des Mittelalters eine Naturkatastrophe er-
eignet haben, deren Folgen auf der ganzen Erde spürbar waren.
Das schließt der englische Paläoökologe Mike Baillie von der
Queen's University of Belfast in Nordirland aus Baumring-Analysen: Um 540 »war ein katastrophales Ereignis, das sich in Bäumen
auf der ganzen Welt nachweisen lässt« (BdW, 13.9.2000). »Hat ein
gewaltiger Vulkanausbruch die Kälteperiode im 6. Jh. verursacht?
Oder hat doch ein Kometeneinschlag die Völkerwanderung in
Gang gesetzt?« Während Mike Baillie den Temperaturrückgang im
6. Jh. auf Kometeneinschläge zurückführt, glaubt der Vulkanologe
Ken Wohletz vom Los Alamos National Laboratory, dass der
Ausbruch eines riesigen Vulkans im heutigen Indonesien die ab
dem Jahr 535 (= 9. Jh. eZ) einsetzende Kälteperiode verursacht hat (BdW, 9.1.2001).
David Keys widmet den Naturkatastrophen im 6. Jh. ein ganzes
Buch (1999) und gibt als Zeitpunkt auch das Jahr 535 an, der sich
durch Auswertung von Eiskern-Bohrungen und Baumring-Analy-
sen ergeben soll. Wie auch immer, ich verweise hinsichtlich der
Datierungsprobleme in Bezug auf Eiskern-Bohrungen und Datie-
rungsmethoden auf »Irrtümer der Erdgeschichte«, und hinsichtlich
der Baumring-Analysen und Radiokarbonmethode auf das Buch
»C14-Crash« (Blöss/Niemitz, 1997).
Bei Altersbestimmungen mit der Radiokarbonmethode wird von
einem konstanten Zustand der radioaktiven Radiokarbon-(C14-)
Konzentration in allen dafür infrage kommenden Reservoiren der
Erde ausgegangen: Atmosphäre, Biosphäre und Humus. Berücksich-
tigt man die in diesem Buch diskutierten heftigen und abrupten Kli-
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mawechsel in den vergangenen Jahrtausenden seit der Sintflut, müs-
sen Datierungen mit der Radiokarbonmethode zwangsläufig fehler-
hafte Ergebnisse bringen. Denn im Wasser der Ozeane sind große
Mengen von Kohlendioxid (CO2) gelöst und damit gebunden. Falls
sich die Ozeane auch nur wenig erwärmen, werden ungeheuer große
Mengen von Kohlendioxid freigesetzt. Gleichzeitig steigt der Was-
serdampfanteil in der
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