Kolumbus kam als Letzter
Wi-
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kingersiedlung an der Westküste Grönlands. An der Ostküste sollen
die Wikinger wegen der Meeresströmungen mit kaltem, arktischem
Meerwasser nicht gesiedelt haben. Vor Beginn der Kleinen Eiszeit
war das Wasser wärmer und es gab kein Eis an der Ostküste.
Vielleicht findet man zukünftig Bauernhöfe der Wikinger unter
dem heutigen Eis – eventuell in der Nähe der Gebiete, in denen es
blonde Eskimos gab.
Die Thule-Kultur im arktischen Kanada erlebte ihre Blütezeit gegen
Ende des ersten Jahrtausends. Während die früheren Inuit-Be-
wohner des arktischen Nordens weitgehend eigenständig lebten,
gibt es Anzeichen dafür, dass die in Ostkanada heimische Thule-
Kultur durch Einwanderer aus dem nördlichen Alaska geprägt
wurde. Entstand diese auch Thule-Inuit genannte Kultur nicht, wie
offiziell dargestellt, durch Verdrängung der bereits vorher in Ost-
kanada ansässigen Dorset-Kultur (ca. -600 bis 1000), sondern eher
durch Vermischung der bereits ansässigen Kultur mit den aus dem
Osten kommenden und der Klimaerwärmung folgenden Kelten
und Wikingern? Anders gefragt: Wurde die Dorset-Kultur, ähnlich
wie die deutsche Nachkriegskultur, durch die Aufnahme fremder
Kulturen fast bis zur Unkenntlichkeit transformiert, dann erst
Thule-Kultur genannt?
Bereits die Dorset-Leute errichteten von 600-900 mysteriöse Lang-
häuser – wie die Kelten und Wikinger. Auf Pamiok Island, nördlich
von Quebec (Kanada), entdeckte man mysteriöse langhausähnliche
Strukturen mit einer Länge von über 44 Metern, die ursprünglich
den Wikingern zugerechnet wurden (Lee, 1972; Mowat, 1998).
Aber man fand angeblich nur Artefakte der Dorset-Kultur (Plu-
met, 1982). Allerdings ist – wie die Smitbsonian Institution bestä-
tigt – eine auf dieser Insel gefundene eiserne Wikingeraxt verloren
gegangen … (Fitzhugh/Ward, 2000).
Auf jeden Fall gibt es faszinierende Berichte der Ethnologen über
blonde Eskimos (Inuit) und Mandan-Indianer mit heller Haut,
blonden Haaren und nordischen Gesichtszügen, die wie Irokesen
und Wikinger in Holzhäusern nach skandinavischer Art wohnten,
»deren Mythologie von einem freundlichen Gott berichtete, der von
einer Jungfrau geboren war und einen Sühnetod starb, und die
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schon seit Generationen im Mittelwesten lebten, als in der Zeit
nach Kolumbus die ersten Siedler über die Appalachen vorstießen.
Und die einzig befriedigende Erklärung für die Anwesenheit dieser
so genannten ›weißen Indianer‹ ist, dass sie die letzten assimilierten Nachkommen der Wikinger-Kolonisten (und/oder der Kelten, HJZ)
waren« (Cameron, 1968, S. 119 ff.).
Bereits in »Irrtümer der Erdgeschichte« habe ich vor Drucklegung
des Buches vorausgesagt, dass man irgendwann unter dem angeb-
lich 30 Ma alten Eispanzer der Antarktis oder des vermeintlich
250 000 Jahre alten Eisschildes auf Grönland Spuren menschlicher
Besiedlung finden wird. Schon einen Monat nach Auslieferung
dieses Buches erschien eine sensationelle Meldung: »Kleine Eiszeit
ließ Wikinger ihre Grönlandfarmen aufgeben. 600 Jahre lang lag
die Wikingerfarm bei Nipaatsoq in Grönland unter Gletschersand
begraben. Jahrhunderte lang rätselten Wissenschaftler, was die Wi-
kinger gezwungen haben könnte, ihre Kolonien in Grönland auf-
zugeben. Archäologische Untersuchungen mit moderner Technik
geben nun dem Klimawandel im 14. Jh. die Hauptschuld« (BdW,
10.5.2001).
»Bodenuntersuchungen haben gezeigt, dass die Mitte des 14. Jhs.
einsetzende Kleine Eiszeit ein Leben an Grönlands nördlicheren Küsten unerträglich machte«, so Charles Schweger, Archäologie-Professor der Universität von Alberta.
Wurden die Farmer von diesem Ereignis überrascht? Nein, Ausgra-
bungen unter Leitung von Jette Arneborg brachten ungefähr 2000
Artefakte ans Tageslicht, die alle darauf hindeuten, dass die Wi-
kinger in Ruhe zusammengepackt und ihre Siedlung aufgegeben
haben. Archäologische Analysen sowie Bodenproben und Pollen-
untersuchungen ergaben, dass nicht, wie lange vermutet, kriegerische Auseinandersetzungen zu einer Aufgabe der Siedlung geführt
haben, sondern ein Klimawandel.
Die Auswirkungen schlagen sich deutlich im archäologischen Be-
fund nieder. Der zunehmende Fischanteil (anstelle von Rinder- und
Schafsknochen) zeigt, dass Weidewirtschaft kaum noch möglich
war. Auch mussten die Weber ihre Schafswolle mit der Wolle von
Karibu, Polarbär, Fuchs und Wolf mischen. Die Farm war Teil
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einer
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