Kolumbus kam als Letzter
die in Antakya am 23. des Monats Kanun al-Thani im Jahr 1212 von Dhu al-Quarnain (d.h. Alexander IV), welches das Jahr 1224 nach dem Tod von al-Iskander (d.h. Alexander III., der
Große) ist. Es gibt also viele Datenreihen verschiedener Kulturen in räumlich teilweise weit getrennten Gebieten. Diese Daten, denen
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auch noch unterschiedliche Kalendersysteme zugrunde liegen, wur-
den erst spät im 2. Jt. zu einer Jahreszahlenliste zusammengestellt. Es stellt sich die Frage, ob die uns geläufige Geschichtszahlenliste für Zeiten vor dem 15. Jh. und insbesondere für die Zeit vor dem Jahr
1000 überhaupt richtig zusammengesetzt wurde oder, was noch
schwerer wiegt, ob teilweise überhaupt tatsächliche Ereignisse und
Herrscherjahre dokumentiert sind. Mit anderen Worten, sind angeb-
lich historische Ereignisse, Persönlichkeiten oder ganze Kulturen
teilweise rein literarisch und die in diesem Zusammenhang
beschriebenen Finsternisse im wissenschaftlichen Sinne fiktiv?
Heribert Illig schneidet andererseits exakt 297 Jahre (614-911) frühmittelalterliche Zeit chirurgisch steril heraus und lässt ansonsten die klassische Antike im Westen sowie das hohe Mittelalter bis auf
kleinere Korrekturen bestehen. Ist Illigs Zeitschnitt einerseits qualitativ berechtigt, aber andererseits zu messerscharf?
Es soll untersucht werden, ob sich im 9. Jh. eine für die Menschheit der Alten Welt traumatisch wirkende Serie von Katastrophen
(Überschwemmungen, Erdbeben, Seuchen) ereignet haben kann,
die fast jegliche Festlegung von Geschichtszahlen – insbesondere
vor, aber auch nach diesen Ereignissen – als kaum verifizierbar er-
scheinen lassen könnte und damit die von Illig angesetzten Zeit-
grenzen, insbesondere für das Jahr 614, quasi nebulös in der Ver-
gangenheit verschwimmen lässt. Damit wären die von Franz Krojer
vorgelegten wenigen Beispiele von Finsternissen, die sich exakt in
einem bestimmten Jahr, zu einer bestimmten Tageszeit lange vor
dem 9. Jh. ereignet haben sollen, zeitlich nicht fixierbar.
Aber es gibt doch mittelalterliche Urkunden? Nein, aus diesen, aber
auch anderen Zeiten vor dem 10. Jh. gibt es keine echten Urkunden,
wie es insgesamt kaum mittelalterliche Originale, sondern
eigentlich nur Abschriften von Abschriften gibt, die sich inhaltlich und sogar in Bezug auf die eingetragenen Daten teilweise eklatant
widersprechen. Deshalb mussten von Historikern offiziell schon
etliche Korrekturen und Umdatierungen auf jüngere Daten vorge-
nommen werden.
Warum und wieso wurden Urkunden gefälscht? Wie war es über-
haupt möglich, die Geschichte Europas einfach umzuschreiben?
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Betrachten wir zuerst einige Fehlinterpretationen geschichtlicher
Wahrheiten in Bezug auf die Kelten.
Keltenstraßen
Von bis zu 4000 Jahre alten Wegezügen abseits der modernen Ver-
kehrswege sind noch manche dieser Alttrassen erhalten geblieben
(SpW, 27.7.2003). Die ursprünglichsten Wegezüge findet man
nördlich und südlich von Schleswig, begleitet durch Wälle und
Befestigungsanlagen. Unter den Wegesperren ist dabei besonders
das Danewerk bei Schleswig (siehe Foto 77)erwähnenswert. Auf dreißig Kilometern Länge sperren hier gestaffelt verlaufende
Wallzüge das landseitige Einfallstor ins Königreich Dänemark.
Dieses zwischen 690 und 1182 und sogar in der Neuzeit 1861-64
und 1945 immer wieder umgestaltete Bauwerk ist das größte
archäologische Denkmal Nordeuropas. Römer gab es nie in diesen
Gegenden.
Gab es Römerstraßen ?Sicher ist, es gibt antike Straßen, anscheinend in ganz Europa – allerdings auch in Irland, wie zur Überra-
schung der Wissenschaftler zufällig im Jahre 1989 entdeckt wurde
(BdW, 3.3.1989). Nur, Römer gab es in diesem urkeltischen Gebiet
zu keiner Zeit! Römerstraßen gleich Keltenstraßen? »Das Fernnetz
war von Rom aus organisiert« (Fischer, 2001, S. 99f.). Deshalb
erwartet man, dass nach einem Sprichwort alle Straßen nach Rom
führten und die Nennungen auf den Meilensteinen einheitlich auf Rom bezogen waren. Aber, »sie zählen vom Beginn der Straße,
vom letzten größeren Ort zum nächsten oder von der Pro-
vinzhauptstadt an« (Fischer, 2001, S. 100), jedoch nicht von Rom
aus, was zu erwarten gewesen wäre. Alle Wege führten in die nächs-
te Verwaltungsstadt. Oder nannte man diese Verwaltungsstädte allgemein Rom (Geise, 1997)? Trier und Aachen nannte man auch Roma Secunda.
Die einleuchtendere Variante könnte heißen: Es gab
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