Kolumbus kam als Letzter
Geschehnis der nord- und mit-
teleuropäischen Geschichte dar. Es scheint, als ob manches, was
bisher rätselhaft schien und daher abgelehnt wurde, von dem Stand-
punkt der Klimasprünge aus gesehen einen neuen Sinn ergibt.
»Die Überlieferung des griechisch-römischen Altertums hat von
der geschichtlichen Tragweite dieser Wanderungen nichts geahnt
und die ärgsten Fehlschlüsse begangen: nicht bloß die sonderbare
gallische Wandersage, die wir aus unbekannter Quelle bei Livius V
34 f. und Trogus-Justinus XXIV 4 lesen, sondern auch Cäsar VI 24
mit seiner (von Tacitus Germania 28 wiederholten) Annahme, dass
die in Mitteldeutschland ansässigen Volcae aus Gallien ausgewan-
dert seien, zeigen die falsche Orientierung Ost-West« (Norden,
1920, S. 358).
Schließen wir diese Phase des totalen Umbruchs mit den Worten
von Professor Kenneth J. Hsü ab: »Die Indo-Iraner gelangten nach
dem Zusammenbruch der Zivilisationen der frühen Bronzezeit in
den Mittleren Osten. Die ›Indogermanen‹ kamen während des An-
fangs der Eisenzeit in die von Trockenheit geplagten Länder des
Mittleren Ostens« (Hsü, 2000, S. 183). Er sieht Zusammenhänge
mit einer allmählich einsetzenden globalen Kältephase, die der
nachsintflutlichen Schneezeit gleichzusetzen ist und »zum Auszug
von Flüchtlingen aus dem gefrorenen Norden« führte – die End-
phase der Schneezeit.
Ende der Schneezeit
Ab -120 (ca. +350 eZ) wichen die Gletscher in der gallorömischen
Zeit zurück und der Alpenverkehr setzte wieder ein, allerdings nur
über die tieferen Pässe. Die Kelten wanderten in Italien ein und trafen auf die mit ihnen verwandten Etrusker. Der bereits beschrie-
bene Handel von Griechenland über den Po und die Handelsstraßen
nach Mitteleuropa begann einerseits auf dem Landweg, andererseits
aber wurde auch der Handel über den Seeweg bis nach Mittel- und
Nordeuropa sowie auch transatlantisch bis Amerika betrieben, wie
viele etruskische Funde und Inschriften bezeugen.
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In den folgenden Jahrhunderten zogen sich die Gletscher stark zu-
rück, und es vollzog sich ein neuerlicher starker Anstieg der Seen.
Die holländischen, norddeutschen und dänischen Moore wuch-
sen stark (Gams/Nordhagen, 1923, S. 306). Die Eispanzer Grön-
lands und Nordamerikas schmolzen bis auf einige Reste. Die
Schneezeit ging ihrem Ende entgegen, da durch den Anstieg des
Weltmeeresspiegels der Golfstrom durch die zwangsläufige Auf-
fächerung an Kraft verlor, denn er konnte jetzt in den Ärmelkanal
und die neu entstandene Nordsee fließen und traf frontal auf in-
zwischen wesentlich abgekühlte Wassermassen des Europäischen
Nordmeers.
Die nach dem Treibhauseffekt global sinkende Lufttemperatur
führte auch zu geringeren Wassertemperaturen. Damit wurde aber
die Zufuhr feuchter Luft in die arktischen Gebiete unterbunden,
denn je kälter die Luft ist, desto weniger Wasserdampf kann sie tragen: Bei einem Rückgang der Lufttemperatur von 10 auf -2
Grad Celsius sinkt der Wasserdampfgehalt auf nur noch 40 Prozent
(bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit). Die unausweichliche Folge: Die
Gletscher treten einen rapiden Rückzug an, da der Nachschub an
Schnee fehlt – obwohl es kälter wird!
Überraschend ist: »Das Polarmeer bleibt eisfrei, bis die großen
Inlandeis-Gebiete sich gebildet haben; erst dann setzt Vereisung
der Arktis ein … gefördert dadurch, dass die Island-Färöer-
Schwelle verflacht. Mit der Vereisung des Polarmeeres ist aber
auch das Ende der Glazial-Zeit gekommen; die Gletscher werden
nicht mehr genügend ernährt und schwinden …« (Schwarzbach,
1993, S. 309).
Grundsätzlich kann man zustimmen, aber im Gegensatz zu Martin
Schwarzbach sehe ich dieses Szenario sich nicht mehrfach während
des Großen Eiszeitalters in den vergangenen zwei Millionen Jahren
vollziehen, sondern als einschneidendes Ereignis genau am Ende der
dreiphasigen Warmzeit. Auch bin ich anderer Ansicht hinsichtlich
des grönländischen Eispanzers, denn er schmolz mit dem Ende der
Schneezeit ab. Vereist blieben nur einige hohe Bergspitzen Grön-
lands, wie auch der Alpen – die Alpengletscher wichen vor 2000
Jahren zurück (Gams/Nordhagen, 1923, S. 305).
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Beweise für das jugendliche Alter des grönländischen Eispanzers werden in »Irrtümer der Erdgeschichte« diskutiert (S. 212 ff.): Anhand der Dicke einer sich seit 47 Jahren über zwei abgestürzten
Flugzeugen gebildeten Eisschicht hatte ich ein Alter von 1818
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